Marlies: Bauerndeppen, Frauen und Menschen

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Hallo Calocybe,

"Seine Frau Marianne" stand. So
nach dem Motto "Ach ja, und dann war da noch... aber ist ja nicht so wichtig". Eigentlich
konnte sie schon froh sein, dass ueberhaupt ihr Name mit draufstand. Ich fand das ziemlich
erschreckend, ich haette nicht gedacht, dass das mal so extrem war.

Und seht mal heute, wie gut gehts Euch dagegen, oder wie?

[...] Risikogruppe werden?
Sie sind es. Verstärkt wird das wieder deutlich, wenn der Arbeitsmarkt nicht genügend Platz

für alle läßt. Plötzlich heißt es auch von jüngeren Männern wieder: Frauen gehören an den
Herd.

Also ehrlich, das kann ich mir nicht so recht vorstellen. Mag sein, dass so ein paar
"Bauerndeppen" (nichts gegen solche, ich komme selbst vom Dorf), die es gerade mal schaffen,
sich verstaendlich auszudruecken, gern so ein Stammtischgesabber absondern, aber ich bin doch
zuversichtlich, dass die Mehrzahl der juengeren Maenner nicht so denkt.

Gerade gestern abend mußte ich hier mal wieder die Frage beantworten: "Was machst Du als Mutter hier im HTML-Forum?" (Ein junger Mann, ich hoffe, dass er sich ueber den 'Bauerndepp' freut :-)

[..] Und in ihrer Arbeit darf sie zusehen, wie Männer an ihr vorbeimarschieren, nur weil

sie Männer sind. Schließlich besteht bei diesen nicht die Gefahr, wegen Kindererziehung eine
Zeitlang auszufallen.

Mmh, da kann ich die Chef's aber auch irgendwie verstehen.

Na klar, ich auch. Ich will ja auch garnicht sagen, dass einzelne Chefs diese 'Last' tragen sollen, es ist ein Gesellschaftsproblem. Und darin liegt doch der Hund begraben! Viele kommen sehr gut zurecht, aber das reicht nicht. Frauen muß noch mehr Möglichkeit gegeben werden, in ihrem Beruf zu bleiben ohne dieser bereits erwähnten Mehrfachbelastung. Vielleicht hätten wir uns einige Lösungsansätze dazu aus der früheren DDR mitnehmen sollen.

Eine Bekannte hat mir erzaehlt, sie

macht jetzt ihre Ausbildung zu Ende und bekommt dann einen Job, und dann will sie moeglichst
schnell ihr erstes Kind bekommen. Praktisch um unter Ausnutzung des Kuendigungsschutz Geld
fuer's Nichtstun zu bekommen.

also guck mal - hier tut sie nichts

Mal abgesehen davon, dass sie wohl mit ihrem Kind dann erstmal

genug Arbeit haben wird,

und hier hat sie plötzlich genug Arbeit?

so etwas ist doch dann genauso schlimm wie die allgemeine

Benachteiligung der Frauen, oder?
Ich sehe das mittlerweile als erlaubte Kriegslist, bzw. Anpassungsfähigkeit an. Jede sieht halt zu, wie sie am besten zurechtkommt, ist wohl notwendig, oder?

Nein, glaub ich nicht. Anerkennung hin oder her, Fakt ist, dass jemand (Mann oder Frau), der

sich lange Zeit um seinen Haushalt gekuemmert hat, einfach nicht mehr im Berufsleben steht. So jemand ist fachlich nicht mehr up to date und auch nicht mehr so ein geregeltes Arbeitsleben gewoehnt (zu Hause kann man sich die Arbeit ja eher einteilen). Und das ist der Grund fuer

Davon abgesehen, dass sich das anhoert, als würde sich eine Mutter mit der Geburt ihrer Kinder in einen Turm einsperren und den Schluessel wegwerfen, ist berufliche Qualifikation natürlich immer vorausgesetzt. Aber Du kannst mir doch nicht erzählen, dass sich jemand nicht mehr einarbeiten kann, falls sie/er sich mal eine Zeitlang um seinen Haushalt gekümmert hat. Schließlich verstehe ich unter Haushaltführung nicht nur Kochen, Waschen, Bügeln. Sollte es einen solchen Haushalt irgendwo geben, zeig ihn mir.

»»  Warum z. B. kann ich bei einem Bewerbungsgespräch nicht sagen dürfen: "Ich habe unsere
Kinder erzogen und den Haushalt geführt?"
Weil Dein Gegenueber Dich nicht fuer faehig haelt, den Job zu machen.

Wenn ich davon ueberzeugt bin, dass das der einzige Grund ist, ok.

Noetig waere diese Anerkennung aber trotzdem, erstens als Wohltat fuer unser Weltbild (auch

fuer das "deutsch-weibliche", denn dort sieht es ja ueberwiegend dann doch so aehnlich aus,
wie im "deutsch-maennlichen") und dann auch, wenn es irgendwann mal um solche Sachen wie Rente
geht.

<ironisch>...so ganz leben wie Hunde  sollt ihr aber nicht ...(und schliesslich wollen wir Euch nicht auch noch ernaehren, wenn ihr alt seid..)

Meiner Meinung nach hat uns die Geschichte gelehrt, dass wir halt sehr anpassungsfähig sind

und wesentlich geschickter genau den Platz ausfüllen, der uns von den Herren zugewiesen wird
;-)

Ja? Weiss leider nicht, was Du damit meinst.

Nicht? Dann sieh Dich mal um, oder geh ein wenig zurück. Just in dem Moment, als im letzten Krieg nicht mehr genug Männer mehr da waren, um die Industriemaschinen zu bedienen, konnten Frauen das plötzlich. Beim Wiederaufbau ebenso. Heute: wieviele Frauen werden sozusagen automatisch in den Beruf des Mannes eingebunden,  z.B. in Hotels, Handwerk, Landwirtschaft?

Eines noch: Solche Dinge wie die Nichtanerkennung der Hausarbeit sind doch nicht direkt in der

maennlichen Dominanz des oeffentlichen Lebens begruendet,
Doch, solange bei jeder Verguenstigung fuer Frauen mit rueberkommt: Da habt Ihr noch was, jetzt reicht's aber. Es muss Unterstuetzung geschaffen werden fuer die Mehrbelastung von Frauen bzw. Familien. Diese darf nicht als Verguenstigung angesehen werden, sondern als gerechten Ausgleich fuer ihre wertvolle Arbeit fuer unsere Gesellschaft.

Bitte fuehl Dich nicht zu sehr angegriffen. Meine Antwort ist nicht so persoenlich gemeint, wie sie jetzt hier erscheint. Ich finde es nur schrecklich, dass viele Maenner davon ueberzeugt sind, in ihren Koepfen sei die Geichberechtigung bereits vorhanden, was noch fehlte, seien Frauen selbst schuld. So einfach ist es einfach nicht.

Versoehnliche Gruesse
Marlies