Hej Christian,
Weil sich dieser Staat auf die Fahnen geschrieben hat, die Menschenrechte zu unterstuetzen. Und da heisst es ua: “Jeder Mensch hat das Recht auf
Bildung. ... fachlicher und beruflicher Unterricht soll allgemein
zugänglich sein; die höheren Studien sollen allen nach Maßgabe
entsprechend ihren Fähigkeiten und Leistungen in gleicher Weise offen
stehen.”
Aber wenn ich doch einmal studiert habe, ist der Staat doch in meinem Fall dieser Verpflichtung nachgekommen. Da oben steht nicht 'jeder Mensch hat ein Recht auf so viel Bildung, wie er Spaß im Kopp hat, und dazu unentgeltlich'.
[...]
Warum möchtest du mit dieser Haltung dazu beitragen, dass das
Bildungsniveau an deutschen Universitäten weiter sinkt?
Sorry, aber das ist reine Polemik.
Bildung kostet. Noch mehr Bildung kostet noch mehr. Is nur gleichviel Geld da, gibts weniger Bildung. Veteile wenig Bildung auf 10 und 15 Studenten und schau wieviel Bildung pro Student jeweils über bleibt. Keine Polemik sondern Dreisatz und wie ich finde das Problem.
Das duerfte so ziemlich die asozialste Loesung sein, die es gibt. Der
Sohn von Erna Ernst, der Verkaeuferin aus dem Einkaufscenter nebenan
koennte naemlich dann nicht mehr studieren oder wuerde es aus Angst vor
den Studiengebuehren nicht mehr tun. Willkommen Zweiklassen-Gesellschaft!
Ich habe mich sehr einfach ausgedrückt, vielleicht sollte man das bei einem so sensiblen Thema nicht tun.
Ich denke man muss das Problem auf 2 Ebenen betrachten: Die erste ist die Notwendigkeit der Studiengebühren, die zweite ist wie der Staat seiner Pflicht 'Bildung für alle' weiter nachkommen kann.
Die Ebene Notwendigkeit:
* Bildung kostet, gute Bildung kostet mehr
Wir wollen aber alle gute Bildung. Wer soll dafür bezahlen? Der Staat? Der Steuerzahler? Was hat es mit sozialer Gerechtigkeit zu tun wenn Käthe Katz (Kollegin von Erna Ernst, keine Hochschulreife, ihre Kinder auch nicht) Ernas Sohn das Studium finanziert? Glaubst Du, dass Käthe den Teil ihrer Steuern wirklich wieder sehen wird, weil der Erwin, Sohn von Erna so ein herausragender Leistungsträger werden wird? Insbesondere weil er anstatt 5 Jahren 12 studiert hat (Zweitstudium und etwas kreative Phasen, kost' ja nix) ?
* Qualität der Bildung, Wettbewerb der Universitäten
Was der Bildung in Deutschland definitiv fehlt ist Wettbewerb. Das fängt bei den unkündbaren Grundschullehrern an, die gottestähnlichen Status haben und das hört bei den deutschen Universitäten noch nicht auf. Ich habe mich in einem Laborpraktikum mal etwas laut unter den Kommilitonen darüber beschwert, dass die Betreuung nicht ganz so dolle wäre, die Antwort eines Betreuers der das hörte war: 'Dann müssen sie nach Berlin gehen, dort warten sie 2 Semster auf ihren Praktikumsplatz' [... *ohne Worte* ...]. Ich hätte dem Betreuer gerne gesagt: Aber ich bezahle dafür, dass sie mich hier ausbilden und zwar gut! Ich würde auch gerne bei 50 % meiner Profen in der VL das gleiche sagen. Die mögen was ihre Wissenschaft angeht noch so dolle sein, in der Vorlesung behalte ich bei so vielen das Gefühl, dass der Mensch der da vorne ließt absolut null Bock drauf hat mir was beizubringen. Die Liste lässt sich vortsetzen, aber: Wie gerne würde ich zu denen sagen können, dann nehm ich halt meine Studiengebühren und studiere in Berlin, die werden sich drüber freuen. Aber ... ich kann es nicht sagen, weil Käthe meine Studienkosten bezahlt.
* Was studier ich, wie lange studier ich
Mein Studiengang ist ein sehr kostenintensiver. Wo ist die soziale Gerechtgkeit gegenüber sagen wir Erwin Ernst, Philosophiestudent (der Sohn von Erna)? Sein Studium kostet ohne weiteres 5 k€ pro Jahr weniger. Der Vergleich hinkt zwar solange weder Erwin noch ich Studiengebühren zahlen, aber es bleibt Tatsache: Wir zahlen das gleiche für unterschiedliche Leistungen. Fakt ist aber, dass mich mein Studium befähigt wahrscheinlich (reine Mutmaßung) auch mehr zu verdienen als Erwin. Warum sollte er jetzt das gleiche wie ich für weniger Leistung im Studium und weniger finanziellen Ausgleich im Leben zahlen? Jetzt mag der nächste kommen und mir sagen, 'ja sollen wir denn unsere Studiengänge nur danach auswählen ob sie sich später rentieren?'. Nein natürlich nicht! Aber man setzt sich viel intensiver mit sich auseinander: 'Möchte ich das wirklich studieren, wenn es mehr kostet und weniger bringt?' Wenn sich dabei herausstellt, dass man einen wirklich unwirtschaftlichen Studiengang nachgehen möchte, muss man eben dafür zahlen, aber tut es gerne, weil es ja auch jemands Leidenschaft ist! Die Folge: Weniger BWLer (ich wusste nicht was ich studieren soll, hauptsache ich werde reich), weniger Studienabbrecher (hat mir keiner gesagt. dass man in BWL den Dreisatz beherrschen muss).
Übrigens gilt das gleiche für die Studiendauer. Ich möchte 25 Semester Germanistik studieren, ich zahl dafür! Was hat es mit Gerechtigkeit zu tun, dass Käthe dafür zahlen soll?
Unter Vorbehalt was vergessen zu haben
Die Ebene Verpflichtung des Staates.
Wichtig ist aber zunächst mit oben genannten Argumenten zumindest in der Vielzahl übereinzustimmen, wenn das der Fall ist, kann man sich auf die Suche nach Lösungen machen.
Natürlich muss Bildung für alle zugänglich sein, also was wir in Deutschland brauchen, was es in den meisten anderen Industriestaaten der Welt auch gibt, ist eine viel konsequentere Mentalität sein Studium auf Bildungskrediten, Stipendien und staatlichen Zuschüssen aufzubauen.
Du kannst dir studieren nicht leisten, der Staat bezuschusst.
Du möchtest etwas teures studieren, was sich spätere erst auszahlt, du erhälst einen Kredit.
Du kannst keine Ansprüche geltend machen aber bist begabt, du erhälst ein Stipendium.
Nichts trifft zu, Papi zahlt!
Un jetzt schaun wir mal wer am meisten abgestraft wird, das is ja Mattes Malle, der schnöselige Sohn des Chefs von Erna und Käthe, der nämlich bereits im 20. Semester Nanotechnologie studiert. 10 Wochenstunden pro Semester müssen reichen und Praktika werden jedes Semester angeboten... Papi zahlt ja, zu Freude von Ernst der auf die staatlichen Zuschüsse angewiesen ist.
Natürlich muss zunächst eine solche Struktur, solche Mentailtät eingerichtet werden, bevor die Müllers, Kochs und Wulffs lauthals schreien "Studiengebührern". Aber in meinen Augen ist nur das die gesellschaftlich und sozial verträgliche Art den Bildungsstandort Deutschland international wettbewerbsfähig zu halten.
Beste Grüße
Biesterfeld
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