Felix Riesterer: Sprachwissenschaft: Was ist eine Transperson? Und so entstehen neue Wörter

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Lieber Bíofilm,

Wenn du auf meine Frage, wie ich dich nennen soll, "Felix" antwortest, dann kann ich nicht entgegnen: "Das ist keine Tatsache!" Das wäre ein logischer Fehler.

wieso? Du hast explizit nach meinem Wunsch gefragt. Der wurde in diesem Moment auf eine ganz bestimmte Art beantwortet. Ob mein Wunsch sich mein Leben lang nicht ändert, ist alles andere als gesichert. Ebenso kann ich dem nächsten, der mich fragt, eine andere Antwort geben. Das Sozialverhalten ist eine sehr schwierig reproduzierbare Angelegenheit, daher ist der Vergleich mit belegbaren Fakten schwierig. Hier kommt das Wahrheitsprinzip ins Spiel, weil die persönliche Wahrnehmung/Erinnerung und die objektiv messbare Wirklichkeit (Video-/Tonaufnahmen) nicht immer zum selben Ergebnis kommen. Ich könnte mich ja vertan haben und in meiner Wahrnehmung etwas anderes gesagt haben.

RT ist sicherlich keine unproblematische Quelle, aber mich hat der Titel gereizt, daher hier der Link (habe es noch nicht angeschaut): I Want My Sex Back: Transgender people who regretted changing sex (RT Documentary)

Dass für dich nur vermeintliche "materielle" Tatsachen als solche gelten, zeigt, dass du Geisteswissenschaften, Sozialwissenschaften und Psychologie nicht anerkennst.

Tut es das? Nun, vielleicht ist das ja so. Vielleicht aber auch nicht.

"Kaputt" ist eine wertende, eine abwertende Bezeichnung.

Sie definiert einen Defekt. Richtig. Warum sollte das falsch sein?

Eine Bezeichnung, das man üblicherweise für Gegenstände verwendet. Eine Bezeichnung, die man nie für Personen oder deren Körper verwenden sollte.

Warum nicht? Weil es einen Teil oder Aspekt eines Körpers versächlicht? Und wenn es so ist, warum ist das ein no-go? Versächlichen denn die Leute, die den Verlust ihres Penis feiern, denn nicht auch diesen Teil ihres Körpers? Und warum ist das dann dort in Ordnung oder gar begrüßenswert?

Die Biologie spricht hier übrigens von einer Abweichung oder Anomalie.

Klingt das schöner? Fühlen sich die Betroffenen deshalb besser? Anderssein war schon immer schwer. Wer sich nicht hinter Euphemismen verbergen muss, weil er/sie/divers der Wahrheit kalten Blutes ins Auge schaut, wird mit dem eigenen Leben besser klar kommen und solche Weichspülerei nicht benötigen.

Die Medizin und Psychologie, wenn die Sache Leiden verursacht, von einer Störung.

Ist "Störung" etwa kein abwertender Begriff? Hat man sowas gerne? Wie wenn es eine Telephon-Störung oder beim Fernsehempfang gibt. Also wirklich jetzt... kopfschüttel

LOL. Existiert überhaupt irgendeine Diskriminierung, wenn du sie leugnest mit deinem bis ins Absurde verkehrten Tatsachenbegriff?

Natürlich! Ich kann Dich noch immer beschimpfen und mich Dir gegenüber unsachlich verhalten. War Dir das unklar?

Aha, und? Definiert man Menschen über ihre Fortpflanzungsfähigkeit, alle anderen sind "kaputt"?

Man definiert Menschen bitte niemals über ihre Fortpflanzungsfähigkeit. Aber eine funktionstüchtige solche gehört zu einem "gesunden" Menschen unzweifelhaft dazu. Fehlt sie, spricht man von allen diesen wunderschönen Anomalien/Störungen/Fehlbildungen/Schädigungen/... also Bezeichnungen für "kaputt".

Anstatt Größe zu zeigen und dich einfach für deine zynische Wortwahl zu entschuldigen, reitest du dich nur weiter hinein.

Vielleicht. Du darfst das gerne so sehen.

– jemand, der übrigens auf natürlichem Wege nicht fortpflanzungsfähig ist

Dein Körper ist ein Teil der Natur. Sein Zustand mag ohne künstliches Einwirken des Menschen so (geworden?) sein. Oder nicht. Was kümmert es uns in dieser Debatte? Macht es Dich als Person weniger wert? Vielleicht als Partner für eine erfolgreiche Familienplanung... aber prinzipiell als Person ändert es Deinen Wert überhaupt nicht. Dein Verhalten in dieser Debatte aber definiert Dich dagegen sehr.

Liebe Grüße

Felix Riesterer