Hallo.
Wie schwierig das ist, siehst du an der Misere um die Anerkennung des Bereitschaftsdienstes als Arbeitszeit.
Die aber schließlich durchgekommen ist.
Vor Gericht; nicht aber im praktischen Berufsleben.
Wenn es aber einen funktionierenden Markt im Gesundheitssektor gäbe, dann würde sich das schon irgendwie einrenken - dann gäbe es halt teurere Krankenhäuser mit vielen Ärzten und ausgebildeten Pflegern, und billigere mit weniger oder weniger qualifizierten Angestellten.
Funktionierende Märkte kann es nicht geben, wo Bedarfsdeckung das oberste Ziel ist. Und wer will schon stundenlang für einen Notfall durch die Gegend fahren müssen, weil die Krankenhäuser der nähreren Umgebung sich auf die profitablen Zweige spezialisiert haben.
Ich denke es dient dazu zu erkennen, dass man lieber noch nicht arbeiten will.
Zum Beispiel, aber damit unterscheidet sich die Zielsetzung deutlich vom Wehrersatzdienst.
Dessen Zielsetzung eigentlich ist, dass Bürger aus der Mitte der Gesellschaft die Demokratie verteidigen und die Armee im Volk verankert ist, nicht, dass Zivis den Arbeitsmarkt im Gesundheitswesen ruinieren.
Definitiv; aber ich kann noch immer nicht finden, dass letzteres stattfindet. Im hiesigen Krankenhaus ist mit jedem gestrichenen Wehrersatzdienstleistenden auch gleich der Bedarf zur Neubesetzung durch einen festen Mitarbeiter auf Null gesetzt worden. Die Mehrarbeit leistet das verbliebene Personal.
Tarifverträge, Gewerkschaften, du erinnerst dich vielleicht.
Diese Regelungen betreffen nur die Sicherung der Privilegien derer, die Arbeit haben - Arbeitsplätze werden dadurch weder geschaffen noch gesichert.
Die Verlässlichkeit von Rahmenbedingungen ist ein wichtiger Faktor zur Schaffung und Beibehaltung von Arbeitsplätzen.
Der Staat versucht, dies gerade anzukurbeln und es wir enden wie es enden muss: mit massenweisen Pleiten, denn nicht jeder, der gut und gerne arbeitet, bringt auch die Fähigkeiten eines Kaufmannes mit.
Tja, und was soll der Staat Deiner Meinung nach jetzt schlaues machen?
Den vorhandenen Betrieben und den überzeugten Selbständigen oder an der Selbständigkeit interessierten die bürokratischen Hürden aus dem Weg räumen; in Zusammenarbeit oder im Wettbewerb mit den Kammern Informationsveranstaltungen über Chancen und Risiken veranstalten; Darlehen nicht über die Hausbank des Antragstellers vergeben etc.
Dies alles würde zumindest denen helfen, die sich wirklich gern selbständig machen würden, aber an Dingen scheitern, mit denen ihnen schlicht die Erfahrung fehlt.
Aber in welchen Bereichen und in welchen Dimensionen? Ich wäre der letzte, der sich gegen solche Netzwerke stemmte -- hey, letztlich sind wir hier doch nichts anderes --, aber es kann doch nicht angehen, dass die Unternehmen Mitarbeiter anstellen, wenn es gerade genehm ist, anschließend schlecht wirtschaften und mittels Massenentlassungen lauter Pseudo-Selbständige produzieren.
Warum nicht? Was soll denn das Unternehmen anderes tun als Entlassen, wenn das Geschäft nicht läuft? Pleite machen?
Ich spreche von der mittlerweile etablierten Grundmentalität, die jederzeit greift; nicht nur bei drohendem Totalkollaps.
Hast Du tatsächlich die naive Vorstellung, Unternehmen gingen nur dann kaputt, wenn die Geschäftsführung schlecht arbeitet, und nicht auch mal deshalb, weil der Markt sich einfach schlecht entwickelt?
Auffällig ist doch, das die Überschüsse steigen, während das Jammern immer lauter wird. Manchmal wünschte ich mir, die Unternehmen müssten nur alle zehn Jahre einmal ihre Zahlen vorlegen, um nicht jeder Mode hinterherlaufen zu müssen. Den Arbeitsplätzen käme es sicher zugute.
Kein Risiko trägt man nirgends. Und woher nimmst du Eigenkapital, wenn du nirgends arbeiten kannst?
Das ist in der Tat schwierig, aber wenn Deine Geschäftsidee einigermassen gut ist, findest Du vielleicht andere Eigenkapitalgeber.
Aber auch mit dieser Chance wird daraus leider kein massentaugliches Konzept, denn die Zahl der Geber würde immer um ein Vielfaches niedriger liegen als die Zahl der Nehmer.
Ich meine ja nur - es geht eine Menge, wenn die Leute selbst die Initiative ergreifen und sich zusammenschließen. Aber das funktioniert natürlich nicht mit Leuten, die immer nur mitgemacht haben und die darauf hoffen, dass der Staat ihnen schon irgendwie helfen wird.
Das stimmt, aber nicht alles, was du ins Wasser wirfst, fängt sofort an zu schwimmen. Wenn man vorher das Schwimmen üben könnte, jemand zumindest die Haie aus dem Becken fischte und die schweren Wellen bräche etc., täten sich viele allerdings bedeutend leichter. Stattdessen lässt einem die Bürokratie regelrecht die Luft aus den Schwimmflügelchen.
MfG, at