Roadster: Anmerkungen und Exkurs - Teil 2

Beitrag lesen

Hallo Roadster

Hallo Linuchs,

also zunächst einmal möchte ich dir für diesen Beitrag danken, denn er führt uns wieder etwas zurück auf den Pfad einer sachlichen Diskussion, den wir zwischenzeitlich nach meinem Dafürhalten verlassen hatten, wobei ich eine eigene Mitverantwortung, was das angeht, einzuräumen gerne bereit bin.

Zum Thema: Was die Zeit der Anti-Atomkraft-Proteste angeht, da kann ich nicht aus erster Hand berichten, da ich zu diesem Zeitpunkt (wenn überhaupt) noch in den Kindergarten gegangen bin und meine Interessen sich diesbezüglich höchstens auf Modelleisenbahnen beschränkten. ;)

Jedenfalls meine ich, ohne jetzt die passenden Artikel wirklich zur Hand zu haben, mich erinnern zu können, genug Artikel im SPIEGEL, der ZEIT oder auch der FAZ oder der Süddeutschen gelesen zu haben, in denen durchaus die von dir angeprangerte konservative "Grundhaltung" früherer Jahrzehnte in der BRD rückblickend einer kritischen Analyse unterzogen wurde, - auch was deren damalige mediale Ausprägungen betrifft. Aber wie gesagt, das ist nur eine subjektive Beobachtung, nicht mehr.

Jedenfalls gilt, dass gesellschaftliche Ereignisse von einiger Tragweite auch immer ein ziemlich breites Echo innerhalb einer ebenso breiten medialen Öffentlichkeit finden, von der FAZ bis zur TAZ sozusagen, und dass die Bewertungen hierbei naturgemäß sehr unterschiedlich ausfallen.

Was die von dir ins Spiel gebrachten Titelblätter angeht, kann ich über den jeweiligen Inhalt der Ausgaben natürlich nur spekulieren. Aber, ohne dir hier irgendwas unterstellen zu wollen, solltest du dich fragen, ob du hier nicht eventuell einer selektiven Wahrnehmung aufgesessen bist, denn es ist zwar absolut richtig, dass in vielen Artikeln (nicht immer so ausgewogen, wie es wünschenswert wäre) vor den Gefahren sowohl des radikalen Islams als auch des Putin-Regimes gewarnt wurde, aber es gab auch genauso (und meiner Ansicht nach sogar sehr viel mehr) Artikel, die sich im Gegenzug auch kritisch mit der Rolle des Westens in der Welt auseinandergesetzt haben und die auch versucht haben, innerhalb der Kontroversen um die Konflikte mit Russland und (erst recht) dem radikalen Islamismus andere Perspektiven aufzuzeigen.

Es würde mich auch wundern, wenn in irgendeinem Artikel einer seriösen Zeitung offen militärische Aktionen gegen Russland gefordert worden wären, und selbst wenn, so dürfte dies lediglich eine wirklich _sehr_ isolierte Einzelmeinung darstellen. Richtig ist hingegen, dass in vielen Artikeln Überlegungen angestellt wurden, wie man auf die - durchaus als in vielerlei Hinsicht aggressiv zu charakterisierende - russischen Außenpolitik heutiger Tage am besten reagieren sollte, wobei mit Blick auf militärpolitische Fragen aber als "extremste" Reaktion empfohlen wurde, die eigenen Defensivfähigkeiten zu stärken und besser zu koordinieren, nur für den zugegebenermaßen sehr unwahrscheinlichen Fall eines russischen Angriffs auf ein EU oder NATO Mitgliedsland.

Es ist für mich aber jedenfalls klar, dass innerhalb des Gesamtspektrums der medialen Aufarbeitung dieses Themas _keineswegs_ ein Konsens darüber besteht, dass wir, der Westen, militärisch offensiv gegen Russland vorgehen sollten!

Auch hat der Westen überhaupt kein Interesse daran einen Konflikt mit Russland zu schüren! Amerika nicht und Europa schonmal gar nicht. Denn der Westen hat schon genug andere Probleme, sowohl innen- als auch außenpolitisch, und gerade diese "Schwäche" - oder sagen wir "Konfliktunlust" oder "Streitmüdigkeit" - des Westens ist es, die Herr Putin aufs virtuoseste auszunutzen versteht, um eigene strategische Ziele zu verfolgen, die in klassischer Manier eines "kalten Kriegers", der er immernoch ist, darin bestehen, sogenannte "Einflusssphären" auszubauen, was letztlich nichts anderes bedeutet, als dass er versucht, durch Drohung und Gewalt, kleineren Nachbarstaaten seinen Willen aufzuzwängen. Das Interesse des Westens mit Blick auf Russland besteht im Gegenteil darin, dass Russland endlich zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit findet, um auf diese Art Stabilität zu erreichen und es uns zu ermöglichen, sowohl wirtschaftlich als auch kulturell voneinander zu profitieren.

Was den Konflikt mit Kräften angeht, welche radikale Strömungen des Islam repräsentieren, so kann ich ebenfalls nicht erkennen, dass hier in den seriösen Medien in irgendeiner Form ein Konsens darüber bestehen würde, dass wir uns hier des Mittels der militärischen Invasion bedienen sollten, zumal der Afghanistan-Krieg gezeigt hat, dass es nahezu unmöglich ist, aus tribalistischen Gesellschaften Vorzeigedemokratien zu machen, in denen die Bürgerrechte gewahrt werden und somit religiösem Extremismus vermeindlich die Grundlage entzogen wird.

Im Gegenteil scheint mir im Moment in der medialen Begleitung des Konfliktes mit militanten islamistischen Kräften der Konsens eher in einer gewissen Ratlosigkeit zu bestehen, wie sich der Westen hier am besten Verhalten sollte, zumal sich das Phänomen des radikalen politischen Islams über dutzende Staaten von Westafrika bis zum indischen Subkontinent erstreckt, was jede Form militärischer Invasion als komplett sinnlos erscheinen lässt, man andererseits aber auch den "Drohnenkrieg" der USA zurecht kritisiert und dessen Völkerrechtswidrigkeit anprangert!

Was den Fall des "Islamischen Staates" angeht, wirst du wohl zugeben müssen, dass - die tieferen Ursachen für dessen Entstehung mal außen vor - es kaum im Interesse der Menschen in der Region sein dürfte, wenn sich dieses Modell des Fundamentalismus ausbreitet, so viel Leid wie von diesen Spinnern jetzt schon verursacht wurde, weshalb es ja wohl legitim erscheint, zumindest darüber nachzudenken, wie man diesen mordenden Fanatikern Einhalt gebieten kann.

Mit Blick auf den von dir formulierten Informationsbedarf hinsichtlich vergangener Terroranschläge mag ich nur zu bedenken geben, dass - auch wenn niemals jedes Detail ermittelt werden kann - du dich immer fragen solltest, wie plausibel es ist, anzunehmen, dass unsere Regierungen, die (siehe Edward Snowden & Co.) nicht in der Lage sind auch nur IRGENDEIN Geheimnis zu bewahren, es vermögen, die gesamte Weltöffentlichkeit über Vorgänge zu täuschen, die so ein riesiges gesellschaftliches und mediales Echo hervorrufen. Die Vorstellung ist, mit Verlaub, absurd! Wenn es wirklich unwiderlegliche Beweise für solch ein ungeheuerliches Vorgehen gäbe, was zwingend der Fall wäre, WENN dem so wäre, so wäre dies längst ans Tageslicht gebracht worden, und zwar nicht auf irgendwelchen Webseiten von Verschwörungstheoretikern, sondern in allen seriösen Medien rund um den Globus!

Alles in allem kann ich dir nur empfehlen, möglichst viele verschiedene Quellen zur Information zu nutzen und du wirst feststellen, dass deine hier formulierten Sorgen weitestgehend unbegründet sind, - es aber andererseits noch genügend tatsächliche Probleme gibt, die dir echte Sorgen bereiten dürfen. ;)

Gruß,

Roadster.

0 61

Terror ist doch ganz okay, wenn er von der richtigen Seite kommt

Linuchs
  • meinung
  1. 0
    Linuchs
    1. 0
      Encoder
      1. 0
        Linuchs
        1. 2

          Braun-völkische Verschwörungstheorien

          Mattes
          1. 5

            Meinung³ = Meinung zur Meinung zur Meinung

            Robert R.
            1. 0
              Linuchs
            2. 0
              Mattes
          2. 0
            Linuchs
            1. 0
              Mattes
              1. 0
                Linuchs
          3. 0
            Camping_RIDER
            1. 0
              Linuchs
        2. 0
          Encoder
          1. 3
            Linuchs
            1. 2
              mrjerk
              1. 0
                Linuchs
            2. 2

              Anmerkungen und Exkurs - Teil 1

              Roadster
              1. 2

                Anmerkungen und Exkurs - Teil 2

                Roadster
                1. 0

                  Bitte mehr davon!

                  Camping_RIDER
                  • menschelei
                  1. 0
                    Roadster
                2. 0
                  ralphi
                  1. 2
                    Roadster
                    1. 0
                      ralphi
                      1. 0
                        Camping_RIDER
                        1. 0

                          Dunning-Kruger-Effekt

                          Roadster
                          1. 0
                            Camping_RIDER
                          2. 0
                            ralphi
                            1. 0
                              Auge
                          3. 0
                            Robert R.
                    2. 0
                      Linuchs
                      1. 0
                        Linuchs
                        1. 0
                          ralphi
                      2. 0
                        Roadster
                        1. 0
                          Linuchs
                          1. 1
                            Roadster
                      3. 0
                        Matthias Apsel
            3. 0
              Encoder
              1. 0
                Linuchs
            4. 0
              Robert R.
  2. 0
    Linuchs
  3. 3
    T-Rex
    1. 0
      Der Martin
      1. 0

        Wieso kein "Amoklauf"?

        Meinereiner
        1. 0
          Matthias Apsel
        2. 0
          Auge
          1. 0
            Robert R.
            1. 0
              Auge
              1. 0
                Camping_RIDER
      2. 0
        T-Rex
        1. 0
          Auge
          1. 0
            T-Rex
            1. 0
              Auge
  4. 0

    "es gibt keine ... wissenschaftliche Definition"

    tami
    1. 0
      Linuchs
      1. 0

        Korrektur

        Linuchs
  5. 0

    feige, wer andere NICHT beleidigt?

    Linuchs
    1. 0

      Das geht zu weit...

      Camping_RIDER
    2. 0
      Matthias Apsel
    3. 0

      feige, wer andere NICHT beleidigt? - Leserbriefe der NYT vs. Kot

      tami
      1. 0
        Matthias Apsel