Och, das haben Jörg und M. voll im Griff. Vielleicht sind deren Kinder mit GPS und Kamera ausgestattet, sodaß sie jederzeit im Griff haben, mit wem ihre Kinder gerade spielen und/oder fernsehen.
Was, bitte, soll diese SCHEISSE, die Du da herumlaberst?
A)
Wenn sich mein Kind (ich muss jetzt mal annehmen, ich hätte noch ein solches) am Samstag morgen um acht oder neun "Eis am Stil" in der FSK 12- Fassung reinziehen würde,
1.)
dann würde ich die Schuld da suchen, wo sie ist - also bei mir selbst - und nicht nach noch mehr Staat schreien,
2.)
würde ich aus FSK 12 nicht FSK 16 machen,
3.)
hätte mich in Anbetracht der Folgen schlicht und einfach amüsiert, statt öffentlich zu jammern, was da doch alles passieren könnte..
(4.)
dann hätte ich mich (abhängig vom Lebensalter), wieso das Kind abweichend vom sonstigen Verhalten nicht Asyl, Zuwendung und baldiges Frühstück im Bett der Eltern sucht.
B)
Was soll denn ein Kind mit GPS und Kamera anfangen? Ich glaube, dem _Kind_ zuzumuten, dass es familiäre Ereignisse wie Spaziergänge, Wanderungen oder Urlaube mit der Kamera aufzeichnet und die Fotos dann online stellt wäre zu viel verlangt.
C)
Ich selbst war - ohne jetzt sowas wie ein "wilder Junge" gewesen zu sein ab dem 9. Lebensjahr ziemlich viel (ich meine ganze Tage) hier und da unterwegs - bin einfach "abgehauen" - ich war mit 14 - abgemeldet, nicht gefragt - das erste mal allein und mit dem Fahrrad, Rucksack und Zelt über Pfingsten an den Geyrischen Teich. Ich würde nicht sagen, dass meine Eltern davon in allen Einzelheiten wussten, das gut hießen oder gar unterstützten. Oder mir dabei geholfen hätten, allgemein mit sowas klarzukommen. Mit 16, in den letzten Ferien nach der Schule, bin dann das erste Mal in die Slowakei getrampt. Das alles ging gut.
Viel wichtiger wäre es mir zu wissen, wo das "Kind" GENAU ist, wäre es mir zu wissen, dass es sich zurechtfinden wird und dass es klarkommen wird, weil ich ihm die nötigen Grundlagen vermittelt habe. Und dass es mich anruft, wenn es Probleme gibt.
Zu erfahren, wo das "Kind" hin will ist eine Vertrauenssache und kein Problem wenn man nur dann verbietet wenn man gute Gründe hat. Das alles sah in meinem eigenen Elternhaus nicht so aus.
D)
Mein Kind ist volljährig.
Noch was zu den hier vorgestellten Erziehungskonzepten:
Da wird zum einen "laissez fair" benannt. Das Gegenteil ist dann wohl der autoritäre Stil.
Aus meiner Sicht liegt das Ideal in der Mitte. Das Kind bestimmt, wann es ins Bett geht. Die Eltern (genauer die Umstände), wann es (spätestens) aufsteht. Macht man das von Anfang an so und hat man einen stabilen Tagesablauf, dann wird auch ein Kind von 3 oder 4 Jahren so gegen 19:00, 19:30 postulieren, dass es jetzt ins Bett geht. Mit anderen Sachen ist es auch so. Es ist auch kein Problem, das Kind mal kontrolliert "ins Unglück rennen zu lassen". Man muss es sogar tun, um dem "elterlichen Rat" Gewicht zu verleihen.
Und generell ist es eine gute Idee zu wissen, dass man eine Person, also eine Persönlichkeit vor sich hat. Die sollte man nicht unterschätzen und bei Entscheidungen, die diese Person betreffen, durchaus mit einbeziehen und getroffene Abmachungen beiderseitig als verbindlich anzusehen. Das hat sehr gut funktioniert. Funktioniert es nicht, dann hat man zu spät angefangen und muss es dennoch irgendwie hinkriegen.
Aber nicht mit "GPS und Kamera". Wie abartig ist das denn?