Der Martin: Lesetipp - Im Labyrinth der Lehrpläne: Wie digitale Bildung langsam in die Schulen findet

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Hallo,

In meiner Schulzeit (1960er Jahre) galt: Alles Wissen, was jünger ist als 50 Jahre, hat in der Schule nichts verloren.

meine Schulzeit war etwas später, sie endete 1988. Aber die grundsätzliche Beobachtung stimmt schon ungefähr.

Eine Ausnahme war Gemeinschaftskunde, die Bundesrepublik und ihr Grundgesetz. Nachdem das Fach Geschichte irgendwie vor dem Dritten Reich versandete. Toll, wie man sich damals vor der Nazizeit gedrückt hat. War eben noch nicht 50 Jahre alt.

Dito, allerdings hörte Geschichte bei uns mit dem 2. Weltkrieg auf. An die Nazizeit hatte man sich bis dahin also schon rangetraut.

Was nicht so in die 50-Jahre-Regel passte, war der Informatik-Grundkurs, der in der Oberstufe als Wahlfach angeboten wurde. Der beschränkte sich aber auf ein paar Grundlagen von CP/M und Ansätze der Programmierung in BASIC. Und die Schüler, die das Fach (aus gutem Grund!) gewählt hatten, kannten sich größtenteils besser aus als der Lehrer.

In einer Klausur war gefordert, dass man irgendeine Problemstellung "auf dem Trockenen" in BASIC lösen sollte, also ohne Computer, nur theoretisch, nur auf dem Papier.
Als uns der Lehrer die Arbeit nach der Korrektur wieder austeilte, sah er mich an und meinte: "Ich hab Ihre Lösung nicht verstanden. Aber ich habe sie ausprobiert, sie funktioniert wirklich."

Kann mich sehr gut an Physik erinnern. Wir nahmen das Relais durch, vermutlich eine Technik der Antike. Zuhause bastelte ich Verstärker mit Transistoren, übermittelte Musik per Licht (Glühlampe) und Fotodiode, die ersten integrierten Schaltkreise kamen auf den Markt.

Dann in der Schule die fröhliche Neuigkeit: "Wir stellen die Röhre vor".

Na bitte, der Fortschritt kommt doch an! Irgendwann.

Schön, wenn in der Schule die Lochkarten erklärt werden ;-)

Die waren bei uns kein Thema mehr, man hatte schon Disketten als Speichermedium.

EDIT: Kann mich an einen Aprilscherz erinnern. Die Lehrlinge fingen damals im Frühjahr an. In einen Karton passten 2000 Lochkarten und den neuen Lehrlingen wurde erklärt, die wären verlocht (also falsch gelocht) und ein bestimmtes Loch aller Karten müsste wieder zugeklebt werden ...

Ungefähr die Sorte Lehrlinge, die man auch zur Werkzeugausgabe schickt, um eine Dose Feilenfett zu holen?

Berufsmotto der Locherinnen: "Das schönste ist auf Erden, lochen und gelocht zu werden"

Boah, 5 Euro in die Macho-Kasse! ;-)

Schönes Wochenende,
 Martin

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Computer müssen weiblich sein: Eigensinnig, schwer zu durchschauen, immer für Überraschungen gut - aber man möchte sie nicht missen.