Rolf B: WTF des Tages

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Hallo marctrix,

sowas ähnliches hatte ich auch auf den Fingern...

Letztlich läuft das wieder auf die "der schreckliche Druck auf unsere Kinder" Diskussion hinaus. Für Druck braucht man zwei Seiten: jemand der drückt, und ein Widerlager, gegen das gedrückt wird. Druck ausgeübt wird von vielen Seiten: angeblich ist man ja in diesem Land ohne Abi nichts mehr wert und nur eine akademische Laufbahn sei wirklich erstrebenswert. Das Widerlager sind die Ausbildungsinstitutionen, von denen verlangt wird, Absolventen mit einer Qualifikation zu entlassen, die gewissen Vorgaben an diese Institutionen entspricht.

Das klappt nur nicht. Die Menschen sind nicht gleich, nicht jeder ist für einen Geistesberuf gemacht, Intelligenz äußert sich auf verschiedene Arten und leider ist auch nicht jeder gleich intelligent.

Dem steht die Globalisierung entgegen. Arbeit für weniger qualifizierte Menschen wird hierzulande seltener, weil sie anderswo genauso gut und billiger ausgeübt werden kann und ein Schiffcontainer voller T-Shirts, CD-Spieler oder Fußballschuhe so billig ist, dass die Transportkosten pro Stück vernachlässigbar sind.

In dieser Situation sollte man überlegen, wie man diejenigen, die hoch qualifizierbar sind, herausfindet und fördert. So dass sie unabhängig vom Elterneinkommen oder eventuellen familiären Problemen lernen können. Dieser Tarik ist ja offenbar alles andere als dumm. Er war nur von der Familie so beansprucht, dass ihm Zeit zum Lernen fehlte.

Statt dessen öffnet man die Ventile in den Schulen und definiert "qualifiziert" um. Man "entlastet" die Kinder. Wenn ich mir anschaue, was von meinen Söhnen im Abi verlangt wurde, und es mit dem vergleiche, was von mir damals verlangt wurde, schüttele ich nur den Kopf. Mein älterer Sohn studiert in Bayern, und es war und ist für ihn eine massive Anstrengung, die Defizite seines NRW-Abiturs auszugleichen.

Und für diejenigen, die eben nicht so hoch qualifizierbar sind, muss auch etwas da sein. Und es muss auskömmlich bezahlt werden. Hier ist das Problem: Solange die Lebensverhältnisse in - bspw - Deutschland, China oder Brasilien so verschieden sind, kann das kaum gelingen. Es ist aber auch nicht machbar, den Lebensstandard in D 1:1 auf China zu übertragen. Die Ressourcen gibt es einfach nicht. Die Menschheit ist mindestens um den Faktor 3 zu groß, der Ressourcenverbrauch pro Person ist viel zu hoch. Wie man das lösen soll, entzieht sich mir leider.

"And what about Homo sapiens? Yes, we think that would be a very good idea ..."
(Pratchett, Stewart & Cohen, The Science of Discworld II)

Rolf

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sumpsi - posui - clusi