Moin Moin!
Ich wohne hier in einer Wohngemeinschaft mit Gemeinschafts-Kabelanschluss (den ich über die Nebenkosten anteilig mitbezahlen muss, ob ich ihn nutze oder nicht)
Hast Du Dich darüber mal beim Mieterverein beraten lassen? So weit ich weiß, kann Dich niemand zwingen, für Kabelfernsehen zu bezahlen, wenn Du es nicht haben willst.
und habe irgendwann bei "ibäh" für ein paar Euro einen DVB-C-Receiver gekauft - eine auf neutrino-Linux umgerüstete dbox. Seither gucke ich wechselweise mal analog, mal digital, je nach Qualitätsanspruch. Der Unterschied ist schon deutlich. Über DVB-C empfange ich über 300 TV-Programme, ein großer Teil davon allerdings verschlüsselt, und viele davon eben nicht analog zu haben.
Wenn ich die ganzen verschlüsselten digitalen Programme auf dem Astra mit zähle, komme ich im Moment auf 441 Fernseh- und 259 Radio-Programme, die ich mit einem einfachen Spiegel und einem einfachen digital-tauglichen LNB empfange.
»» »» Ein großer Vorteil des Kabelempfangs ist aber die Wetterunempfindlichkeit. Während Sat-TV bei starkem Regen, Schneefall oder gar Gewitter in der Nähe deutliche Probleme hat, ist Kabel-TV gegen derartige Einflüsse immun.
»» Falsch. Wenn hier das Kabelfernsehen ausfällt, funktioniert DVB-S noch problemlos.
Natürlich - weil die Einspeisung ins Kabelnetz nicht bei dir vor der Tür stattfindet, sondern kilometerweit davon entfernt. Ich sprach von widrigen Wetterbedingungen in deiner direkten Umgebung.
Dass die Kabelnetzbetreiber ihrerseits die Programme meist via Satellit empfangen, ist mir klar. Aber die benutzen auch eine etwas bessere Technik als einen billigen 60cm-Spiegel.
Und genau in dem Punkt liegst Du für Hamburg falsch. Wie groß der Spiegel ist, weiß ich nicht. Aber ...
Daher sind sie in der Lage, noch ein vernünftiges Signal zu empfangen, während so manche private Sat-Anlage schon nichts mehr sieht.
... genau in diesem Punkt irrst Du dich gewaltig. Leider. Die Empfangsqualität ist nicht besser als eine durchschnittliche Astra-Analog-Installation.
Entweder ist die Anlage reichlich marode, oder sehr schlecht ausgerichtet.
»» Soweit ich es im Kopf habe, hat ein Sat-Transponder mehr Frequenzbandbreite als ein TV-Kanal im Kabelfernsehen, so dass für DVB-S mehr Daten in den Kanal passen als bei DVB-C.
Ja. Trotzdem bleibt die spannende Frage, auf wieviele Programme die verfügbare Bandbreite aufgeteilt wird. Ich habe eben mal die Kanaltabelle meines Anbieters KabelBW durchgesehen und festgestellt, dass sich zwischen fünf und acht TV-Programme einen Träger teilen (Bandbreite 8MHz, überwiegend QAM256, ein paar Kanäle nur QAM64). Keine Ahnung, wie das Gedränge auf einem Astra-Transponder ist ...
Das läßt sich herausfinden: Astra Senderlisten (nach Frequenz). Typisch irgendwas zwischen 5 und 8 Programme pro Transponder.
»» Bei DVB-T kommt erschwerend noch hinzu, dass die Technik in großem Maß Reflexionen und andere Übertragungsstörungen berücksichtigen muß, die bei DVB-C und DVB-S so nicht vorkommen.
Ja. Das führt dann zu den Effekten, die viele DVB-T-Nutzer kennen: Kurze Ausfälle des Empfangs, die je nach Tuner und nachgeschaltetem MPEG-Decoder dazu führen können, dass Bild und Ton für ein bis zwei Sekunden weg sind.
Exakt.
Ich habe die ersten ein, zwei Jahre in dieser Wohnung auch nur analog (Kabel) ferngesehen und dachte mir irgendwann, Mensch, ein Digital-Receiver wäre doch auch mal eine feine Sache. Das war mir dann irgendwann die Investition von ca. 50EUR wert. Da mich die bessere Empfangsqualität und das größere Programmangebot überzeugt haben, kam nach einiger Zeit auch noch eine DVB-C-Karte für den HTPC dazu, der nun den konventionellen Videorecorder vollständig ersetzt.
Und du zahlst jeden Monat Kabelgebühren. Ich nicht.
Bei mir steht noch ein analoger Videorekorder (mit eigenem Sat-Receiver). Sicherlich hätte ich mir auch gleich einen Digital-Receiver mit Festplatte oder einen HTPC mit DVB-S/DVB-S2-Karte hinstellen können, aber der alte Videorekorder reicht mir im Moment noch aus. Die meiste Zeit arbeitet der ohnehin nur als selbstleuchtende Uhr.
»» »» spielt die Signalqualität vom elektrischen Standpunkt aus betrachtet keine Rolle (erst wenn sie soweit abbaut, dass die digitale Fehlerkorrektur nicht mehr ausreicht und der Empfänger kapituliert);
»» Falsch. Je höher die Fehlerrate, desto schlechter das Bild. Die Korrektur kostet Rechenzeit und ist nicht perfekt.
Ah. Ich dachte, die Fehlerkorrektur sei in der Lage, bis zu einem minimalen Level an Empfangsqualität das Nutzsignal zu 100% zu überwachen bzw. zu rekonstruieren.
»» Nichts ersetzt eine gute Antenne außer einer besseren Antenne. Kein Verstärker, keine digitale Fehlerkorrektur.
"Hubraum ist durch nichts zu ersetzen - außer durch mehr Hubraum."
Genau. ;-)
Und es ist eigentlich recht leicht einzusehen. Jeder Verstärker fügt dem Signal Rauschen hinzu, schlicht und ergreifend weil jedes einzelne Bauteil wärmer als 0 K ist. Das allein wäre ja noch nich so schlimm, nur blöderweise verstärkt der Verstärker nicht nur das Nutzsignal, sondern auch das Rauschen an seinem Eingang. Am Ausgang des Verstärkers erhält man also ein stärkeres Signal, aber das Verhältnis von Signal zum unerwünschten Rauschen (Signal to Noise Ratio, SNR oder S/N) wird schlechter.
Die Kombination einer schlechte Antenne mit schwachem Signalpegel und einem nachgeschalteten Verstärker hoher Leistung bringt im Vergleich zur Kombination einer guten Antenne mit hohem Signalpegel und einem schwachen Verstärker durchaus einen identischen Signalpegel. Beide Antennen rauschen gleich stark (bzw. schwach). Und genau das ist das Problem: Der starke Verstärker bekommt ohnehin schon ein schlechtes SNR, und verschlimmert das Problem nochmal. Der schwache Verstärker hat am Eingang ein recht gutes SNR, das verschlechtert er geringfügig. Ergebnis: Gleiche Pegel, SNR deutlich unterschiedlich.
Richtig schlimm wird es natürlich, wenn jemand ein schlechtes Signal (schwach + schlechtes SNR) übermäßig verstärkt und anschließend wieder massiv dämpft, oder im ganz dummen Fall sogar erst dämpft und dann massiv verstärkt. Das Signal wird immer weniger, bis es im Rauschen untergeht.
Genau deswegen verwendet man nach Möglichkeit Verstärker, deren Verstärkung zur Anlage paßt, oft ist die Verstärkung sogar regelbar. (Anders als bei einer typischen Stereoanlage, die das Eingangssignal am Lautstärkeregler dämpft und dann konstant verstärkt.) Und man vermeidet, wieder so weit wie möglich, zwei Verstärker hintereinander zu schalten, weil das schlecht für das SNR ist.
Deswegen nutzt man gerade für große Anlagen möglichst gute Antennen, verstärkt das Signal einmal so weit, dass an der Dose mit der größten Dämpfung zwischen Verstärker und Dose (durch lange Kabel und Verteiler) Pegel und SNR noch gut sind. Für Dosen, die durch kürzere Kabel weniger gedämpft werden, nutzt man Verteilerausgänge mit mehr Dämpfung und/oder Dosen mit mehr Dämpfung zum Gerät, damit die angeschlossenen Geräte nicht übersteuert werden.
In einer durchschnittlichen Hausinstallation hat man Kabellängen deutlich unter 100 m, bei einem kleinen Häuschen kann man mit einem 100m-Ring die gesamte Installation erschlagen kann.
Ein städtisches Kabelfernsehnetz hat DEUTLICH größere Kabellängen, so lang, dass man um Zwischenverstärker nicht herumkommmt. Deswegen wird auch nicht mühsam ein terrestrisches Signal aus der Luft geholt, sondern direkt das Sendesignal eingespeist. Sonst würde auch mit einer exzellenten Antenne am Ende nur noch Rauschen aus der Leitung kommen. Programme vom Satelliten werden in der Einspeisestation umgesetzt und mit möglichst viel Pegel eingespeist.
Und trotzdem ist im analogen Kabelfernsehen fast immer reichlich Rauschen zu sehen, selbst bei einer vorbildlichen Installation im Haus. SNR kann man nicht austricksen.
Ich kenne die Installation in meiner vorherigen und in meiner aktuellen Wohnung. Die erste ist zwar nicht hübsch, aber sauber und technisch einwandfrei. Nur hängt das Haus an einer langen Leitung mit offensichtlich vielen Zwischenverstärkern, so dass das Bild nie rauschfrei ist. Letztere ist "mit hohem Kostendruck" enstanden und wurde ganz offensichtlich von Leuten installert, die zwar die Grundlagen einer Kabelfernsehanlage begriffen haben (keine Lüsterklemmen auf den Kabeln, nicht zu billiges Material), denen das Rauschproblem aber absolut kein Begriff ist. Auch die Frequenzabhängigkeit der Signalpegel war ihnen nicht bewußt. Ergebnis: Zu starke Dämpfung durch falsch ausgewählte Bauteile, teilweise extrem verrauschtes Signal durch zu viele Verstärker mit (durch die unnötige Dämpfung bedingter) zu hoher Verstärkung, extrem frequenzabhängige Pegel (ebenfalls durch die Verstärker). Die gesamte Anlage, die sich über mehrere kleine Straßen erstreckt, müßte komplett neu durchgerechnet, durchgemessen, und mit anderen, weniger stark dämpfenden Komponenten neu aufgebaut werden, mit Verstärkern nur dort, wo sie absolut unumgänglich sind. Ergebnis: Die Sat-Spiegel in der Siedlung vermehren sich wie die Karnickel, denn eine nagelneue Anlage wird nicht saniert.
»» Ich habe mit meiner Anlage in den letzten sechs Monaten exakt einen Totalausfall von ein paar Minuten gehabt, während eines Weltuntergang-artigen Gewitters. In den Jahren davor, mit Kabelfernsehen, war ein Totalausfall pro Monat, auch mal über eine Stunde, vollkommen normal.
Interessant. Ich habe mit meinem Kabelempfang noch nie einen "echten" Ausfall gehabt; nur wenn über großen Teilen von BaWü Sturm und Gewitter tobten, war der Empfang gelegentlich etwas gestört.
Das kommt hier noch erschwerend hinzu: Wenn die Bildqualität (vermutlich gemessen anhand des Empfangspegels) unter einen bestimmten Wert fällt, wird gnadenlos auf einen Testbild-Generator umgeschaltet. Die Schwelle ist so ungünstig gewählt, dass sie schon durch ein durchschnittliches Gewitter ausgelöst wird. Ob das aufgrund von Beschwerden über die miese Bildqualität passiert ist, kann ich nur vermuten. Auf jeden Fall verhindert diese "Lösung" ziemlich effektiv ein zu "fischiges" Bild.
Dafür war in meiner früheren Wohnung mit analoger Sat-Anlage (2 Teilnehmer, 80cm-Spiegel auf dem Dach) kein Fernsehgenuss mehr möglich, sobald es in der Umgebung etwas geregnet hat. Vielleicht auch nur Billig-Plunder, ich weiß es nicht.
Da kommen zwei Dinge ins Spiel: Einmal gibt es bei analogem Empfang absolut keine Fehlerkorrektur, zum anderen "funktioniert" eine analoge Sat-Anlage auch dann noch, wenn die Antenne längst nicht optimal ausgerichtet ist.
Ein 80er-Spiegel hat einen geringeren Öffnungswinkel als ein 60er, der muß also genauer auf den Astra eingestellt werden. Die billigen Pegelmeßgeräte sind dafür gerade eben noch ausreichend, sie messen aber eben nicht SNR, sondern Pegel inklusive Rauschen. (Deswegen sind sie für DVB-S nicht wirklich zu gebrauchen, allenfalls für eine grobe Peilung.) Und der Pegel ist beim 80er deutlich höher als beim 60er, deswegen ist die genaue Position auch schwieriger zu finden, weil eben auf der Skala kaum ein Unterschied zu sehen ist. Ein 80er-Spiegel kann ohne professionelles Meßgerät nur mit extrem viel Glück genau eingestellt werden.
Bei alten Anlagen wachsen auch gelegentlich mal Bäume in die Blickrichtung zwischen Spiegel und Satellit. Die sabotieren recht nachhaltig den Empfang, manchmal auch nur, wenn der Wind sie in die richtige Position weht.
Ein anderer Unterschied zwischen 60er und 80er ist die notwendige Materialmenge. Der 80er ist größer, und damit er seine Form nicht durch sein eigenes Gewicht verliert, muß er wesentlich steifer gebaut werden als ein 60er. Ein billiger 80er kann so durchaus schlechtere Ergebnisse liefern als ein robuster 60er.
Alexander
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Today I will gladly share my knowledge and experience, for there are no sweeter words than "I told you so".