Michael Schröpl: Arbeitslos glücklich - aber bitte ohne die arbeitende Gesellschaft

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Als ich las, wie einige auf eine "drohende"
Festeinstellung reagierten, war ich sprachlos,
denn es trifft genau das, wie es mir zur Zeit geht.
Ich brauche mich nicht in Krankheit und so zu
flüchten, weil ich ja keine Leistung beziehe,
aber sobald ich auch nur denke, eine Arbeit holt
mich ein, laufe ich davon, "vergesse" noch irgendwas
nachzureichen und so weiter. Gleichzeitig aber will
ich wohl doch eine Arbeit, sonst würde ich mich doch
überhaupt nicht umsehen, oder?  Aber die Angst,
in die Tretmühle eines von Dir beschriebenen Jobs
zu geraten, scheint größer zu sein, als mein Wunsch,
eine feste Arbeit zu bekommen.

Diese Argumentation erscheint mir widersprüchlich.

Wenn Du keine Leistung beziehst, kann Dir durch eine
Kündigung - falls Dir die "Tretmühle" letztlich doch
nicht zusagt - auch keine Leistung verloren gehen.
Wieso versuchst Du es also nicht einfach mal? Dein
Arbeitgeber wird ohnehin eine Probezeit mit Dir
vereinbaren wollen, und danach kannst Du immer noch
wieder aussteigen.

Oder hast Du Angst davor, nach einer Kündigung beim
nächsten "Versuch" schlechtere Karten zu haben?
Das wiederum wäre eigenartig, weil Du ja schon den
ersten Versuch gar nicht zu riskieren bereit bist. ;-)

Aber allgemeiner betrachtet: Jemand wie Du wird am
wenigsten Angst vor einer Beschäftigung haben, die
Dich von vornherein weniger starr an das "System"
bindet.
Also eine zeitlich begrenzte Tätigkeit, ein Auftrag,
ein Projekt etc. Zeitarbeit ist eine Methode, die
versucht, in dieser Hinsicht etwas zu schaffen;
externe Projektmitarbeiter, die keine Beschäftigungs-
garantie über das Projekt hinaus erhalten (und Du
willst ja auch gar keine solche Garantie).
Vielleicht wäre auch Selbständigkeit - mit der Möglich-
keit, den eigenen Arbeitseinsatz dosieren zu können -
eine Alternative?

Das reflexartige Ablehnen der gebotenen Gelegenheiten
halte ich jedenfalls nicht für die optimale Reaktion.
Du kannst ja schon beim Formulieren Deiner Bewerbung
angeben, was Du alles nicht willst - das reduziert zwar
die Chance, überhaupt ein Angebot zu erhalten, drama-
tisch (solange Zeitarbeit noch kein allgemein anerkann-
tes Konzept in unserer Gesellschaft ist), aber es nimmt
Dir die Gewissensbisse, ein Angebot abzulehnen, das Du
nicht willst.