hallo Vinzenz,
ehe wir uns jetzt irgendwo mißverstehen und du dich in eine "Verteidigerrolle" gedrängt fühlst: wir sollten uns hier in diesem Forum davor hüten, die andernorts oftmals auffindbaren "Glaubenskriege" auch noch zu führen. Ich will dich nicht zu Gentoo bekehren, und du mußt mir nicht erklären, daß dir halt etwas anderes besser gefällt oder du besser damit zurechtkommst.
Aber einen "Erfahrungsvergleich" halte ich - auch und sogar in Rücksicht auf das Archiv - für gerechtfertigt. Ohne daß darauf bestanden wird, die eigenen Erfahrungen seien auch für irgendeine Allgemeinheit normsetzend. Das sind sie nun einmal nicht.
Die Möglichkeiten, das System über "emerge" tagesaktuell zu halten, sind aber beeindruckend,
ja, ich fand es beeindruckend, dass ich wegen eines KDE-Updates meinen Rechner einen Tag nicht benutzen konnte.
Selbst auf einem PentiumIII mit 256 MB RAM dauert ein KDE-Update bei mir allenfalls 20 Minuten. Da verstehe ich nicht, was du gemacht hast, daß es bei dir so lange dauerte. Außerdem ist der Rechner selbst während dieses Update-Laufs durchaus "benutzbar" gewesen - was zum Beispiel mail-Abruf und Lesen hier im Forum angeht. Was hat dir denn da deinen Rechner "unbenutzbar" gemacht?
Und nein, emerge ist für _mich_ völlig uninteressant.
Das sei dir ja zugestanden, aber du gibst für die Revision deines Debian zwei Schritte an:
aptitude update
aptitude upgrade
Und in Gentoo sind es ebenfalls zwei Schritte:
emerge --sync
emerge -uD world
Aus meiner Sicht ist der Unterschied minimal. Eigentlich, was den Tippaufwand betrifft, ist sogar _kein_ Unterschied feststellbar (übrigens gehe ich davon aus, daß dir bekannt ist, daß ich natürlich beide Systeme hier habe und vergleichen kann).
und noch ein, zwei Nachfragen zum Erhalt meiner benutzerdefinierten Einstellungen bejahe.
Richtig, die kann es bei Gentoo auch geben. Da hilft dann die Bejahung der Abfragen nach einem
etc-update
was genau deinen von Debian her bekannten Abfragen entspricht. Der "Tippaufwand" ist also derselbe.
Ich will Pakete definitiv _nicht_ selbst kompilieren.
Kannst du - unter Weglassung des Arguments "Zeit" - begründen, warum du das definitiv nicht willst? Mir geht es genau andersherum: es gibt ein paar Dinge (unter anderem den Apache), die ich sogar _unbedingt_ selber kompilieren möchte, weil ich ganz bestimmte flags setzen will. Das _muß_ ich bei Gentoo sogar tun, wenn ich PHP so installieren möchte, daß auch der lokale Apache das PHP-Modul zugeteilt bekommt. Und bei Debian gelingt es mir bisher bedauerlicherweise nicht im gleichen Maß.
Nur: das beeinträchtigt doch das Weiterarbeiten nicht. Auf der grafischen Oberfläche kann ungestört weitergearbeitet werden, selbst wenn das System auf irgendeiner tty zusätzlich irgendein "core"-Element neu kompiliert. Das kann der Kernel sein, das kann auch die gesamte grafische Oberfläche sein.
Es kann passieren, daß ich abends mit dem, was ich grade machen wollte oder mußte, "fertig" bin, und daß beispielsweise auch hier im Forum nix Neues mehr gepostet wird, was mich zu einer Reaktion reizt. Also kann ich schlafen gehen. Dewwegen muß ich aber nicht den ganzen Rechner ausschalten, falls der im Hintergrund noch irgendwas kompilieren möchte und also noch zu tun hat. Das kann er machen, während ich selig vor mich hin schlafe - und falls er tatsächlich am nächsten Morgen noch nicht fertig sein sollte, starte ich eben den X-Server samt der grade gewünschten grafischen Oberfläche neu und arbeite weiter darauf los. Kompilieren darf er ja weiterhin im Hintergrund, was "er" für nötig hält. Das stört nicht weiter.
Gerade _diese_ Arbeitsabläufe sind es doch auch, die Linux gegenüber Windows (das dann immer mal neu gestartet werden möchte, um Updates zu installieren) so sympathisch machen ...
Ich weiß, das muss ich gestehen, nicht, ob es unter Gentoo nicht doch möglich ist, _ausschließlich_ mit Binärpaketen zu arbeiten.
Nicht "ausschließlich", aber "im speziellen Fall" ist das möglich, ja.
Ich will definitiv _keinen_ Kernel kompilieren. Es ist für _mich_, für _meinen_ Bedarf nicht erforderlich.
Das halte ich - mit Verlaub - für einen Denkfehler. Du willst dir also immer und unbedingt etliche Module laden, die du _definitiv_ nicht benötigst, weil sie mit deiner Hardware gar nix zu tun haben?
Ein Gegenbeispiel, das nun wieder ausschließlich für mich gilt: ich lege halt Wert darauf, daß ich an meinem Rechner auch Fernsehen kucken kann, dazu gibts eine TV-Karte. Die wird mir aber im "generischen" (also im Standard-)Kernel weder bei Gentoo noch bei Debian korrekt angesprochen. Außerdem habe ich sowohl einen onboard verbauten Netzwerkchip wie auch eine extra Netzwerkkarte (für Routingaufgaben) im Rechner. Der Treiber für den onboard-Chip gehört leider _nicht_ zum generischen (also dem "default"-)Kernel. Übrigens auch unter Windows nicht, da muß ich die zum Board mitgelieferte CD einschieben und ein Hardware-Update fahren, bis der auf der CD vorhandene Treiber "erkannt" wird.
Wenn ich meinen Rechner (mit irgendeinem Linux) online bringen möchte, bin ich also gezwungen, einen Kernel zu bauen, der den korrekten Treiber liefert - das betrifft Debian genauso wie Gentoo und jede andere Distribution (sehr schmerzhaft wird es mit der SUSE, da ist der Kernel-Neubau tatsächlich sehr erschwert). Und als drittes: ich möchte bei Rechnerstart zusehen, wie die Bootmeldungen über den Bildschirm laufen und ich möchte ohne kdm (oder einen anderen Manager) auf "runlevel 3" landen, also nicht gleich im Grafikmodus starten. Damit ich beim Booten nicht erstmal zehn oder mehr Sekunden lang einen "schwarzen Bildschirm" sehe, bin ich gezwungen, im Kernel die Optionen für Framebuffer korrekt einzustellen.
Ich will ja gerne glauben, daß du "sowas" alles nicht brauchst. Aber ich brauche es. Und im Sinn der "Darstellung von Erfahrungen" halte ich es auch für gerechtfertigt, davon zu sprechen.
Und warum magst du KDE nicht?
Ich finde das Handling einfach grausam. Gnome sagt mir hingegen zu.
Das ist eine persönliche Ansicht, die dir natürlich gern zugestanden ist. Mir geht es genau andersherum.
Nein, ich will nicht die Bedieneroberfläche aufwendig konfigurieren (weder Gnome, noch KDE oder sonst was). Bei mir läuft sehr sehr vieles gemäß Standard. Das genügt mir.
Mir auch. Mit KDE. Ist in diesem Fall ganz einfach Gewohnheitssache. Ich habe auf einem anderen und ziemlich alten Rechenr statt KDE wegen mangelhafter Speicherausstattung XFCE laufen. Auch an das könnte ich mich gewöhnen.
Aber: gibt es irgendwelche durch Speicherbelastung oder andere sachliche Dinge belegbaren "Vorteile" für irgendeinen der WindowMaker bzw. der grafischen Oberflächen (mal vorausgesetzt, die Rechnerhardware und die RAM-Ausstattung ist nicht gar zu alt und gar zu eng)?
Es gibt so vieles, was interessanter ist.
Interessanter in welcher Hinsicht?
In den nächsten Wochen wird der Garten weit nach oben wandern.
;-)
Klasse Steilvorlage für mein Lieblingsthema. Im August/September wird eben der Holunder in meiner Prioritätenliste weit nach oben wandern. Und natürlich auch die Pilze. Dann gewinnt das Fahrrad und sebst noch die Digitalkamera Priorität gegenüber dem Computer. Aber in der Jahreszeit sind wir heute noch nicht so weit :-(
Wir haben übrigens keine Holundersträucher und denken auch nicht an die Pflanzung solcher ;-)
Dann versuche es doch mal mit Bibernellrosen oder Sanddorn oder Mahonien oder Berberitzen ...
Ach so, wir haben übrigens vor drei Jahren zwei Apfelbäumchen gepflanzt ...
Wow! Wenn sie genug tragen, kann man sich auch mal an Apfelwein versuchen, obwohl das einigermaßen schwierig ist.
Aber eine Alternative zu Linux sollte der Vollständigkeit halber doch noch benannt werden: *BSD, vorzugsweise FreeBSD. Gentoo hat von *BSD das Portsystem abgekuckt. Ich selber bevorzuge übrigens FreeBSD.
OpenBSD hatte ich vor Jahren mal installiert, als ich noch mehr Zeit hatte. Ich war nicht beeindruckt.
Gegebenenfalls solltest du das Maß deiner "Beeindruckbarkeit" am jeweils aktuellen Entwicklungsstand der Betriebssysteme überprüfen.
So, und jetzt würde ich dir gerne ein Glas siebenjährigen Holunderwein spendieren, weil du mich zu einer derart ausführlichen Reaktion veranlaßt hast ;-)
Grüße aus Berlin
Christoph S.