Philip: Ist Deutschland ein gerechter Sozialstaat?

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Hallo Olli,

nach offizieller Beglaubigung dieses Threads hier durch Großmeister Stefan M. kann ich dann ja jetzt auch
mal ausführlich auf Deinen ergiebigen Vortrag antworten:

Um vornherein eins Klarzustellen, dieses Posting ist meine absolute private Meinung
Weiterhin rede ich hier nicht um Kurzzeitarbeitslosen, sondern um Die sogenannten Langzeitarbeitslosen.
Weiterhin meine ich nicht die Leute, die partout keine Arbeit finden, sondern solche die einfach ?keinen
Bock haben? arbeiten zu gehen. Ich hoffe ihr wisst von welchen ich Rede.

Allen Bundesländern stehen ausreichend Möglichkeiten zur Verfügung, den Arbeitsverweigerern, die Du
meinst, den Geldhahn zuzudrehen. Wird das bei Anarchisten und Prahlhänsen nicht gemacht, die offen
zugeben, nicht arbeiten zu wollen, dann ist das ein Fehler der dafür zuständigen Beamten. Der Anteil
dieser vom Glück verfolgten Langzeitverweigerer ist schwindend gering und stellt keine gravierende
Belastung unseres Sozialsystems dar. Diese Diskussion am falschen Ende vernebelt die Sicht auf die
wahren Probleme und dient eigentlich nur dazu, Einschaltquoten dubioser Talkshows in die Höhe zu treiben.

Seien wir doch mal ehrlich: Welcher Autofahrer würde nicht seine Versicherung beschummeln, wenn sich
ihm die Möglichkeit dazu böte? Gleichermaßen verhält es sich beim Arbeitslosengeld, das eine
Versicherungsleistung darstellt, für die zuvor oftmals jahrelang zwangsweise eingezahlt werden musste.

Je nachdem wie lange Du in welcher Branche für wieviel Geld gearbeitet hast, besitzt Du auch Rechte,
gewisse Job-Angebote der Ämter eine Zeit lang abzulehnen. Das liegt u. a. daran, dass Menschen vor
dem Gesetz noch als Menschen und nicht als Industriemaschinen definiert werden. In Amerika ist das
anders, das stimmt. Aber dort wurde ja auch das Fließband erfunden und die Kinder erschießen sich
gegenseitig in den Schulen. Da wäre mir Tibet als Beispiel lieber gewesen.

Und schon waeren wir mitten im Posting. Deutschland, mit ihm die  ?soziale Marktwirtschaft?,
gibt sich nach meiner Ansicht viel Muehe um ihre Arbeitslosen.

Wenn man angesichts des Arbeitslosenheeres die Löhne bis runter auf DM 9.- pro Stunde drückt, nennst
Du das Mühe geben? Für diese seit Jahren grassierende Unsitte des Unternehmertums wurde bereits
ein international anerkannter Begriff namens "working poor" erfunden. Das heißt "arbeitende Arme". Menschen,
die vollzeitbeschäftigt sind, aber wegen zu niedrigen Stundenlöhnen trotzdem noch zur Sozialhilfe gehen
müssen. Wenn sich so jemand dann irgendwann mal frustriert hinstellt und sagt: "Wozu noch arbeiten,
wenn ich auch ohne Arbeit genauso wenig Geld zum Leben habe?", dann sollte man sowas doch bitte
schön ein wenig differenzierte betrachten, sonst wird man bei Texten wie Deinen schlichtweg zum
Unmenschen.

Warum, muss ich als Arbeitnehmer, und damit der Finanzierer des Staates, indirekt die Leute
finanzieren, welche dem Staat, und somit auch mir, nichts zurueckgeben. Es auch nie vorhaben.

Wie bereits an Dich herangetragen: Arbeitslosengeld ist eine Versicherungsleistung. Sozialhilfe dagegen
wird voll aus dem Steuersäckel bezahlt. Und bei dieser Sozialhilfe gibt's auch nur Kohle, wenn man sich
der Arbeitsvermittlung zur Verfügung stellt. Hier in Hamburg musst Du 10 bis 12 Bewerbungen pro Monat
dokumentieren, wenn Du Dir was zu essen kaufen möchtest.

Aus welchem Grund, gehe ich 8h am Tag 7 Tage die Woche schuften?

Womit wir endlich beim Kern Deiner Wut angelangt sind. Lässt sich ganz einfach beantworten: Weil Du
Dich entweder ausnutzen lässt bzw. Dein Leben nicht im Griff hast oder den Arbeitslosen nicht 2 - 3 Tage
davon abgeben möchtest.

Es wuerde doch auch viel einfacher gehen, mach ich einfach mal so einen auf ?arbeitsloss? weil, das
macht halt einfach mehr Spass.

Probiere es aus und kündige Deinen Job. Wegen der Kündigung wirst Du auf jeden Fall schon mal volle
3 Monate lang gesperrt, bekommst als keinen Pfennig vom Amt. Dass es Dir dann Spaß macht, zusammen
mit den Polen für ca. DM 11.- die Stunde Spargel ernten zu gehen, kann ich mir nach Deinen Mails irgendwie
nicht vorstellen. Sprichst Du polnisch?

Verstehen wir uns richtig, wenn ich behaupte, das man als Kind schon  lernt auch Sachen zu tun die
einem keinen Spass machen? Warum racker ich mich ab? Um mit ein paar hundert Mark mehr im
Monat in der Tasche nach hause zu gehen als jemand der verhaeltnisswenig nichts macht?

Schön, dass Du Deiner Wut noch weiter auf den Grund gegangen bist. Was können nun also
Arbeitsverweigerer bzw. Lebenskünstler für Deine verkorkste Kindheit, aus der dieser detailliert von Dir
vorgetragene Arbeitswahn entstanden ist?

Warum stehe ich vor Der Zeit auf? Warum mach ich alle diese Sachen, welche mir eigentlich keinen
Spass machen? Aus dem einfachen Grund, einmal zu wissen das es mir besser geht.

Weil Du eine verkehrte Einstellung zum Leben auf dem Planeten Erde entwickelt hast. Beruf leitet sich
übrigens von "Berufung" ab. Schade, dass Dir das alles keinen Spaß macht. Vielleicht solltest Du Dir
mal therapeutische Hilfe suchen?

Machen wir doch alle einen auf ?arbeitslos? und machen mal nur das was uns Spass macht.

Momentan nicht mit Dir zusammen. Ansonsten gerne mit ganz viel FANTA-Limonade und beheizten Parkbänken.

Nun sagt bitte nicht ?In Deutschland gibt es keine Arbeit?. Das ist grundverkehrt. Es gibt ueberall
Arbeit. Es ist  nur so, das man sich a) zu fein fuer die Arbeit ist, b) man sich unterbezahlt fuehlt,
oder c) die Arbeit einfach keinen Spass macht.

Womit Du mir sagst, dass über 4 Millionen Arbeitslose selber Schuld an ihrer Misere sind.

Würdest Du Dich auch in Äthiopien vor eine verhungernde Familie auf der Straße stellen und laut
brüllen: "Wieso verhungert ihr Idioten? Es gibt doch genug Nahrung auf dem Planeten!" ???

Da könntest Du glatt richtig mit liegen, nur wird diese Nahrung ungerecht verteilt.

Aber das ist nicht das einzige was in Dtl. Verkehrt laeuft (wiso verdien ich am meisten wenn ich Urlaub
habe? Wiso zahl ich genausoviel Autosteuer wie einer der doppelt so viel die Strassen benutzt.......)

Hast Du Dir nur einmal in Deinem spaßlosen Leben überlegt, welche Kosten Du verursachst, für die
andere mitbezahlen? Da wirst Du hier in Deutschland jahrelang von Steuergeldern zur Schule geschickt
und kannst dann hinterher noch nicht mal richtig schreiben... Ich muss mich sowieso fragen, wie sowas
wie Du einen Job finden konnte. Dein gesamter Vortrag ist an pubertärer Unwissenheit über Werden und
Vergehen auf dem Planeten Erde nicht mehr zu überbieten, entsprechend würde ich Dich in meinem
Unternehmen erst mal nur den Futternapf des Firmenmaskottchens säubern lassen. Sozial inkompetente
Mitarbeiter sind so ziemlich das Schlimmste, was einem Team widerfahren kann, erst recht, wenn sie mit ihrem
eisenfressenden Egoismus auch noch kokettieren gehen. Versuch's doch mal mit Ruhe und Gemütlichkeit, was
beim Verstehen beginnt und dann möglicherweise eines Tages in humanes und konstruktives Denken
übergeht.

Shalom
Philip