Christine Kuehnel: Unterschlagen: Frauen am PC!

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Hallo,

(nein, die Anrede ist nicht bewusst neutral gehalten, schreibe ich sonst auch so)

Bleibt mir eigentlich noch viel zu sagen nachdem ich die Beitraege von Euch gelesen habe?
Mal sehen. Ein bisschen was geht mir schon auch noch durch den Kopf dabei.

Uups, wer? Lediglich PAF hat darauf hingewiesen, daß es dieses Problem im Französischen nicht gibt!

Ich spreche leider nicht franzoesisch, denke aber, dass das, was PAF als in Frankreich absolut normal darstellt, auch hier nicht problematisch ist.
Anreden, die explizit beide Geschlechter einzeln ansprechen, stoeren nicht wirklich, oder?
Komisch wird es doch erst bei diesen Konstruktionen mit dem grossen "I" oder - noch schlimmer "man/frau".
Ich muss Saetze, in denen sowas vorkommt, immer 2x lesen, weil mir zuerst dass ins Auge springt und ich dabei dann den Inhalt immer nicht gleich mitkriege.
Ausserdem tut das meinem Sprachgefuehl einfach nur weh.
Aber, neben diesen beiden evtl. recht subjektiven Dingen gibt es andere Aspekte, die ich fuer schlimmer halte.

IMHO schadet sowas naemlich mehr als dass es nuetzt. Ein durchaus berechtigtes Anliegen wird uebertrieben ins Bewusstsein gerueckt, oft in Zusammenhaengen, in denen es so vordergruendig nur noch stoerend wirkt.
Steckt nicht auch ein bisschen Goennerhaftes da drin?
Ausserdem - was nuetzt es tatsaechlich?
Wenn jemand "TeilnehmerInnen" schreibt, beruhigt er womoeglich sein Gewissen, meint, damit genug Gleichbehandlung vorzunehmen.
Dabei sind das ledigliche Worte. Mir persoenlich ist es so ziemlich egal, ob jemand eine (vermeintlich) maennliche Anredeform benutzt, wenn er nur wirklich mich meint.

Am schoensten waere es doch, wenn wir darueber gar nicht nachdenken oder reden muessten, wenn es ganz einfach selbstverstaendlich waere, dass die Person, die man anspricht, ueber die man spricht, die man zitiert, sowohl Mann als auch Frau sein kann, und dass das in der Sache absolut egal ist.

Leider ist das eben nicht so.
Fairer Weise muss man aber auch sagen, dass es einem wiederum nicht gar sooo selten begegnet, nur eben insgesamt zu selten, um schon normal zu sein.

Antje hat das, worauf es eigentlich ankommt, knapp und treffend beschrieben:

Nicht egal ist mir jedoch:

  • wenn ich doppelt so gut sein muß, um die gleiche Anerkennung wie ein Mann zu bekommen

Deine persoenlichen Konsequenzen, die Du hier aufschreibst, Antje, kann ich allerdings trotzdem nicht so recht nachvollziehen.
Frank hat sie wohl auch nicht ganz verstanden. Seine Entgegnungen sind in etwa auch meine.

A: > > - wenn ich manche Frage lieber im Chat stelle oder beantworte, weil ich mich von den
   Freunden dort ernst genommen fühle
F: > Schade, die Freunde sind doch auch hier im Forum!
    ...
   Und: ich finde, dieses Forum ist nicht freundlich gegenüber Frauen sondern gegenüber
   Menschen!

Ab hier bin ich wieder sehr einverstanden:

A: > > - wenn im täglichen Leben ein perfekter Haushalt höher bewertet wird, als Leistungen auf anderen Gebieten weil man eben eine Frau ist
F: > Sorry, ist leider so, ich würde Dir gerne widersprechen, aber das ginge an der Realität
   vorbei!

Hm, an der Stelle denke ich manchmal darueber nach, wer schuld ist an dieser Denke.
Maenner? Sicher, die haben ihren Anteil daran.
Aber ganz konkret in diesem Punkt sind die Frauen alles andere als nur die armen Opfer.
Wer erzieht die kleinen Maedchen und Jungen in erster Linie? Wer drueckt den Maedels einen Staublappen in die Hand waehrend die Jungen mit Papa die Motorhaube vom Auto oeffnen duerfen? Ratet mal, wem von beiden es mehr Spass macht.

Und dann gibt es noch eine Gruppe Frauen, die sich ganz gern hinter _diesem_ "Frausein" verstecken, sich selbst wirklich unterschaetzen oder mehr oder weniger bewusst (wage ich nicht immer zu entscheiden) fuer sich selbst dort eine bequeme Nische finden.

Diese Gesellschaft, und zwar alle, die darin leben,  bewegt sich schon viel zu lange in diesen eingefahrenen Gleisen. So schnell bringt man die da nicht von weg.
Auf gar keinen Fall schafft man das mit irgendwelchen Massnahmen, ob nun Verbiegung unserer Sprache, Quotenregelungen oder sonstwas. Damit kommt man nicht an und in die Koepfe der Leute.

Christine

PS:
< vielleicht doch nicht ganz ernst zu nehmender Kompromiss-Vorschlag? >
Dem Dilemma mit den Anreden koennte man aus dem Wege gehen, wenn man es wie E. Honecker machen wuerde. Der hat in seinen Reden "Genossinnen und Genossen" angesprochen. Weil er aber die Angewohnheit hatte, Endungen zu verschlucken, kamen immer "Genossn und Genossnn" raus.
< / vielleicht doch nicht ganz ernst zu nehmender Kompromiss-Vorschlag? >