Antje Hofmann: Tabuthemen und was passieren kann, wenn man diese aufgreift

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Hallo Lude,

Nicht uebermaessig toll die Argumentation, vielleicht im Kern ein klein wenig richtig und sicherlich politisch ungeschickt. Aber reicht das aus um den Mann so hinzurichten, wie es im Moment geschieht? - Ich meine "nein".

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Der Mann hat sein Ziel erreicht.

a) Seine Äußerung sorgt dafür, dass seine Rede von vielen Leuten gelesen wird

b) Durch die in vielen Augen fälschliche Anschuldigung wirken seine rechtsextremistischen Äußerungen erst so richtig, denn die werden nicht sofort wahrgenommen.

Ich habe den Anfang der Rede mal so richtig unter die Lupe genommen:

Die fängt so an:
<q>
Wir wollen uns über das Thema "Gerechtigkeit für Deutschland", über unser Volk und seine etwas schwierige Beziehung zu sich selbst einige Gedanken machen.
</q>

Komischerweise geht er sofort danach nicht auf die Deutschen ein, sondern spricht vom Kalif von Köln und das dieser Sozialhilfe kriegt

==> Ziel: Sozialneid schüren

Im nächsten Absatz - Fall des Miami-Rolf

==> Ziel: Sozialneid schüren

Der nächste Absatz: - Potenzmittel "Viagra"

==> Ziel: Sozialneid schüren

Nachdem er über diese Leute u.ä. als Schmarotzer bezeichnet meint er:

<q>Wohlmeinende Sozialpolitiker aller Couleur haben das individuelle Anspruchsdenken kräftig gestärkt, man kann sogar sagen verselbständigt. Dabei ist ganz aus dem Blick geraten, daß all diese Sozialhilfe-Euros vorher von anderen hart erarbeitet oder per Staatskredit der jungen Generation aufgebürdet werden müssen.</q>

==> Ziel: Sozialneid schüren
Sicher es gibt eine Menge Schmarotzer unter den Sozialhilfeempfängern. Sehr viel mehr sind es jedoch, die auf diese Hilfe dringend angewiesen sind.

Im nächsten Absatz geht er auf die erfolglosen, teuer abgefundenen Manager ein.

==> Ziel: Sozialneid schüren
sicher, auch ich finde diese Praxis unmöglich, aber er setzt diese Fälle als stilistisches Mittel ein. Bis jetzt wurden nur Reizthemen in Erinnerung gerufen, von denen er weiß, dass diese ankommen und ihn, weil er sie anspricht, als einen Mann erscheinen lassen, der weiß wie man das unterbinden kann.

Die Leute sind jetzt gut vorbereitet.

Dann wirds spannend:
<q>Leider, meine Damen und Herren, kann ich den Verdacht, daß man als Deutscher in Deutschland keine Vorzugsbehandlung zu genießt, nicht entkräften. </q>

Also ganz ehrlich, ein Deutscher hat die gleichen Rechte und Pflichten zu haben, wie ein Sorbe (nationale Minderheit in der Lausitz, http://www.sorben-wenden.de/).

Warum ich gerade die Sorben als Beispiel wähle?

Weil diese seit 1400 Jahren in den Gebieten Deutschlands leben und kulturhistorisch genauso zum Staat Deutschland gehören wie die Deutschen. Weil dieses Beispiel zeigt, wie dumm die Forderung "als Deutscher hat man in Deutschland eine Vorzugsbehandlung zu bekommen" ist. Wobei ich dem Herrn zugestehen möchte, dass er nicht weiß, dass es die Sorben gibt.

Nun weiter, seine Anfrage 1: betrifft die Verpflichtungen gegenüber der EU

Was hat die Verpflichtung gegenüber der EU mit der Behandlung der Bürger im Land selbst zu tun?

Anfrage 2: Entschädigung deutscher Zwangsarbeiter durch Rußland, Polen und der Tschechischen Republik

Diese Zwangsarbeit war Teil der Wiedergutmachung der Schäden, die durch den Krieg verursacht wurden. Tja, wenn er gefragt hätte, wie unser Staat die Bürger entschädigt, die als Zwangsarbeiter einen aktiven Beitrag zur Wiedergutmachung leisteten, würde ich die Anfrage schon verstehen, so aber nicht.

Anfrage 3: Entschädigungszahlungen an die Opfer des Nationalsozialismus reduzieren

ich glaube dazu muss ich wohl nichts sagen, dass die von unserem Land zu leisten sind, ist denke ich eine Selbstverständlichkeit
und was hat das mit einer Vorzugsbehandlung der Deutschen im Land selbst zu tun

Er faßt das ganze dann zusammen:
<q>
Überspitzt gesagt: Hauptsache, die deutschen Zahlungen gehen auf Auslandskonten pünktlich und ungeschmälert ein. Dafür müssen die Deutschen den Gürtel halt noch ein wenig enger schnallen.
</q>

Das hatten wir doch schon:

Ziel: Sozialneid schüren

Im nächsten Absatz äußert er:

<q>Der eigene Staat muß in erster Linie für die eigenen Staatsbürger da sein. Wenn schon eine Bevorzugung der Deutschen als nicht möglich oder nicht opportun erscheint, dann erbitte ich wenigstens Gleichbehandlung von Ausländern und Deutschen.</q>

Das liest sich auf dem ersten Blick richtig gut. Allerdings wird der aufmerksame Leser schon längst festgestellt haben, dass verschiedene Reizthemen nacheinander zielgerichtet erwähnt wurden, um Sozialneid zu erwecken. Der gemeinsame Nenner ist immer das Geld. Am Geld wird der Staat und die Gleichbehandlung gemessen. Warum das Geld gezahlt wird, spielt keine Rolle. Die Tatsache dass es gezahlt wird, ist der einzige Maßstab.

Aber die Leute sind jetzt aufmerksam, hören zu, es geht ja um ihr Geld um ihr tägliches Leben und davorn steht ein Mann, der scheinbar weiß wo von er spricht.

Im nächsten Absatz spricht er von der deutschen Vergangenheit, die er zielgerichtet verharmlost.
Gute Rethoriker wissen, dass das was am Ende eines Absatzes gesagt wird, eher im Gedächtnis bleibt, als das was am Anfang steht. Die nachfolgende kurze Pause ermöglicht dies.

<q>
Tausende von eher minderwertigen Filmen sorgen vor allem im angelsächsischen Ausland dafür, das Klischee vom dümmlichen, brutalen und verbrecherischen deutschen Soldaten wachzuhalten und zu erneuern.
</q>

Diese Aussage denke ich spricht für sich selbst. In dem er nur auf die minderwertigen Filme eingeht, deutet er an, dass das in Filmen gezeigte Bild vom Faschismus ein falsches Bild ist.

Ich habe die Rede nicht gehört, könnte mir aber gut vorstellen, dass er die Betonung so gewählt hat, der Zuhörer statt "Tausende von eher minderwertigen Filmen" wahrnahm "Tausende von Filmen ".
Aber das ist eine reine Unterstellung.

Im nächsten Absatz geht er auf die Vertreibungen nach dem 2. Weltkrieg ein. Und sehr geschickt bekommt er wieder den Bogen zur Ökomomie:
<q>
der Vizepräsident des Bundesverbandes der deutschen Industrie das Faktum und die Folgen dieser negativen Vergangenheitsbezogenheit auf den Punkt gebracht. Er sagte: " Unsere Erbsünde lähmt das Land." </q>

Nicht die Diskussion um das Unrecht der Vertreibungen ist Gegenstand dieses Absatzes, sondern die daraus resultierenden Verpflichtungen, die uns Geld kosten.

Im nächsten und übernächsten Absatz geht er auf den Neonazis ein. Darunter ist aber auch eine sehr zweifelhafte Aussage:

<q>
Die abstoßende Aggressivität ihrer öffentlichen Auftritte sorgt aber in der Regel für begrenzte Anhängerschaft im heutigen demokratischen Deutschland.
</q>

Er reduziert den Neonazismus auf die offen agierende aggressive Anhängerschaft. Die sehr viel gefährlicheren leisen rechtsradikalen Organisationen und Parteien werden von ihm unterschlagen. Stellvertretend für alle nenne ich hier mal die DVU, die schon beachtliche Wahlerfolge in Ost- und West zu verzeichnen hat. Übrigens sehr aufschlussreich: http://www.verfassungsschutz.bayern.de/faltblattserie_vs/3.rechts.pdf

Der nächste Absatz beginnt so

<q>
Nicht die braunen Horden, die sich unter den Symbolen des Guten sammeln, machen tiefe Sorgen. Schwere Sorgen macht eine allgegenwärtige Mutzerstörung im nationalen Selbstbewußtsein, die durch Hitlers Nachwirkungen ausgelöst wurde.
</q>

und gipfelt in

<q>Im Kern bleibt der Vorwurf: die Deutschen sind das "Tätervolk".</q>

Aha, der Neonazismus ist eh nicht so schlimm. Viel schlimmer ist es, dass wir uns mit dem Vorwurf vergangener Verbrechen auseinandersetzen müssen.

Hier reduziert er auf einfache leicht zu erfassende Phrasen. Er begründet nicht, er stellt nur fest und als Argument verwendet er lediglich die Verbrechen der Nazizeit.
Vollkommen ausser acht läßt er auch die Geschehnisse der Nachkriegszeit, als hohe Nazifunktionäre führende Positionen in Staat und Wirtschaft einnahmen. Das nicht nur die Zeit des Faschismus diesen Vorwurf prägte, sondern auch die mangelnde Aufarbeitung nach dem Krieg.

Interessant auch die anschließenden Äußerungen über die französischen Revolution und Napoleon.

<q>
Paradebeispiel für Umdeutung ist die Darstellung der französischen Revolution. Da ist das große Massaker in Paris und den Provinzen, besonders in der Vendee. Da ist die anschließende Machtübernahme durch einen Alleinherrscher, dessen Eroberungskriegszüge millionenfachen Tod über Europa brachten.
</q>

Ah, hier werden Parallelen zu völlig verschiedenen Ereignissen gezogen. Diese Äußerung an dieser Stelle in der Rede hinterläßt beim Hörer unbewußt folgende Empfindung:

Der Faschismus als Zeitgeschehnis ist kein anderes Zeitgeschehnis als die franz. Revolution und Napoleon.

An dieser Stelle möchte ich aufhören, diese Rede weiter zu analysieren, jetzt kommt der Teil wo er auf die Juden eingeht.

Sein Redenziel war:
<q>
Wir wollen uns über das Thema "Gerechtigkeit für Deutschland", über unser Volk und seine etwas schwierige Beziehung zu sich selbst einige Gedanken machen.
</q>

Sein Redeninhalt:
<q cite="http://www.verfassungsschutz.bayern.de/faltblattserie_vs/3.rechts.pdf">
Ideologie der Rechtsextremisten:

Interessen und Rechte des Einzelnen
müssen zugunsten der so genannten &#8222;Volksgemeinschaft&#8220;
zurücktreten. Konkret bedeutet
dies die Aushöhlung der Grundrechte, verbunden
mit einem Nationalismus, der den Gedanken
der Völkerverständigung missachtet.

Antisemitismus und andere rassistische
Thesen sind mit dem Schutz der Menschenwürde
und dem Gleichheitsprinzip nicht vereinbar.

Angeblich positive Leistungen der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft werden herausgehoben,
die Verbrechen des NS-Regimes verschwiegen,
verharmlost oder geleugnet und
Widerstandskämpfer diffamiert.

Planmäßige Verunglimpfung der bestehenden
Staatsform und ihrer Repräsentanten soll den
Wert der demokratischen Grundordnung in den
Augen der Bevölkerung erschüttern.</q>

Was dann noch in der Rede kommt, verstärkt nur den Eindruck den ich schon habe. Dieser Mann ist ein Rattenfänger der schlimmsten Sorte.

Und für solche Leute gilt:

<q cite="http://www.verfassungsschutz.bayern.de/faltblattserie_vs/3.rechts.pdf">Wer hinter der Maske des Biedermanns die Fratze selbst ernannter &#8222;Führer&#8220; frühzeitig erkennt, wird
nicht Opfer dieser Rattenfänger und kann andere durch Information und Aufklärung davor bewahren,
ihre Beute zu werden.

Auch wenn sie es meistens nicht offen erklären:
Rechtsextremisten lehnen die Grundlagen der Demokratie ab und streben eine Regierungsform an, in der Staat und Gesellschaft den Befehlen eines diktatorischen Führers unterworfen sind.
</q>

Alle Zitate ohne Quellenangabe entstammen: http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID2535644,00.html

Viele Grüße

Antje

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