Rolf B: Alle abhängig von Amazon (und Google und Microsoft)

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Hallo Gunnar,

nicht nur das WWW. Auf AWS werden eine Menge Dienste gehostet, die zwar Internet, aber nicht WWW sind. Aus den Auswirkungen in den Regionen dieser Welt kann man dann auch ablesen, wie gut die Dienstanbieter ihre Dienste regionalisieren.

Beispielsweise gibt es virtuelle Telefonanlagen (MS Teams ist eine davon), und viele Firmen schmeißen ihre interne Anlage weg und buchen einen Cloud-Telefonieservice. Die Steigerung sind dann CCaaS (Call-Center as a Service).

Einer der Leader im Gartner-Quadrat, Genesys, hat für 2028 das Produktende seiner beim Kunden installierten Plattform Genesys Engage angekündigt und zwingt damit alle Anwender, sich entweder eine andere On-Premise Plattform zu suchen oder zu einem Cloud-Dienst zu wechseln.

Ich muss es wissen, ich bin bei uns für das Callcenter mitverantwortlich und wir fahren zur Zeit Genesys Engage. Nach einem harten Sommer, in dem wir Hersteller evaluiert haben, werden wir wohl zu einem CCaaS-Anbieter wechseln, der sein System über AWS betreibt. Es gibt zwar auch CCaaS mit eigenen Rechenzentren, aber die wären deutlich teurer gewesen.

Am Montag war meine erste Reaktion, mich nach den Auswirkungen des AWS-Ausfalls auf unser ausgewähltes CCaaS zu erkundigen. Erstaunlicherweise gab es in Deutschland keine. Die Trennung der Standorte nach Kontintent hat also offenbar funktioniert.

Es sind eigentlich bei Cloud vs On-Premise unternehmerisch immer 2 Fragen:
(a) Was kostet es für Aufbau und Betrieb
(b) Wie sind die erwarteten Ausfallzeiten.

Ergebnis: Die Kosten sind ähnlich. Weil die Anbieter sie Preise entsprechend gestalten. Meine persönliche Meinung ist ja, dass ein Cloud-Betrieb billiger sein müsste, aber sag das mal den Anbietern 😉. Wobei die Preisspanne in unserer Anbieterauswahl erstaunlich weit war, aber das galt auch für die Qualität ihrer der Angebote. Die Vergleichbarkeit war echt ein Problem.

Und die Ausfallzeiten einer On-Prem Lösung sind auch nicht Null, wir haben in den 15 Jahren Engage durchaus Downtimes gehabt, weil irgendwo irgendwer einen Furz gelassen hat. Oder „versehentlich“ auf den Not-Aus Hauptschalter im Rechenzentrum gehauen hat.

Die Abhängigkeit zu Dienstleistern hat man eh immer. Ob es nun 30% oder 50% Abhängigkeit sind, ist auch egal. Auf 0% kommt man nicht. Ob AWS, Microsoft oder Google angesichts des Orangefarbenen Irrsinns verlässliche Partner sind, ist eine andere Frage. Aber haben wir Alternativen im Enterprise-Bereich? Wir haben für unseren Bedarf keine gefunden. Wir sind nicht die Allianz, aber auch nicht klein.

Rolf

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