Hej Felix,
Ich vermute, dass in diesen Fällen die Gesellschaft als Ganzes nur wenig tun kann, um hier zu helfen. Wer eine Identitätskrise hat, muss da letzten Endes selbst einen Weg nach draußen finden. Dabei können andere Menschen sicherlich begleitend helfen (nicht nur Therapeuten, auch Vorbilder und enge Vertraute), aber die Krise tragen diese Menschen in sich und müssen sie an genau dieser Stelle überwinden.
Wie gesagt, es geht darum dass Menschen mit genetisch bedingt unterentwickelten primären Geschlechtsmerkmalen und einhergehend unterdurchschnittlicher Zeugungsfähigkeit und/ oder Mikropenis, weiblich anmutenden Brüsten und geringem Testosteron-Spiegel psychische Probleme bekommen müssen, wenn sie das Rollenbild eines „echten Kerls“ erfüllen sollen.
Das Problem ist nicht, dass sie sich als Mann unwohl fühlen, denn sie sind es nicht und sollten die an männliches verhalten gestellten Erwartungen nicht erfüllen müssen, da dies physiologisch nicht möglich ist und nur zu dauerhafter Frustration führen kann.
Solche Menschen können überhaupt erst eine Chance auf Selbstbewusstsein bekommen, wenn ihnen selber und dem sozialen Umfeld klar wird, dass sie keine Männer sind, sondern etwas eigenständiges, was andere Eigenschaften hat (wenn auch ähnliche, wir sind schließlich alle Menschen und nicht jede Frau ist besonders weiblich usw), was ein Teil der menschlichen Natur und somit selten, aber völlig normal ist.
An sie sollte gar nicht erst die Erwartung gestellt werden, so auszusehen, sich so zu fühlen oder sich so zu benehmen wie Männer.
Dasselbe gilt für den weiblichen Phänotyp bei vorhandenen Turner-Syndrom.
Und wenn schon nachgewiesen ist, dass Klinefelter und Turner physiologische Unterschiede zu Männern und Frauen aufweisen, dann ist es doch sehr naheliegend, dass das auch für die anderen seltenen Abweichungen von männlichen und weiblichen Chromosomen-Trägern gar nicht möglich ist, sich als Mann oder Frau zu fühlen. Aus dem ganz banalen Grund, das sie keine Männer und Frauen sind.
Wenn es diesen Menschen hilft, sich mit einer Gruppe des dritten Geschlechtes zu identifizieren, finde ich das ziemlich wenig Aufwand für eine starke Verbesserung der Lebensqualität.
Hmm. So gesehen klingt es für mich eher nach Auffangbecken für alles, das nicht in die Kategorie Maskulinum oder Femininum passt. Ist dieses "dritte Geschlecht" (hier als Pendant zu Neutrum verstanden) wirklich ein genau so fest umrissener Begriff wie Maskulinum und Femininum?
Für mich: ja! Was nicht XX oder XY hat ist nicht Frau oder Mann.
Und biologisch sind die sich nicht gleich, es wäre sprachlich genauer, statt ein drittes Geschlecht, für jeden Karyotyp eine Bezeichnung zu haben.
Und nein, ich will nicht, dass Texte gegendert wird! Insofern wird niemand dadurch benachteiligt.
Da bin ich völlig und vorbehaltlos auf Deiner Seite.
Ich habe das Gefühl, wir nähern uns keinem Konsens, aber (was ich viel wichtiger finde) einem versöhnlichen Ende.
Zukünftig fragt man sie lieber nach ihrem gender. Eine Frage nach ihrem Geschlecht würde man in welchem Kontext stellen wollen? Wann braucht man wozu genau eine Antwort auf diese Frage? Also außerhalb einer Arztpraxis jetzt.
Eine berechtigte Frage und ich habe mich mit dem bis dato neuem und überraschenden Ansatz von @Camping_RIDER schon angefreundet, dass man im Pass so etwas wie Geschlecht und/ oder gender ebensowenig braucht wie die Angabe einer Religion.
Letztere geht auch bestenfalls das Finanzamt und die Kirche etwas an.
Marc
Ceterum censeo Google esse delendam