Linuchs: Unbedingte Empfehlung: Wieso es keinen Rechtsruck gibt

Beitrag lesen

Hallo RIDER,

Und da wären wir schon wieder von der NATO zur deutschen Beteiligung an illegalen Kriegen gekommen. Ich werde den Eindruck nicht los, dass du dich einfach nur undifferenziert auskotzen möchtest.

Nenne es, wie dir beliebt. Kennst du Daniele Ganser, den Friedensforscher aus Basel? Der weist in seinen Vorträgen immer wieder darauf hin, dass die Regeln der Vereinten Nationen vorschreiben, dass kein Land überfallen werden darf. Ausgenommen zur Verteidigung. So weit mir bekannt, hat Deutschland diese Vereinbarungen akzeptiert.

Auf uns Bürger runtergebrochen entspricht das der Vereinbarung, dass niemand einen anderen töten darf, ausgenommen bei Lebensgefahr des Angegriffenen. Obwohl so etwas ständig passiert, sind wir Bürger nicht bereit, uns daran zu gewöhnen. Ich jedenfalls nicht.

Wir sollten uns auch nicht an Überfälle auf andere Länder gewöhnen. Da kotze ich gerne einmal zuviel, leise Sprüche hinterlassen keinen Eindruck.

Minderheiten haben Rechte und verdienen Respekt.

Da bin ich mit dir einer Meinung. Aber Minderheiten tun gut daran, auch die Mehrheit zu respektieren. Wenn ich als "minderer" Tourist einen buddhistischen Tempel besuche, kann ich da nicht reinschlappen wie bei uns in eine Kirche. Die Schuhe bleiben draußen, die Beine müssen bedeckt sein. Wer kurze Hosen anhat, darf sich einen (Männer-) Rock ausleihen.

Es galt bei uns in den 1960er Jahren als unhöflich, wenn Männer im Innenraum eine Kopfbedeckung tragen. Frauen durften das. Angeblich, weil es viel Mühe macht, Haare und Hut zu trennen. Ich empfinde manche "Knigge-Empfehlungen" immer noch als störend, wenn sie nicht eingehalten werden. Soweit ich weiß, muss manche Firma ihre "jungen" Mitarbeiter erstmal "auf Benehmen" schulen, bevor sie auf Kunden losgelassen werden.

Das ist mein Versuch einer Erklärung. Wer Regeln nicht einhält, ist keiner von "uns". Wobei "uns" auch eine beliebige Gruppe sein kann, nicht unbedingt ein ganzes Volk. Einer mit Lederhose ist keiner von uns Norddeutschen. Ein Bleichgesicht wie ich ist keiner von den Afrikanern.

Veränderungen sind okay. Und es muss auch okay sein, wenn der eine oder andere sich mit Veränderungen schwer tut und ein wenig Zeit dafür braucht.

Ich weiß, seit der Antike klagt jede Generation darüber, dass die Nachfahren ihren eigenen Weg suchen. Ich bemühe mich mit meinen Ausführungen darum, dieses nicht greifbare Gefühl in Worte zu kleiden. Denn Aufrufe an die Toleranz erklären den "Rechtsruck" überhaupt nicht und halten ihn nicht auf.

Es wird einem der feste Stand unter den Füßen weggezogen, wenn die ehemalige Meinungsfreiheit zur "Verschwörungstheorie" umdefiniert wird, wenn die eigene Angriffsarmee (auch die Zuarbeit zu anderen Angriffsarmeen) "Verteidigung" getauft wird, während die Gegner "Terroristen" sind. Wenn Worte verkehrt gebraucht werden, ist die Verständigung gestört.

Ich denke, wenn meine Familie verschleppt und getötet wird, werde ich auch zum "Terroristen", der aus Verzweiflung das System angreift, das seine Kriegsverbrecher, aber nicht die Opfer schützt.

Gruß, Linuchs