Hallo Gernot,
Nach der Sinneinheiten-Regel [...] "Wir hatten den Betrag zu überweisen beschlossen" mutieren zu "Wir hatten, den Betrag zu überweisen, beschlossen".
Das ist ein aus akademischer Sicht schönes Beispiel, aber ich würde für die praktische Anwendung _dringend_ empfehlen, den Satz umzuformulieren: "Wir hatten beschlossen, den Betrag zu überweisen"
Das ist verständlicher, eindeutiger, und für meinen Geschmack auch stilistisch gelungener.
Wenn Du dafür bist, dass die Grammatik von der Politik reguliert werden soll, ...
Aber das wollen wir doch gerade _nicht_! Sprache ist etwas Lebendiges und soll deshalb nicht per Order Mufti reglementiert werden. Sondern die Regeln sollen allmählich dem allgemeinen Sprachgebrauch angepasst werden. Allmählich deshalb, damit nicht gleich jede sprachliche Entgleisung in eine Regel gefasst wird. Außerdem möchte ich mit "allmählich" betonen, dass ich die Art und Weise kritisiere, wie die Rechtschreibreform mit Gewalt und gegen relativ großen Widerstand in der Bevölkerung durchgedrückt wurde.
Einige der neuen Regelungen finde ich durchaus sinnvoll und vernünftig, aber warum konnte man das nicht nach und nach in Duden & Co einfließen lassen, so wie es schon seit Jahrzehnten praktiziert wird? Dann hätte sich niemand darüber aufgeregt; vielen wäre vielleicht nicht einmal bewusst aufgefallen. Aber nein, man musste ja alles zusammenpacken und als ganzes Bündel präsentieren.
Letzt meinte doch glatt Ullrich Wickert als Bonmot zu einer seiner Thagesthemensendungen "So einen Schwachsinn wie Schifffahrt mit drei "f" oder "Ballettruppe" mit drei "t" würde er nie schreiben. Was ihm dabei "entgangen" ist, ist der Umstand, dass er "Ballettruppe" auch nach alter Rechtschreibung mit drei "t" schreiben sollte.
Naja, das war aber auch damals eine wenig bekannte Regel. ;)
Ciao,
Martin