Siechfred: Europäischen Jahr der Menschen mit Behinderungen 2003

Guten Abend,

gerade habe ich gelesen, dass 2003 das Jahr der Behinderten ist. Vielleicht erfährt die so genannte BITV (http://www.bmi.bund.de/dokumente/Artikel/ix_90156.htm) vor diesem Hintergrund ja deshalb so viel Aufmerksamkeit.

Da dachte ich mir, ich lese mir diese Verordnung mal durch, man sollte schließlich wissen, worum es geht und wovon man redet. Dabei ist mir die Anlage I zur Verordnung aufgefallen, also diejenige, welche die Anforderungen an eine "barrierefreie Seite" definiert. Dabei habe ich festgestellt, dass hier im Forum Barrierefreiheit zumindest im Sinne dieser Verordnung stets propagiert wird, z.B.:

"Für jedes Nicht-Text-Element ist ein äquivalenter Text bereitzustellen."
soll heißen: verwendet u.a. das ALT- bzw. TITLE-Attribut bei Grafiken

"Mittels Markup-Sprachen geschaffene Dokumente sind so zu erstellen und zu deklarieren, dass sie gegen veröffentlichte formale Grammatiken validieren."
soll heißen: nur valide Seiten sind barrierefrei im Sinne der BITV

"Es sind relative anstelle von absoluten Einheiten in den Attributwerten der verwendeten Markup-Sprache und den Stylesheet-Property-Werten zu verwenden."
soll heißen: Prozentangaben und em statt px und pt

"Tabellen sind nicht für die Text- und Bildgestaltung zu verwenden, soweit sie nicht auch in linearisierter Form dargestellt werden können."

usw. usf. (wen es interessiert, der kann sich ja die Anforderungen mal zu Gemüte führen). Zwar setzt die Verordnung die mittlerweile veralteten WCAG 1.0 um, mittlerweile gibt es ja schon eine Arbeitsfassung von Version 2.0 (http://www.w3.org/TR/ATAG20/), aber immerhin.

Was ich damit sagen will, ist, dass dieses Forum sich bereits unbewusst für einen Teil dessen, was Barrierefreiheit ist, engagiert, "und das ist auch gut so" (Klaus Wowereit). Somit leistet das Selfforum seinen Beitrag zum Europäischen Jahr der Behinderten, der imho wertvoller ist als eine aufgeblähte Spendengala zur Gewissensberuhigung der Allgemeinheit. Ich bin stolz auf Euch :-)

mfg Torsten

--
Opinions are like assholes: everybody has one.
ss:| zu:| ls:# fo:| de:[ va:| ch:? n4:& rl:? br:& js:| ie:% fl:( mo:}
  1. Hallo,

    gerade habe ich gelesen, dass 2003 das Jahr der Behinderten ist.

    In Österreich ist dies das Jahr des Wassers.

    Was ich damit sagen will, ist, dass dieses Forum sich bereits unbewusst für einen Teil dessen, was Barrierefreiheit ist, engagiert, ...

    Die Aussage finde ich allerdings ziemlich verkehrt.
    Es sollte wohl heissen: "Die Gesetzgebung hat endlich die schon lange vermissten und geforderten Richtlinien für die barrierfreie Gestaltung von Webseiten veröffentlicht, was den Teilnehmer dieses Forums, die sich bereits seit längerem auch ohne gesetzliche Vorgaben für die Barrierfreieheit im Internet engagieren, in ihren Bemühungen recht gibt."

    Ich glaube kaum, dass das langsame Reagieren seitens der  Gesetzgebung mit "unbewusstes Engagement" seitens der Öffentlichkeit gleichzusetzten ist.

    Grüße
    Thomas

    1. Guten Abend Thomas,

      Es sollte wohl heissen: "Die Gesetzgebung hat endlich die schon lange vermissten und geforderten Richtlinien für die barrierfreie Gestaltung von Webseiten veröffentlicht, was den Teilnehmer dieses Forums, die sich bereits seit längerem auch ohne gesetzliche Vorgaben für die Barrierfreieheit im Internet engagieren, in ihren Bemühungen recht gibt."

      So wollte ich es verstanden haben.

      Ich glaube kaum, dass das langsame Reagieren seitens der  Gesetzgebung mit "unbewusstes Engagement" seitens der Öffentlichkeit gleichzusetzten ist.

      Genau das wollte ich damit nicht sagen.

      mfg Torsten

      --
      Wahr ist nicht, was der Sender sendet, sondern was der Empfänger empfängt.
    2. Hallo Thomas,

      In Österreich ist dies das Jahr des Wassers.

      Da habe ich heute auch schon was dafür getan. Getrunken nämlich.

      • Tim
  2. "Es sind relative anstelle von absoluten Einheiten in den Attributwerten der verwendeten Markup-Sprache und den Stylesheet-Property-Werten zu verwenden."
    soll heißen: Prozentangaben und em statt px und pt

    px *ist* eine relative Einheit. Zumindest laut CSS-Spezifikation, nach der das Ganze ja u.a. validieren soll, nicht?

    H.

    1. Hi Henner,

      "[...] relative anstelle von absoluten Einheiten [...] Prozentangaben und em statt px und pt

      px *ist* eine relative Einheit. Zumindest laut CSS-Spezifikation, nach der das Ganze ja u.a. validieren soll, nicht?

      korrekt, aber ich gehe davon aus, dass dir die in der Praxis wenig vorhandene Relativität der Einheit "px" bekannt ist und dass Torsten sich darauf bezog.

      Grüße,
       Roland

      --
      http://www.fu2k.org/alex/css/layouts/3Col_OrderedAbsolute.mhtml
      http://aktuell.de.selfhtml.org/tippstricks/beitrag.htm
      ss:| zu:} ls:} fo:} de:> va:} ch:| sh:) n4:& rl:| br:< js:{ ie:{ fl:{ mo:|
      1. Hi Roland :-)

        "[...] relative anstelle von absoluten Einheiten [...] Prozentangaben und em statt px und pt

        px *ist* eine relative Einheit. Zumindest laut CSS-Spezifikation, nach der das Ganze ja u.a. validieren soll, nicht?

        korrekt, aber ich gehe davon aus, dass dir die in der Praxis wenig vorhandene Relativität der Einheit "px" bekannt ist

        Ich weiss nur, dass handelsübliche Browser nicht viel davon umsetzen. Mit Projektoren oder anderen Ausgabemedien habe ich keine diesbezüglichen Erfahrungen. (Weil ich etwa für Druckstylesheets 'px' gar nicht erst verwende.)

        und dass Torsten sich darauf bezog.

        Das glaube ich so pauschal nicht. Er hat von "validieren" gesprochen, bzw. sich auf die Verordnung bezogen, die hinreichend dämlich ausgedacht und formuliert ist - nun ja, besser als gar nichts, vermutlich.
        "px" validiert jedenfalls sowohl formal-syntaktisch als auch semantisch gegen die Anforderungen. Und, nein, ich gehe nicht davon aus, dass ihm die Relativität der Einheit bewußt war. Wenn dem doch so sein sollte, möge er es uns mitteilen.

        Praxisbezug konnte ich in seinem Posting auch nicht wirklich erkennen, sondern nur die üblichen Allgemeinplätze (die nicht falsch sind, aber wie du selbst treffend bemerkt hast - unzureichend).

        H.

        1. Guten Abend die Herren,

          "Und, nein, ich gehe nicht davon aus, dass ihm die Relativität der Einheit bewußt war. Wenn dem doch so sein sollte, möge er es uns mitteilen.

          Es war mir nicht bekannt, mea culpa.

          Praxisbezug konnte ich in seinem Posting auch nicht wirklich erkennen, sondern nur die üblichen Allgemeinplätze

          Ist ja gut, ich habe doch meine Watschen schon abbekommen (siehe Posting von Thomas). Werde mich künftig mit solchen Threads zurück halten, versprochen :-)

          mfg Torsten

          1. Hallo Thorsten,

            Ist ja gut, ich habe doch meine Watschen schon abbekommen (siehe Posting von Thomas).

            *kopf streichel*  ;-)
            Es war halt meine Meinung ;-)

            Quasi IMHO

            ad hoc singo

            Grüße
            Thomas

        2. Hallo,

          "[...] relative anstelle von absoluten Einheiten [...] Prozentangaben und em statt px und pt

          px *ist* eine relative Einheit. Zumindest laut CSS-Spezifikation, nach der das Ganze ja u.a. validieren soll, nicht?

          korrekt, aber ich gehe davon aus, dass dir die in der Praxis wenig vorhandene Relativität der Einheit "px" bekannt ist (...) und dass Torsten sich darauf bezog.

          Das glaube ich so pauschal nicht. Er hat von "validieren" gesprochen, bzw. sich auf die Verordnung bezogen, die hinreichend dämlich ausgedacht und formuliert ist - nun ja, besser als gar nichts, vermutlich.

          Die relevante Anlage der BITV sagt gar nichts über die Einheit px bzw. stellt sie weder als theoretisch absolut (was nicht zuträfe) noch praktisch absolut (was i.d.R. zuträfe) hin. Weder die BITV noch die WCAG sagen explizit, dass px auf eine bestimmte Weise als absolute Einheit verstanden werden kann und dementsprechend vermieden werden soll. Es ist auch nicht ausdrücklich festgelegt, ob der Terminologie der CSS-Specs gefolgt wird, aber für die WCAG kann das zumindest angenommen werden - und die Richtlinien der BITV-Anlage sind streng an die WCAG angelehnt.
          Die WCAG führen als Beispiele für absolute Einheiten die gemäß CSS »absoluten« auf: http://www.w3.org/Consortium/Offices/Germany/Trans/WAI/webinhalt.html#tech-relative-units / http://www.w3.org/TR/WCAG10-CSS-TECHS/#units

          Aber wie Orlando sagt, die Praxis zählt. Insofern ist px unabhängig davon, was die Specs/Recs/Guidelines sagen, tatsächlich nachweislich problematisch, weshalb die WCAG und die BITV auch meist so gedeutet werden, dass »px« vermieden werden soll, selbst wenn es nach strenger Auslegung nicht darin steht (Beispiel: http://www.einfachfueralle.de/artikel/bitvfueralle/tag3/, Bedingung 3.4). Faktisch wird ja die Einheit px fest bzw. »absolut« bzw. mitunter unskalierbar und die Einheiten em, ex und % »relativ« bzw. flexibel/anpassungsfähig bzw. skalierbar interpretiert - und das alleine sollte ausschlaggebend sein. Deshalb sehe ich kein Problem darin, dass die landläufige Definition von »absoluten« Einheiten der theoretischen widerspricht; diese Erkenntnis ist sogar wichtig, da man sonst an der Wirklichkeit vorbeientwickeln würde. (Das Problem liegt eher bei den kaputten Browsern, welche die Specs verletzen. Aber damit muss der Seitenautor umgehen und entsprechend umsichtig reagieren.)

          "px" validiert jedenfalls sowohl formal-syntaktisch als auch semantisch gegen die Anforderungen.

          Ja. Wer aber durch und durch px verwendet und behauptet, die Seite sei Triple A-konform gemäß WCAG, weil px eine relative Einheit und demnach gemäß Richtlinie 3.4 zulässig sei und sogar empfohlen werde, mag zwar eine formal WCAG-konforme Seite haben (dem Wort, nicht dem Geist folgend), aber noch längst keine praktisch zugängliche bzw. barrierefreie Seite. Die strenge Standard- und Richtlinienkonformität oder gar das »Validieren« gegen eine Verordnung ist bekanntlich kein Garant für eine interoperable, benutzbare und zugängliche Seite, somit lässt sich Zugänglichkeit auch nicht absolut messen.

          Mathias