Hallo,
tja, wie stark hängen wir an dem wortwörtlichen Sinn des Begriffes "EU", hier das "E". Ein Beitrit der Türkei könnte in der Tat, so denke ich manchmal auch, das "E" schon etwas verwässern. Die Frage, die sich mir stellt, ist nur: wäre das schlimm? Ich meine jetzt wirklich wortwörtlich: stört mich eine Etikettierung, weil der Begriff "Europäische Unuion" nicht mehr so 100% zutreffend ist? Ging und geht und wird es bei der Eu wirklich nur darum gehen, die Grenzen von Europa noch mal zu unterstreichen? Ist die EU nur eine Art Geographieunterricht fürs Volk, auf das man leichter erkennen kann, wo Europa aufhört? Oder ist es ein konzept, ein Projekt, um Nachbarschaftsverhältnisse zu schaffen, die den Frieden und den Ausgleich etc etc der Völker zu schaffen?
Es gäbe dann für mich zwei Gründe, gegen einen Betritt zu sein. Entweder eben der Grund, der nicht zu unrecht angeführt wird, das strenggenommen die Türkei nicht wirklich Erdkundemässig zu Europa gehöre. Da hat man also nur Angst, eine Marke zu verwässern.
Oder die Angst, das Projekt, einen Ausgleich, frieden etc mit vielen Nachbarn zu schaffen UND (!!!) dabei selber noch gut weg zu kommen (was ja ein legitimer Wunsch ist) würde gefärdet.
Hier sehe ich die wirklichen Ängste, und ich finde nicht, das man sie so platt pawlisch billig abtun sollte, wie hier im Thread zur Zeit geschehen, wenn es eben nun mal die Ängste unserer engsten Nachbarn sind. Ob berechtigt oder nicht.
_ noch ein paar ungeordnete gedanken zu konkreten Statements__
Bismarck hat einmal konstatiert, dass es einem Staat nicht
anstehe, anders als nach Maßgabe seiner Interessen zu handeln.
Die Frage ist nur, in welchem Zeitraum man da die eigenen Interessen beobachtet. Schadet uns manche Erweiterung heute, bringt aber in einer oder zwei Genaretionen unschätzbare Vorteile?
dem muslimischen Kleinasien Beitrittsverhandlungen zuzusagen.
Gehts um Religion? Ich habe eine Menge (Deutscher) Bekannte und Freunde, aber die Zahl der Christen könnte ich an einer Hand abzählen.
Bei einem Beitritt stellte die Türkei eine der größten Fraktionen
mit einer strategischen Schlüsselrolle im Straßburger Parlament
Wäre also die Türkei so groß wie Luxenburg, wäre es kein Problem? Nach uns keinen großen Partner mehr zulassen? Könnte ja jemand lauter als wir sein?
Sonst steht es den Beitrittsforderungen von einem Dutzend nicht
europäischer Staaten hilflos gegenüber.
Oder wir streichen irgendwann mal das E und bilden eine Völkerunion? Vielleicht ist die EU nur eine Vorstufe?
Das historische Europa und die Türkei gehören zwei
unterschiedlichen Kulturkreisen an.
Ich glaube oft und wirklich, ich und meine Nachbarn gehören untecshiedlichen Kulturkreisen an.
Ökonomisch gesehen ist die Türkei ein Fass ohne Boden.
Na deswegen verbündet man sich doch. Um dann zusammen zu schauen, ob man zusammen Probleme nicht leichter lösen kann.
Die schwierige Integration von rund drei Millionen Türken in der
BRD würde durch neue Zuwanderung enorm erschewrt
Ich kenne bisher eher Schweirigkeiten bei der integration von Ruslanddeutschen, aber gut, ich lebe eben auch in einem anderen Stadtteil. Wir werden unsere Grenzen nicht dichten können. Wir sind ein Einwanderungsland. Wir sind auch ein Auswanderungsland. Wir sind darüber hinaus auch ein land, das kaum eigene Deutsche produziert. Wir werden also uns vom Mythos der Unsterblichkeit unserer Kultur trennen müssen.
Die explosive Kurdenfrage würde zum europäoschen Binennproblem.
Und vielleicht dadurch endlich mal im Blickwinkel unserer Politiker, wo es hingehört....
___
ich sehe ausdrücklich auch Schwierigkeiten. Auch in den von Dir genannten punkten kann ich Sorgen von mir sehen. Ich bin auch noch stark unentschieden. Aber ich denke, wir können uns nicht einmauern. Lediglich die Frage des Tempos kann man diskutieren. Allerdings ohne Angstpropaganda auf der einen Seite oder "Angst vor der Angst unserer Bürger" auf der anderen Seite.
Chräcker