Vinzenz Mai: Benutzerfreundlichkeit

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Hallo Gunnar,

nun zum [Nielsen]

Das ist billigste Demagogie.
Nielsen nennt Argumente.

ich sehe keine, die ich wirklich akzeptieren kann :-)

<demagogie>
1. PDF ist für eine Sache und nur für diese eine Sache grossartig: Dokumente auszudrucken.
</demagogie>

Das Portable Document Format ist als Dokumentenaustauschformat hervorragend
geeignet und akzeptiert. Ja, ich schrieb das schon einmal. PDF heißt nicht
Printable Document Format.

1:0 für mich (in beiden Partien). Ich hatte dieses Argument genannt.
Du gehst nicht darauf ein, ignorierst es genauso wie die 197 Millionen PDF-Dokumente, die Google findet. Nielsen ignoriert es sowieso. Es passt
nicht in seine demagogischen Ausführungen, wie böse doch PDF sei.

Gute PDF-Dateien lassen sich hervorragend am Bildschirm lesen. Das mache ich
fast werktäglich, das ist in meinem beruflichen Umfeld (normale Büroarbeit)
ebenfalls üblich

2:0 für mich, da Nielsen auch hier viele positive Erfahrungen einfach ignoriert,
genau wie Du.

Nun zu Nielsens "PDF Usability-Verbrechen" (alleine eine demagogische Formulierung, 3:0 für mich)

  • Lineare Darstellung.
      Was Nielsen von PDFs behauptet, gibt es ganz genauso von HTML-Seiten.
      Gut gemachte PDFs lassen sich genauso interessant lesen, sie sind genauso
      bunt und spannend wie HTML. Übrigens unterstützt PDF auch Hyperlinks.
      Das passt nicht in Nielsens Bild, also wird es ignoriert.

4:0 für mich

  • Schlechte Anwendererfahrung
      PDFs gehören als Dokumentformat zum Computeralltag in Büros, Firmen, zu
      Hause. Entsprechend häufig ist ein PDF-Reader auf den Rechnern zu finden.
      Auf den vielen vorinstallierten Rechnern, die ich in die Finger bekam, war
      nur in Ausnahmefällen kein PDF-Reader installiert. Auf _allen_ Rechnern,
      die ich - beruflich wie privat, alles in allem ein paar Tausend - installiert
      habe, habe ich einen PDF-Reader installiert, es sei denn, es handelte sich
      um einen Server :-)
      Entsprechend bekannt ist die Benutzeroberfläche des PDF-Readers, die man
      im Plugin wiedererkennt.
      Naja, da es nun die Symbolleiste für den Browser und für das Plugin gibt,
      hier ein Unentschieden.

5:1 für mich

  • Programmabstürze und Software-Probleme
      Sorry, das habe ich in meiner Praxis extrem selten erlebt. Jedenfalls viel
      viel seltener als Abstürze wegen Java [sic] oder Javascript.

6:1 für mich

  • Der Fluss wird unterbrochen.
      Ja, darauf wird entsprechend auch hingewiesen und ich rechne damit. Das
      stellt prinzipiell kein größeres Problem dar als die extremen Ladezeiten
      grafiküberladener HTML-Seiten (mit viel zu großen Grafik-Dateigrößen)
      Bei PDFs lassen sich bereits die ersten Seiten lesen, auch wenn die gesamte
      Datei noch nicht geladen ist. Unentschieden.

7:2 für mich

  • Verwaiste Position
      Was Nielsen damit sagen will, verstehe ich nicht.
      Entweder ich nutze den Zurückbutton meines Browsers, im Normalfall öffne
      ich PDF-Dateien jedoch in einem neuen Tab. Unentschieden.

8:3 für mich

  • Inhalt der Texte
      Was Nielsen hier anführt, ist keine Eigenschaft von PDF-Dateien. Es sind
      die Eigenschaften schlecht gemachter Dokumente. Das könnten auch HTML-Dateien
      sein. PDF-Dokumente bieten Bookmarks als innere Steuerungsmöglichkeit, dazu
      können Seiten angegeben werden (darum drehte sich die Diskussion zu Beginn).
      Nielsen zieht es mal wieder vor, diese Möglichkeiten zu ignorieren.
      Klarer Punkt für mich.

9:3 für mich

  • Der Text passt auf eine gedruckte Seite, nicht für einen Computer-Bildschirm
      Es ist ein wundervoller Vorzug von PDF-Dateien genau auf das Papierformat
      zu passen, für das sie eingerichtet wurden. Demnächst werde ich mal wieder
      ein paar DIN-A-3-PDFs herstellen :-)
      Ich jedenfalls habe keine Probleme beim Scrollen in PDFs und kann Nielsens
      Aussage nicht nachvollziehen. Die Schriftgröße ist sehr gut einstellbar.

10:3 für mich

Nun kommen wir zum nächsten Abschnitt, wunderbar demagogisch überschrieben:

Anwender verabscheuen PDF

Anwender verabscheuen Word-Dokumente, die nachfragen, ob man die Änderungen
abspeichern möchte, obwohl man das Dokument nur gedruckt hat. Anwender verabscheuen HTML-Seiten, die abgeschnitten aus dem Drucker kommen. Anwender
verabscheuen Works- oder OpenOffice-Dokumente, weil sie diese nicht öffnen
können. Anwender verabscheuen überhaupt Dokumente, weil diese Arbeit bedeuten.
Meine Erfahrung in meiner täglichen Arbeit und in meinen Kursen ist die, dass
Computeranwender (Neulinge, Späteinsteiger, Poweruser) mit PDF-Dateien im
Schnitt besser zurechtkommen als mit anderen Dateiformaten - genau deswegen,
weil man sie im Normalfall nicht bearbeiten kann :-)

Natürlich ist PDF nicht immer das richtige Format - aber das ist nicht der
Fehler von PDF. Das ist eine falsche Erwartungshaltung. Ist es für den
Benutzer notwendig, ein Dokument bearbeiten zu können, so sollte der Benutzer
das Ursprungsdokument bekommen. In sehr vielen Fällen ist es für den Benutzer
jedoch gar nicht nötig, das Dokument bearbeiten zu müssen. In diesem Fall kann
PDF das ideale Format sein. Auch dieser Punkt geht an mich :-)

Endstand:
11:3 für mich. Selbst wenn ich den einen oder anderen Punkt komplett gelten
lasse, bleibt ein mehr als schaler Beigeschmack bei Nielsens Argumenten.
Ich habe nachgewiesen, dass Nielsens Begründungen in vielen Fällen
entweder auf bewußter Täuschung über die wirklichen Fähigkeiten von PDF oder
aber auf grenzenloser Unwissenheit beruhen. Da ich ihm die grenzenlose
Unwissenheit nicht attestieren möchte, muss ich von arglistiger Unwahrheit
ausgehen. Ein Demagoge halt. Wie ich sagte ...

Ach ja zum Abschluß:
Nein, ich halte es nicht für sinnvoll, eine Webseite mit PDF-Dokumenten
gestalten zu wollen.
Ja, ich halte es für sinnvoll, auf einer Webseite PDF-Dokumente mit Informationen
zu verlinken.

Verstehst Du nicht: Ich halte nichts davon, "Webseiten" mit PDF, Word-Dokumenten
oder komplett in Flash oder gar Grafiken zu erstellen. Nur ist mir Nielsens
"Argumentation" viel zu angreifbar. Sie ist nur unfair - und das mag ich
nicht.
Das "hehre" Ziel rechtfertigt nicht diese schmutzigen Mittelchen. Der Einsatz
falscher Mittel wirkt oftmals - wie hier - kontraproduktiv.

Freundliche Grüße

Vinzenz