Tim Tepaße: Man muß einfach nur professionell lügen!

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Und wie wir alle wissen, liegen professionelle Lügen immer stark an der Wahrheit, mehr dazu gleich.

Seit kurzem arbeite ich für eine Firma, die ein ähnliches Spiel wie das Clowntheater haben wollen. *Freude, Reichtum, Bierschokoladeverschenk*

So eine Firma ist mir sofort unsympathisch. Können die mich nicht einfach in Ruhe lassen? Das nur nebenbei.

Leider muß ich dabei mit verschiedenen Werbeheinis zusammenarbeiten, die alle behaupten, dass man das unbedingt in Flash machen muß. *Frust, heul*

Tröste dich einfach mit dem Gedanken, daß Werbeheinis eh nie Ahnung von nix haben ;o)

Deren Argument ist, dass der User, im speziellen das Zielpublikum (14 -29 Jährige) normale Html-Seiten langweilig findet und nurmehr auf geile Flashseiten  abfährt.

Also hier ist ein 21-jähriger aus dem Zielpublikum, der nicht auf "geile Flashseiten" abfährt.

Also, was ich dir empfehle:

  • Komm denen mit der Web Accessibility Initiative des W3C - wenn du denen nur oft genug das Wort "Standard" dabei um den Ohren haust, werden sie schon gefügig.
    Zeig denen, daß die Aktion Mensch schon extra eine Seite pro barrierefreies Webdesign eingeführt hat http://www.einfach-fuer-alle.de, gib das Beispiel, daß AOL schon aufgrund der Nichtzugänglichkeit verklagt wurde und daß laut des Behindertenbeauftragten der Bundesregierung schon in dieser Legislaturperiode ein Gleichstellungsgesetz eingeführt werden soll.

  • Das nächste Schlagwort ist Usability - hier natürlich auf Jakob Nielsen hinweisen, dessen schon berühmt gewordene Alertbox hier schon im Thread erwähnt wurde.
    Ansonsten besuche mal http://www.kommdesign.de und fisch dir dort mal ein paar Links zu Studien, die gegen das Gezappel auf dem Bildschirm wettern, raus. Hier natürlich das Wort Diplompsychologe fallen lassen - selbst Werbefutzis dürften sich (typisch deutsch) davon beeindrucken lassen.

  • Bring Beispiele:
    Wie schon erwähnt, zeig denen wie lange http://www.derbauer.de lädt (aber möglichst vor Ende des Ladevorgangs das Fenster diskret wegmachen)
    Erwähne diesen Onlineshop, der wegen des nicht so leicht zugänglichen Designs spektakulär pleite gegangen ist. boo.com hieß der, glaube ich.

  • Demontier die Gruppe der 14- bis 29jährigen - so eine homogene Gruppe gibt es nicht mehr. Mach das möglichst anschaulich, mit Geschichten der 14jährigen Pferdenärrin, die zwar alles über Pferde weiß, aber gerade mal den An-Knopf am Computer findet, geh zum 20jährigen Linuxnutzer aus Überzeugung, geh zu den ganzen Studenten, die nur über die Uni ins Internet gehen und dort auf Netscape 3.0s auf Unices angewiesen sind etc pepe.

  • Und nachdem Du sie damit zugemüllt hast (Klappern gehört eben zum Handwerk ;o) ), zeig dich konziliant, daß man doch vielleicht ein oder zwei kleine Flashspielchen auf der - ansonsten pures (X)HTML - Seite unterbringen könnte, um das ganze attraktiver zu machen.

Gruß, Tim