Marlies: Gedankinnen zur deutschen Sprache

Beitrag lesen

Hallo Klaus, hallo alle,

ich finde Eure weiteren Ausführungen zu dem Thread sehr interessant :-)

Wenn ich mir jetzt den Tenor dieses Threads ins Gedächtnis
rufe, dann kann ich das schon aufeinander projizieren.
Zumindest im Kopf kann ich nachvollziehen was gemeint
sein könnte. Das stimmt mich traurig. Und doch sträubt
sich was in mir.

Ich sehe doch auch, daß Paare entstehen und, daß sie
Kinder kriegen, daß Beziehungen alt werden und reifen.
Daß Freundschaften entstehen und auch Bestand haben.
Wie soll ich das unter einen Hut kriegen?

Weil das Eine das Andere doch nicht ausschließt. Es bedeutet doch nur, dass das Gros der Gesellschaft leider so empfindet. Es ist doch kein Krieg der Geschlechter. Eine Menge Frauen, die in ihrer Rolle eingespannt sind, fühlen sich durchaus wohl darin. Das einzige, wogegen ich mich wehre: Ich möchte die Wahl! Und diese Wahl sollte jede Frau haben, sie soll vorhanden sein, egal aus welcher gesellschaftlicher Schicht sie kommt. Und wenn ich mich dafür entscheide, zugunsten meiner Kinder (möglicherweise auch der Gesellschaft) zu Hause zu bleiben, möchte ich dafür die gleiche Anerkennung wie in meinem Beruf. Und ich möchte mich nicht quasi entschuldigen müssen, wenn ich 'erst' nach der Kindererziehungsphase wieder arbeiten möchte. Warum z. B. kann ich bei einem Bewerbungsgespräch nicht sagen dürfen: "Ich habe unsere Kinder erzogen und den Haushalt geführt?"

Da die Aussagen gemacht werden, werden sie so empfunden
und sind damit real und berechtigt. Aber warum?

Ich spinne nun schon eine ganze Weile an diversen
Fäden herum und kriege es nicht plausibel auf die
Reihe.

Wenn ich Kirsten's Bemerkungen folge, dann scheint
mir schon etwas konsistentes durchzuschimmern.
Daß ihre Situation als berufstätige Mutter kleiner
Kinder durchaus keine Ausnahme ist, steht wohl
außer Zweifel. Daß sie sich dabei sozial isoliert
und alleingelassen fühlt wohl genausowenig.
Kirsten läßt ja auch schon mal Bemerkungen wie
überfordernde Doppelbelastung fallen.

Haben wir als Gesellschaft so sehr rationalisiert,
(im doppelten Sinne des Wortes), daß für die
Erhaltung der Menschheit keine Luft mehr ist?
Daß Menschen die keiner reinen und fordergründig
Gewinnmaximierenden Tätigkeit nachgehen, zu
Menschen zweiter Klasse werden?

Das ist ja wohl nicht erst seit gestern so, oder?

Daß Frauen, weil sie die Hauptlast der Kinder-
erziehung tragen, automatisch zu einer (sozialen)
Risikogruppe werden?

Sie sind es. Verstärkt wird das wieder deutlich, wenn der Arbeitsmarkt nicht genügend Platz für alle läßt. Plötzlich heißt es auch von jüngeren Männern wieder: Frauen gehören an den Herd.
(Oder täusche ich mich, Anna?)

Falls wir nicht aufpassen, stecken wir schneller wieder in diesem Teufelskreis als wir gucken können. Dabei unterstelle ich nicht einmal, dass es nur von Männern so gewollt ist. Es ist einfach so: In vielen  Bereichen verdienen Frauen auch bei gleicher Qualifizierung immer noch weniger als ein Mann. Was bleibt wenn Nachwuchs kommt? Es wird erst garnicht hinterfragt, wer zur Kinderbetreuung seine Arbeit aufgibt. Väter-Erziehungs-Urlaub ist immer noch nicht das allgemein Übliche und in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit muß Frau zurückstecken. Und falls Frau trotzdem weiterarbeitet, wird alleine das ordentliche Unterbringen ihrer Kinder sozusagen zu einem "Dritt-Job", zumindest bei uns auf dem Land. Und in ihrer Arbeit darf sie zusehen, wie Männer an ihr vorbeimarschieren, nur weil sie Männer sind. Schließlich besteht bei diesen nicht die Gefahr, wegen Kindererziehung eine Zeitlang auszufallen.
Würden Kindererziehung und Hausarbeit in gleichem Maße anerkannt. wie eine 'bezahlte'  Beschäftigung, wäre auch die Rückkehr in einen Beruf leichter. Dafür sehe ich aber noch nicht einmal einen Streifen am Horizont. Ich sehe nicht ein, warum sich Mütter der von Kirsten angesprochenen überfordernden Doppelbelastung unterwerfen sollen, wenn sie es nicht aus freien Stücken tun, sondern 'nur' aus der Perspektivlosigkeit heraus, später den Eintritt in das Berufsleben und damit wieder in die 'Anerkennung' der Gesellschaft zu finden.

Wozu aber rege ich mich auf? Ich glaube nicht (mehr), dass sich an der Rolle der Frau etwas Wesentliches aendert. Meiner Meinung nach hat uns die Geschichte gelehrt, dass wir halt sehr anpassungsfähig sind und wesentlich geschickter genau den Platz ausfüllen, der uns von den Herren zugewiesen wird ;-)

Viele Gruesse
Marlies