Gunnar Bittersmann: Nachdenkliches zum Wochenende: Merry Last Christmas, Jack Dorsey (Mike Monteiro)

Mike Monteiro hat mal wieder was Nachdenkliches geschrieben: Merry Last Christmas, Jack Dorsey.

“Twitter isn’t a technology company. It’s a human interaction company. I’m not sure they’ve ever understood that. And that’s the generous assumption. More likely, and alarmingly, they understand that but don’t care.

Und bei

“Silicon Valley, which is very good at evaluating technology, sucks at evaluating human interaction. They’re very good at pushing their companies towards how to do things, but seldom ask whether those things should or shouldn’t be done.”

fühle ich mich an Joseph Weizenbaum erinnert:

„Es hat viele Diskussionen über ‚Computer und menschliches Denken‘ gegeben. Der Schluß, der sich mir aufdrängt, ist hier, daß die relevanten Probleme weder technischer noch mathematischer, sondern ethischer Natur sind. Sie können nicht dadurch gelöst werden, daß man Fragen stellt, die mit ‚können‘ beginnen. Die Grenzen in der Anwendung von Computern lassen sich letztlich nur als Sätze angeben, in denen das Wort ‚sollten‘ vorkommt. Die wichtigste Grundeinsicht, die uns daraus erwächst, ist die, daß wir zur Zeit keine Möglichkeit kennen, Computer auch klug zu machen, und daß wir deshalb im Augenblick Computern keine Aufgaben übertragen sollten, deren Lösung Klugheit erfordert.“ (Die Macht des Computers und die Ohnmacht der Vernunft, 1978)

LLAP 🖖

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“When UX doesn’t consider all users, shouldn’t it be known as ‘Some User Experience’ or... SUX? #a11y” —Billy Gregory
  1. Die Tage bin ich am Haus meiner Nachbarin (77) vorbei. Sie winkte mir zu, ich winkte zurück und ging gedankenlos weiter. Dann dachte ich an meinen Kollegen der als Junggeselle einem Schlaganfall erlag und vergeblich auf Hilfe hoffte. Ich ging zurück und klingelte... Alles in Ordnung sagte Frau W., Gottseidank.

    Nur wenige Tage später klingelte es bei mir. Ein anderer Nachbar, der mir mitteilte daß im November seine Frau gestorben ist. Heute war ich bei ihm, er hat niemanden mehr. Wir verabredeten uns, demnächst mal geimsam was zu machen und sei es nur eine Runde übern Berg laufen. Wieder zuhause fand ich eine Karte von S. im Kasten. Auch er wohnt allein, seine Frau ist schon lange tot. Aber er hat wenigstens noch seine Tochter im gleichen Ort. Und meine Karte an ihn ist seit gestern unterwegs.

    Wir alle sollten uns gegenseitig etwas mehr Aufmerksamkeit schenken. Ich freue mich auf die Kinder und kann es kaum erwarten. Und das nicht nur zur Weihnachtszeit.

    Schöne Grüße!

    1. Die Tage bin ich am Haus meiner Nachbarin (77) vorbei. Sie winkte mir zu, ich winkte zurück und ging gedankenlos weiter. Dann dachte ich an meinen Kollegen der als Junggeselle einem Schlaganfall erlag und vergeblich auf Hilfe hoffte.

      Ja, der Stefan, der war so alt wie ich. Das ist jetzt 20 Jahre her als es passierte. Keiner weiß, wie lange er hilflos rumgelegen hat, nach Stunden oder Tagen bekam er endlich sein Telefon zu fassen und drückte auf Wahlwiederholung. Aufgrund der Gehirnschädigung fuhr er jahrelang mit dem Rollstuhl zur Arbeit, hatte jedoch den Ehrgeiz und die Kraft das Laufen wieder zu erlernen -- und es stellten sich erste Erfolge ein! Das Dramatische an seinem Schicksal, er ist beim Laufenlernen die Treppe heruntergestürzt und starb an einem Genickbruch.

      Ich ging zurück und klingelte... Alles in Ordnung sagte Frau W., Gottseidank.

      Es kommt auch darauf an, aufeinander aufzupassen! Schöne Feiertage 😉

  2. Hallo Gunnar,

    obwohl alles wahr ist, was da geschrieben steht, weiß ich nicht, was die Schlussfolgerung daraus sein soll. Wollen wir tatsächlich Unternehmen, die sich mit "zwischenmenschlicher Interaktion" beschäftigen und das auch noch tatsächlich so verstehen und zu steuern versuchen? Sollten nicht in einer Demokratie, wenn es um das Zusammenleben geht und darum, wie wir das organisiert haben wollen, vielmehr der Souverän, also wir, entscheiden?

    Wenn uns also Äußerungen von Politikern nicht gefallen, dann wählen wir sie nicht.

    Wenn wir politische Alternativen nicht sehen, dann bemühen wir uns diese zu schaffen und zur Wahl zu stellen.

    Wenn uns die Produkte von Unternehmen nicht gefallen, dann kaufen bzw. nutzen wir sie nicht.

    Wenn wir Alternativen zu diesen Produkten nicht sehen, dann bemühen wir uns diese zu schaffen und am Markt anzubieten.

    viele Grüße

    Axel

    1. Lieber Axel,

      Wollen wir tatsächlich Unternehmen, die sich mit "zwischenmenschlicher Interaktion" beschäftigen und das auch noch tatsächlich so verstehen und zu steuern versuchen? Sollten nicht in einer Demokratie, wenn es um das Zusammenleben geht und darum, wie wir das organisiert haben wollen, vielmehr der Souverän, also wir, entscheiden?

      der Souverän hat ganz offensichtlich längstens entschieden, dass er keine Demokratie will. Er will auch nicht FTTH. Oder fair Trade, Car Sharing/Bike Sharing, Bio-Gemüse, ... . Er will "Geiz ist geil", alles andere interessiert ihn erst, wenn es schon zu spät ist, oder an seinem Geldbeutel nagt. Amazon hat das längst erkannt.

      Das muss man ganz eindeutig aus dem Handeln der Bevölkerung im Ganzen ableiten - egal, was Leute in Umfragen als Meinungen postulieren. Letztlich zählt bei sowas immer wie die Menschen handeln, nicht, was sie daher quatschen. Natürlich ist das nicht ideal, aber Idealismus ist teuer, den kann und will sich nicht jeder und jede leisten. Und Politiker handeln entpsrechend der Vorgaben durch das Wahlverhalten der Bevölkerung im Ganzen. Und damit schließt sich er Kreis. Aber das ist alles nicht neu.

      Liebe Grüße,

      Felix Riesterer.

      1. Hallo Felix,

        ich teile Deine Skepsis nicht ganz. Aber selbst wenn es so wäre, dass tatsächlich eine qualifizierte Mehrheit es so sähe und ihre Meinung nicht ändern könnte, dann wäre es halt so und wir müssten damit leben oder dann halt als Menschheit untergehen. Denn wer soll denn die qualifizierte Mehrheit eines Besseren belehren? Tatsächlich Unternehmen, die sich das zum Unternehmensziel gestellt haben? Unternehmen, die handeln wie Gott handeln würde? Der Sozialismus-Versuch ist genau daran gescheitert, dass versucht wurde die Menschen umzuerziehen von einer Partei, die hätte handeln müssen, wie Gott gehandelt hätte. Nur konnte sie das natürlich nicht, weil sie von Menschen geführt wurde.

        Das war mein Punkt:

        Es kann einfach nicht Aufgabe von Twitter sein, die Äußerungen von Donald Trump zu bewerten und ggf. dann sogar zu korrigieren. Im Gegenteil muss die Twitter Community schon mitbekommen, wenn Politiker Unsinn twittern, um dann eben entsprechend reagieren zu können, entweder direkt auf Twitter oder dann eben bei der nächsten Wahl.

        Twitter ist eben keine "human interaction company", sondern ein Forum zur Meinungsäußerung einer bestimmten Gruppe von Menschen, denen nämlich, die Twitter nutzen. Und diese Menschen müssen die Meinungsäußerungen dann schon selbst einordnen.

        viele Grüße

        Axel

        1. Lieber Axel,

          Aber selbst wenn es so wäre, dass tatsächlich eine qualifizierte Mehrheit es so sähe

          was ist eine qualifizierte Mehrheit?

          und ihre Meinung nicht ändern könnte,

          Ich bin mir nicht sicher, ob sie wirklich eine Meinung hat, oder ob sie schlicht den bequemsten Weg geht, weil sie sich einfach keine oder wenigstens viel zu wenig Gedanken macht, was sie da tatsächlich tut und was es für Konsequenzen hat.

          Um sein Handeln reflektieren zu können braucht es die Fähigkeit zur Selbsterkenntnis, kombiniert mit einem Mindestmaß an Bildung. Dazu muss das jeweilige Individuum Anlass und Gelegenheit dazu haben. Offensichtlich trifft das auf "eine qualifizierte Mehrheit" nicht unbedingt zu.

          dann wäre es halt so und wir müssten damit leben oder dann halt als Menschheit untergehen.

          Richtig. So ist es (und war es anscheinend schon immer).

          Denn wer soll denn die qualifizierte Mehrheit eines Besseren belehren?

          Bildung. Deshalb ist sie so wichtig. Religion hatte einst diese Aufgabe, scheitert aber damit an unserem Wohlstand.

          Tatsächlich Unternehmen, die sich das zum Unternehmensziel gestellt haben?

          Unternehmen handeln gewinnorientiert. Das ist das einzige Ziel. Alles, was zu diesem Ziel führt, wird auch getan. Je mächtiger ein Unternehmen geworden ist, desto weniger Skrupel wird es an den Tag legen.

          Unternehmen, die handeln wie Gott handeln würde?

          Wie würde (Dein?) Gott handeln? Woher kennst Du die zugehörige Maxime?

          Der Sozialismus-Versuch ist genau daran gescheitert, dass versucht wurde die Menschen umzuerziehen von einer Partei, die hätte handeln müssen, wie Gott gehandelt hätte.

          Ich ahne was Du damit meinst. Der Sozialismus ist an der Natur des Menschen gescheitert. Er ging von einem anderen Menschenwesen aus, nämlich von einem rational handelnden. Und das gibt es nur in homöopathischen Mengen, nämlich genau dann, wenn die von mir weiter oben beschriebenen Voraussetzungen gegeben sind.

          Das war mein Punkt:

          Es kann einfach nicht Aufgabe von Twitter sein, die Äußerungen von Donald Trump zu bewerten und ggf. dann sogar zu korrigieren.

          Richtig. Es ist Aufgabe von Twitter, Gewinne zu erzielen. Was das Trumpeltier twittert, bringt Aufmerksamkeit für die Plattform bzw. das soziale Netzwerk. Wieso sollte das Unternehmen mit den Inhalten irgendetwas anderes tun, als die üblichen Mechanismen auch dort wirken zu lassen, damit das Unternehmen weiterhin erfolgreich bleibt?

          Im Gegenteil muss die Twitter Community schon mitbekommen, wenn Politiker Unsinn twittern, um dann eben entsprechend reagieren zu können, entweder direkt auf Twitter oder dann eben bei der nächsten Wahl.

          Das sehe ich anders. "Die Twitter Community" besteht eben aus zumeist menschlichen Nutzern der Plattform. Sie ist eben jene Spezies "Mensch", die schon der Sozialismus missverstanden hat. Sie tut genau das, was man von ihr als Produkt erwartet. Ihre Empörung, ihr Exhibitionismus und ihre unreflektierte Ahnungslosigkeit beschert dem Unternehmen weiter Gewinne.

          Twitter ist eben keine "human interaction company", sondern ein Forum zur Meinungsäußerung einer bestimmten Gruppe von Menschen, denen nämlich, die Twitter nutzen.

          Das ist eine von Idealismus gefärbte Äußerung, keine auf nachprüfbaren Fakten beruhende.

          Und diese Menschen müssen die Meinungsäußerungen dann schon selbst einordnen.

          Wieso "Meinungsäußerungen"? Dort geht es doch in erster Linie um Selbstdarstellungen! "Meinungsäußerungen" ist eher ein Euphemismus oder Tarnbegriff für diese Inhalte. Twitter ist ein Beispiel für die vielen, deren zentrale Natur das "free"-Modell ist. Ich erwähnte schon die "Geiz ist geil"-Erwartungshaltung. Da hat Selbstreflektion und Bildung einfach einen zu hohen Kostenfaktor - auch und vor allem hinsichtlich Hirnschmalz, Disziplin und Zeit!

          Liebe Grüße,

          Felix Riesterer.

          1. Hallo Felix,

            Aber selbst wenn es so wäre, dass tatsächlich eine qualifizierte Mehrheit es so sähe

            was ist eine qualifizierte Mehrheit?

            Der "Souverän" in der Demokratie. Man könnte auch vereinfacht sagen, die Mehrheit, die sich aufgrund von Macht und Einfluss, gewonnen aus Überzeugung und Anerkennung, durchsetzen konnte. Idealistisch? Ja, aber anders geht es meiner Meinung nach nicht.

            und ihre Meinung nicht ändern könnte,

            Ich bin mir nicht sicher, ob sie wirklich eine Meinung hat, oder ob sie schlicht den bequemsten Weg geht, weil sie sich einfach keine oder wenigstens viel zu wenig Gedanken macht, was sie da tatsächlich tut und was es für Konsequenzen hat.

            Das wäre dann aber unqualifiziert.

            Denn wer soll denn die qualifizierte Mehrheit eines Besseren belehren?

            Bildung. Deshalb ist sie so wichtig. Religion hatte einst diese Aufgabe, scheitert aber damit an unserem Wohlstand.

            Bildung ist wichtig, ja. Aber, was Bildung ist, wird ebenfalls von den aktuell Mächtigen und Einflussreichen bestimmt.

            Und das Religion am Wohlstand scheitert, halte ich für ein Gerücht. Religion ist im Allgemeinen der Glaube, dass es etwas Größeres gibt, als "den Wohlstand". Im Gegenteil wird sie wieder wichtiger werden, spätestens wenn wir gezwungen werden, unseren Wohlstand tatsächlich mal teilen zu müssen. Und das werden wir müssen, wenn wir nicht alles verlieren wollen.

            Tatsächlich Unternehmen, die sich das zum Unternehmensziel gestellt haben?

            Unternehmen handeln gewinnorientiert. Das ist das einzige Ziel. Alles, was zu diesem Ziel führt, wird auch getan. Je mächtiger ein Unternehmen geworden ist, desto weniger Skrupel wird es an den Tag legen.

            Marx at its best ;-). Und darum muss das Privateigentum an Produktionsmitteln überwunden werden? Nein, der Versuch ist gescheitert. Es muss eine Kontrolle und Regulierung erfolgen durch dazu demokratisch legitimierte Staatsorgane.

            Unternehmen, die handeln wie Gott handeln würde?

            Wie würde (Dein?) Gott handeln? Woher kennst Du die zugehörige Maxime?

            Die Maxime ist die Erhaltung der Schöpfung, möglichst inklusive der Menschheit.

            Der Sozialismus-Versuch ist genau daran gescheitert, dass versucht wurde die Menschen umzuerziehen von einer Partei, die hätte handeln müssen, wie Gott gehandelt hätte.

            Ich ahne was Du damit meinst. Der Sozialismus ist an der Natur des Menschen gescheitert.

            Ja.

            Er ging von einem anderen Menschenwesen aus, nämlich von einem rational handelnden.

            Nein. Er ging davon aus, dass man Menschen, die sich von Natur aus in kleinen Gruppen (Geliebte, Familie, Freundeskreis, Sippe, Stamm - in der Reihenfolge) organisieren, zu einer staatenbildenden Spezies umerziehen kann, wo dann der Einzelne glücklich und klaglos seinen Platz zum Wohle des Staates einnimmt. Das wird nie funktionieren. Staaten können Menschen nur dann bilden, wenn sie trotzdem ihrer natürlichen Organisationsform (Geliebte, Familie, Freundeskreis, Sippe, Stamm) folgen können dürfen.

            Im Gegenteil muss die Twitter Community schon mitbekommen, wenn Politiker Unsinn twittern, um dann eben entsprechend reagieren zu können, entweder direkt auf Twitter oder dann eben bei der nächsten Wahl.

            Das sehe ich anders. "Die Twitter Community" besteht eben aus zumeist menschlichen Nutzern der Plattform. Sie ist eben jene Spezies "Mensch", die schon der Sozialismus missverstanden hat. Sie tut genau das, was man von ihr als Produkt erwartet. Ihre Empörung, ihr Exhibitionismus und ihre unreflektierte Ahnungslosigkeit beschert dem Unternehmen weiter Gewinne.

            Ja, auch die Twitter Community besteht aus Menschen mit all ihren Unzulänglichkeiten. Aber etwas Anderes als diese Menschen haben wir nicht zur Verfügung, um unser Zusammenleben zu organisieren. Aber einige dieser Menschen können durchaus sehr überzeugend Gutes bewirken, wenn man sie lässt.

            Twitter ist eben keine "human interaction company", sondern ein Forum zur Meinungsäußerung einer bestimmten Gruppe von Menschen, denen nämlich, die Twitter nutzen.

            Das ist eine von Idealismus gefärbte Äußerung, keine auf nachprüfbaren Fakten beruhende.

            Hä? Welche nachprüfbaren Fakten gibt es denn für die Behauptung, Twitter wäre eine "human interaction company"? ...

            Und diese Menschen müssen die Meinungsäußerungen dann schon selbst einordnen.

            Wieso "Meinungsäußerungen"? Dort geht es doch in erster Linie um Selbstdarstellungen! "Meinungsäußerungen" ist eher ein Euphemismus oder Tarnbegriff für diese Inhalte. Twitter ist ein Beispiel für die vielen, deren zentrale Natur das "free"-Modell ist. Ich erwähnte schon die "Geiz ist geil"-Erwartungshaltung. Da hat Selbstreflektion und Bildung einfach einen zu hohen Kostenfaktor - auch und vor allem hinsichtlich Hirnschmalz, Disziplin und Zeit!

            ... ach so, Du meinst meine Auffassung über Meinungsäußerung wäre von Idealismus gefärbt. Aber das kann nicht stimmen, denn der Begriff Meinungsäußerung ist sehr allgemein und auch genau so gemeint. Auch Selbstdarstellungen, grober Unfug und sogar Hassbotschaften sind Meinungsäußerungen, genau wie gebildete und selbstreflektierte Äußerungen. Man kann all das äußern, muss dann aber damit leben, wie Andere das einordnen und werten und ihre Schlüsse daraus ziehen. Aber dazu müssen Andere das einordnen und werten können.

            viele Grüße

            Axel

            1. Lieber Axel,

              was ist eine qualifizierte Mehrheit? Der "Souverän" in der Demokratie. Man könnte auch vereinfacht sagen, die Mehrheit, die sich aufgrund von Macht und Einfluss, gewonnen aus Überzeugung und Anerkennung, durchsetzen konnte.

              verstehe. Also genau diejenigen, an denen der Sozialismus gescheitert ist. OK.

              Idealistisch? Ja, aber anders geht es meiner Meinung nach nicht.

              Das sehen die vier großen (Facebook, Google, Apple und Amazon) aber ganz anders.

              Ich bin mir nicht sicher, ob sie wirklich eine Meinung hat, oder ob sie schlicht den bequemsten Weg geht, weil sie sich einfach keine oder wenigstens viel zu wenig Gedanken macht, was sie da tatsächlich tut und was es für Konsequenzen hat. Das wäre dann aber unqualifiziert.

              So ist eben die Realität.

              Bildung ist wichtig, ja. Aber, was Bildung ist, wird ebenfalls von den aktuell Mächtigen und Einflussreichen bestimmt.

              Dafür haben wir eine Kultur, etwas gewachsenes. Du darfst Bildung nicht mit Lehrplan verwechseln. Mit Bildung meine ich hier die Summe kulturellen Schaffens, nicht nur der westeuropäischen Zivilisation, von der Antike bis heute. Erfahrbar ist für das Individuum sicherlich nur ein grober Querschnitt, aber je ausführlicher der sein kann, desto besser für den Bildungsstand des Individuums. Diesen braucht es, wenn ein Individuum Wertvorstellungen entwickeln will, die nicht allein auf seinen biologisch verdrahteten Neigungen basieren sollen.

              Und das Religion am Wohlstand scheitert, halte ich für ein Gerücht.

              Dann schaue Dir doch einmal an, wie Religion versucht gesellschaftliches Leben mit Regeln und Idealvorstellungen zu ordnen und zu lenken. Na, funktioniert das so, wie es in den jeweiligen heiligen Schriften steht? Halten sich die Vertreter der jeweiligen Religion daran? Wo tun sie das noch am meisten?

              Religion ist im Allgemeinen der Glaube, dass es etwas Größeres gibt, als "den Wohlstand".

              Religion ist das, was der Mensch benötigt, um das Unvorstellbare zu verkraften. Dazu gehört sowohl eine Schöpfungsgeschichte, als auch eine Vorausschau auf ein Jenseits. Für die Zeit "dazwischen" gibt es Regeln, wie ein gedeihliches Miteinander funktioniert, damit die Spezies Mensch prosperiert.

              Im Gegenteil wird sie wieder wichtiger werden, spätestens wenn wir gezwungen werden, unseren Wohlstand tatsächlich mal teilen zu müssen. Und das werden wir müssen, wenn wir nicht alles verlieren wollen.

              Hmm. Mag sein. Weiß ich nicht. Der Einfluss der Religion ist immer dann wichtig, wenn Menschen sich auf einer Ebene begegnen, auf der nur der Mensch als Mensch wichtig ist, fern ab von allen Gütern. Dann, wenn es um Seelenangelegenheiten geht. Wenn es um das Unfassbare und Unfassliche geht, das die Vernunft eben nicht begreifen kann.

              Und darum muss das Privateigentum an Produktionsmitteln überwunden werden? Nein, der Versuch ist gescheitert. Es muss eine Kontrolle und Regulierung erfolgen durch dazu demokratisch legitimierte Staatsorgane.

              Das klappt ja so wunderbar: the markets are failing

              Die Maxime ist die Erhaltung der Schöpfung, möglichst inklusive der Menschheit.

              Aha. Eine religiöse/weltanschauliche Aussage. Da könnte ich mir aus darwinistischer Sicht aber ebenso gut vorstellen, dass sich die Biologie von ihrem gescheiterten Experiment mit diesem homo sapiens sapiens irgendwann wieder befreien und davon ungestört weiter entwickeln wird.

              Staaten können Menschen nur dann bilden, wenn sie trotzdem ihrer natürlichen Organisationsform (Geliebte, Familie, Freundeskreis, Sippe, Stamm) folgen können dürfen.

              Ich habe mich zugegebenermaßen viel zu wenig mit Staatstheorien beschäftigt. Meine Kenntnisse beschränken sich auf Schulstoff mit Rousseau und Konsorten.

              Ja, auch die Twitter Community besteht aus Menschen mit all ihren Unzulänglichkeiten. Aber etwas Anderes als diese Menschen haben wir nicht zur Verfügung, um unser Zusammenleben zu organisieren. Aber einige dieser Menschen können durchaus sehr überzeugend Gutes bewirken, wenn man sie lässt.

              Die Twitter-Community nutzt diese Plattform aus welchen Motiven heraus? Wozu brauchen wir Twitter überhaupt? Was haben wir nur gemacht, als es das noch nicht gab?

              Diese "einige dieser Menschen" sind mir definitiv zu wenige gemessen an der Gesamtheit der "Community"! Auch wenn "one in a million" aus Twitter-Sicht "great odds" sind...

              Hä? Welche nachprüfbaren Fakten gibt es denn für die Behauptung, Twitter wäre eine "human interaction company"? ...

              Das Geschäftsmodell hinter Twitter lässt kaum einen anderen Schluss zu.

              ... ach so, Du meinst meine Auffassung über Meinungsäußerung wäre von Idealismus gefärbt. Aber das kann nicht stimmen, denn der Begriff Meinungsäußerung ist sehr allgemein und auch genau so gemeint.

              Ich bezog mich auf den Terminus im Hinblick auf die Äußerungen, die über das Medium Twitter verbreitet werden.

              Auch Selbstdarstellungen, grober Unfug und sogar Hassbotschaften sind Meinungsäußerungen, genau wie gebildete und selbstreflektierte Äußerungen. Man kann all das äußern, muss dann aber damit leben, wie Andere das einordnen und werten und ihre Schlüsse daraus ziehen.

              OK.

              Aber dazu müssen Andere das einordnen und werten können.

              Warum müssen sie das können? Ich meine "können" als "physisch und kognitiv dazu in der Lage sein", nicht "einen technischen Zugang zur Verfügung haben". Ist das Grundvoraussetzung an der Teilnahme auf irgendwelchen Plattformen sozialer Netzwerke? Ich meine beobachten zu können, dass dem gerade nicht so ist. Sonst hätten wir das Phänomen der Shitstorms nicht. Sonst könnten diese "Medien" (ihrem wahren Geschäftsmodell folgend sollten wir weiterhin von human interaction companies sprechen) nicht das Niederste im Menschen monetär ausschlachten.

              Liebe Grüße,

              Felix Riesterer.

              1. Hallo Felix,

                Philosophie zu Weihnachten ;-).

                was ist eine qualifizierte Mehrheit? Der "Souverän" in der Demokratie. Man könnte auch vereinfacht sagen, die Mehrheit, die sich aufgrund von Macht und Einfluss, gewonnen aus Überzeugung und Anerkennung, durchsetzen konnte.

                verstehe. Also genau diejenigen, an denen der Sozialismus gescheitert ist. OK.

                Der Sozialismus musste scheitern, weil die Idee, dass Menschen dazu gebracht werden könnten, zuerst an die Allgemeinheit und erst dann an sich selbst, ihre Geliebten, ihre Familie, ihre Freunde, ihre Sippe, ihren Stamm zu denken, nicht umsetzbar ist. Weder für die Mitglieder der Gesellschaft noch für deren Anführer.

                Der Gegenentwurf ist, die Menschen zu nehmen, wie sie nun mal sind und durch Herstellen einer größtmöglichen Öffentlichkeit, eine öffentliche Meinung zu fördern, in der diejenigen zu Macht und Einfluss kommen, die sich durch Überzeugungskraft und Gewinnung von Anerkennung durchsetzen konnten.

                Bildung ist wichtig, ja. Aber, was Bildung ist, wird ebenfalls von den aktuell Mächtigen und Einflussreichen bestimmt.

                Dafür haben wir eine Kultur, etwas gewachsenes. Du darfst Bildung nicht mit Lehrplan verwechseln. Mit Bildung meine ich hier die Summe kulturellen Schaffens, nicht nur der westeuropäischen Zivilisation, von der Antike bis heute. Erfahrbar ist für das Individuum sicherlich nur ein grober Querschnitt, aber je ausführlicher der sein kann, desto besser für den Bildungsstand des Individuums. Diesen braucht es, wenn ein Individuum Wertvorstellungen entwickeln will, die nicht allein auf seinen biologisch verdrahteten Neigungen basieren sollen.

                D'accord. Das "nicht nur der westeuropäischen Zivilisation" wird eine der großen Herausforderungen der Zukunft in der globalisierten Welt. Die Menschheit hat eben nicht nur eine Kultur und die einzelnen Köpfe sind leider so klein. Das wäre eine Diskussion wert, ob so etwas wie die Unterstützung der Wikipedia, also die Bereitstellung eines weltweiten Wissensschatzes, nicht eine Aufgabe für eine globale Organisation wie z.B. die UNO wäre.

                Und das Religion am Wohlstand scheitert, halte ich für ein Gerücht.

                Dann schaue Dir doch einmal an, wie Religion versucht gesellschaftliches Leben mit Regeln und Idealvorstellungen zu ordnen und zu lenken. Na, funktioniert das so, wie es in den jeweiligen heiligen Schriften steht? Halten sich die Vertreter der jeweiligen Religion daran? Wo tun sie das noch am meisten?

                Bitte nicht Religion mit Kirche verwechseln.

                Religion ist im Allgemeinen der Glaube, dass es etwas Größeres gibt, als "den Wohlstand".

                Religion ist das, was der Mensch benötigt, um das Unvorstellbare zu verkraften. Dazu gehört sowohl eine Schöpfungsgeschichte, als auch eine Vorausschau auf ein Jenseits. Für die Zeit "dazwischen" gibt es Regeln, wie ein gedeihliches Miteinander funktioniert, damit die Spezies Mensch prosperiert.

                Bitte nicht Religion nur in den Kategorien der monotheistischen Hauptströmungen denken. Religion gab es schon immer, auch vor diesen. Aber ja, Regeln, wie ein gedeihliches Miteinander funktioniert, stellten sie alle auf und das meistens gar nicht so schlecht. Der Vorteil ist halt, dass das endgültige Gericht darüber, wie der Einzelne diese Regeln eingehalten hat, nicht mehr irgendwelchen Menschen obliegt, die irren könnten, sondern etwas Übermenschlichem, Unbestechlichem. Etwas, von dem man annehmen kann, dass es tatsächlich ausschließlich das Große Ganze im Blick hat.

                Und darum muss das Privateigentum an Produktionsmitteln überwunden werden? Nein, der Versuch ist gescheitert. Es muss eine Kontrolle und Regulierung erfolgen durch dazu demokratisch legitimierte Staatsorgane.

                Das klappt ja so wunderbar: the markets are failing

                Dass nicht alles wunderbar klappt, ist ein Hauptmerkmal der Demokratie, genauso wie, dass alles "so lange dauert". Das ist nun mal so, wenn sich sehr viele Menschen erst mal eine Meinung bilden müssen.

                Die Maxime ist die Erhaltung der Schöpfung, möglichst inklusive der Menschheit.

                Aha. Eine religiöse/weltanschauliche Aussage. Da könnte ich mir aus darwinistischer Sicht aber ebenso gut vorstellen, dass sich die Biologie von ihrem gescheiterten Experiment mit diesem homo sapiens sapiens irgendwann wieder befreien und davon ungestört weiter entwickeln wird.

                Genau. Deswegen ja "..., möglichst inklusive der Menschheit.". Da bin ich von einem die Menschen liebenden Gott ausgegangen. Wobei "Gott" hier natürlich als Gott in der frühen israelitischen Sichtweise gemeint ist, also "Das, was ist." oder "Das, was man nicht benennen kann.", also "Das Universelle.". Wir wissen also nicht wirklich, ob wir wichtig sind. Allerdings spricht einiges dafür, dass wir es wohl sind.

                Wozu brauchen wir Twitter überhaupt? Was haben wir nur gemacht, als es das noch nicht gab?

                Wir brauchen die größtmöglichen Öffentlichkeit der Meinungen, damit sich eine öffentliche Meinung bilden kann. Wer die Plattformen dafür zur Verfügung stellt, muss sich ebenfalls demokratisch regeln. Wenn das in Teilen aktuell Twitter ist, dann ist es in Teilen aktuell Twitter. Aber es muss eben eine Plattform für Meinungen und kein Meinungsbildner sein.

                Früher hatten wir nur die Presse, Rundfunk und Fernsehen. Aber auch das hatte Vor- und Nachteile. Nachteile eben weil sich diese Medien teilweise zu stark als Meinungsbildner sahen.

                Hä? Welche nachprüfbaren Fakten gibt es denn für die Behauptung, Twitter wäre eine "human interaction company"? ...

                Das Geschäftsmodell hinter Twitter lässt kaum einen anderen Schluss zu.

                Das verstehe ich nicht. Aktuell sehen sich die "sozialen Medien" doch gerade nicht als Gestalter der Interaktionen, sondern nur als deren Plattform. Der ganze Thread hier steht doch unter einem Artikel, der sagt, Twitter möge das nun endliche mal anders sehen. Das sehe ich nicht so. Twitter muss bitte Plattform bleiben und nicht versuchen, die Interaktionen zu gestalten.

                Und das Geschäftsmodell ist, wie das aller "sozialen Medien": Wir geben Euch Nutzern eine technisch funktionierende Plattform. Dafür gebt Ihr Nutzer uns Daten, die wir dann zur Generierung von Unternehmensgewinn nutzen können.

                Aber dazu müssen Andere das einordnen und werten können.

                Warum müssen sie das können? Ich meine "können" als "physisch und kognitiv dazu in der Lage sein", nicht "einen technischen Zugang zur Verfügung haben".

                Ich meinte "können" als einen technischen Zugang zur Verfügung haben.

                viele Grüße

                Axel

    2. Wenn uns die Produkte von Unternehmen nicht gefallen, dann kaufen bzw. nutzen wir sie nicht.

      Richtig! Die sollen zusehen wie sie ihre Wohnungen loswerden, die in Kinderarbeit gefertigten Klamotten und industrieell hergestellte Fressereien. Braucht kein Mensch sowas! MfG