Huhu Patrick!
Heute warst Du ja richtig sachlich bei dem Thema. :-)
Warum haben sie also geschlafen und die Entwicklung, wie sie jetzt gekommen ist, im Kauf genommen?
Fuer mich als Beobachter stellt sich das so dar:
Die Codebasis von Netscape 4 war vom softwaretechnischen Standpunkt aus eine Katastrophe. Scheinbar wurden immer mehr Erweiterungen eingebaut, ohne die Programmarchitektur entsprechend aufzubohren. Irgendwann gibt das die bestehende Struktur nicht mehr her - der Code wurde toterweitert. Zahlreiche Bugs sprechen da fuer sich. Sowas ist nicht ungewoehnlich, wenn Programmierer unter zu grossem Zeitdruck arbeiten muessen.
Die Architektur des Communicators haette grundlegend geaendert werden muessen. Nur logisch, das Mozilla dann von Grund auf neu entwickelt wurde. Das wusste Netscape ebenfalls, nur wussten die auch, dass das jede Menge Geld kostet. Geld, das sie nicht hatten (http://www.heise.de/newsticker/data/un-05.01.98-000/). Woher auch, ihren Browser konnten sie ja nicht mehr verkaufen, erst nicht mehr an Privatleute, dann nicht mal mehr im kommerziellen Bereich. Im Vergleich zu Microsoft war Netscape nur eine kleine Hinterhof-Garagen-Firma.
Scheinbar hat man auch keinen Weg mehr gesehen, auf die Schnelle wieder zu Geld zu kommen. Immerhin waren sie selbst auf der Suche nach einem Kaeufer (http://www.heise.de/newsticker/data/un-05.02.98-000/). Gleichzeitig hat man aber auch Mozilla als Open-Source-Projekt gestartet (http://www.heise.de/newsticker/search.shtml?T=Netscape Mozilla&thresh=1&hs=31). Warum auch nicht, schliesslich wuerden sie mit dem Verkauf des Programms ja ohnehin nie wieder Geld verdienen.
Ich denke also, sie hatten ueberhaupt nicht die Moeglichkeit, Microsoft noch laenger standzuhalten. Uebrigens laeuft nach wie vor ein Verfahren gegen Microsoft (http://www.heise.de/newsticker/data/em-19.05.98-000/), in dem es um die ueblen Machenschaften dieser Firma geht (http://www.heise.de/newsticker/data/em-20.05.98-000/), die diese Entwicklung wesentlich beeinflusst haben. Nach dem Wechsel der Regierung an den texanischen Neandertaler sieht es nun aber so aus, wie wenn Microsoft relativ ungeschoren davonkommen wird.
So long