emu: SELFHTML als Wiki?

Beitrag lesen

Hallo!

Ich stehe dem Konzept des Wikis sehr kritisch gegenüber und vor allem eine Wikifizierung des Selfraumes lehne ich strikt ab. In der allgemeinen Wikieuphorie werden Kritiker gerne als Konservativisten oder Nichtinformierte gebrandmarkt, trotzdem möchte ich einige Punkte ansprechen:

  1. Wikiautoren sind Dilettanten (»Wiki's Dilemma«)

Informationen in Wikis sind, wenn nicht falsch, meist schlecht formuliert und recherchiert. Das liegt unter anderem daran, dass die Autoren selten Experten sind, sondern sich nur aus Interesse mit einer Thematik auseinandersetzen. So löblich dieser neue Humanismus ist, er ist kaum mehr als ein Dilettantismus.

Dieses Problem ist nicht etwa neu, sondern an vielen Stellen im Netz anzutreffen. Im LaTeX-Dunstkreis ist oft von Typographie-Experten die Rede, die Vorlagen für LaTeX schreiben. Zumeist sind diese aber nur Laien, die ein paar Typographiebücher gelesen haben (meist Tschichold) und nun meinen, alles richtig zu machen. Im Usenet posten selten Germanisten in desd, selten  hauptberufliche Webautoren in dciwam/darw, die naturwissenschaftlichen Gruppen sind meist nur von Interessierten bevölkert.

  1. Wikis sind ineffektiv

Die kritische Masse an Mitarbeitern, die ein Wikisystem braucht, um einigermaßen funktionieren zu können, steht in keinem Verhältnis zum Ergebnis. Der Administrationsaufwand ist zusätzlich gigantisch, weil niemand sich Mühe gibt, da der nächste ja sowieso Fehler verbessern kann. Kein Wiki hat diese Masse bisher erreicht, deswegen ist die Wikipedia (das größte derzeitige System) derzeit auch eher ein Haufen an nutzlosem, zusammenhanglosen Wissen.

  1. Wikis sind für Ordnung zu chaotisch, für Chaos zu ordentlich

Für eine vernünftige Organisation sind Wikis zu anarchistisch, so dass man die Vorteile, die eine straffe Organisation bringen würde (Homogenität), nicht ausnutzen kann. Für Anarchie gelten zu viele geschriebene und ungeschriebene Regeln, Muster, Vorlagen, so dass auch diese alternative Form der Datenstrukturierung nicht verwendet werden kann.

  1. Wikis zwingen zu schlechten Kompromissen

In der Wikipedia falsche oder irrelevante Informationen schlicht zu löschen, führt regelmäßig zu heller Aufregung und zwingt zu Kompromissformulierungen, die niemandem helfen.

Um das Standardargument (»kannst es ja besser machen«) gleich im Keim zu ersticken: Ich schreibe auch in der Wikipedia, im Wiktionary und in Wikiquote.

emu