Antje Hofmann: Gedanken zur Schwangerschaftsunterbrechung, Kinder und Gesellschaft

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Hallo Klaus,

mmhh versteh nich ganz was du meinst bzw beabsichtigst,
da hat eine arme frau ihr kind abtreiben lassen...

in unseren Threads war es doch auch um die Frage der sozialen
Anerkennung der Frau als Mutter gegangen.
Eine Abtreibung ist doch eigentlich die auf die Spitze
getriebene Version des gleichen Themas.
Eine Frau die abtreibt hat vermutlich keine Chance sehen
können als Mutter (sozial) zu bestehen.

nein, daß ist aus deinem Posting nicht hervorgegangen. Auf mich wirkte dein erster Beitrag -besonders in diesem Punkt- eher abstoßend. Gut, daß du ihn jetzt klargestellt hast.

Du erwähnst eine der häßlichsten Seiten unserer Gesellschaft und ziehst sie gleichzeitig ins lächerliche.

Als häßlich empfinde ich dabei die Tatsache, daß Kinder für Familien - nicht nur für Frauen - ein Armutsrisiko darstellen.
Wenn eine Frau diesen Weg geht, ob erlaubt oder nicht, sind dem normalerweise - es gilt sicher nicht für alle Frauen - eine ganze Reihe von Überlegungen vorausgegangen.

Steht man vor einer ungewollten Schwangerschaft kommen schon Fragen auf wie:
Kann ich meinen anderen Kindern und dem Neuen das gleiche Lebensniveau bieten wie jetzt?
Wo wird es untergebraucht? Reicht die Wohnung? Kann ich eine andere bezahlen?
Was wird aus mir selbst in dieser Zeit?
Bleibt die Partnerschaft bestehen oder ist man auf sich allein gestellt?

Fakt ist, bis das Kind geboren wird, gibt es noch eine Reihe von Möglichkeiten Unterstützung zu bekommen, wenn auch diese im Zuge von Sparmaßnahmen immer mehr eingeschränkt werden. Mit der Geburt des Kindes ist es damit aber meist vorbei. Dann, wenn die Familie wirklich Hilfe braucht, wird sie allein gelassen. Entscheidet man sich für ein Kind, bedeutet dies nicht nur eine Entscheidung für die Schwangerschaft selbst, sondern man legt sich für die nächsten 20 Jahre unwiderruflich fest. In dieser Zeit ist die Familie auf sich allein gestellt und kann nur begrenzt auf Hilfe von außen hoffen.
Das vom Staat gezahlte Kindergeld geht völlig am Bedarf vorbei und wirkt auf mich wie eine Alibifunktion. Geld ist in dieser Hinsicht die einfachste aber auch die schlechteste Lösung.

Es wäre nicht schwierig noch weitere Fakten über die Benachteiligung der Familien aufzuführen. Fakten, die viele Familien und damit Frauen dazu bringen, sich gegen ein Kind zu entscheiden.
Diese Entscheidung ist dann verbunden mit lebenslangen Gewissenskonflikten und Schuldgefühlen, auch wenn sie verantwortungsvoll getroffen wurde.

Es macht mich zornig, daß es überhaupt notwendig ist darüber nachzudenken, inbesondere in Hinblick auf das Armutsrisiko. Es macht mich auch wütend, wenn Frauen dann als Mörderinnen beschimpft werden. Wo bleibt da der Mann, der zu 50% seinen Anteil hat? Genauso bringt es mich auf, daß eine Frau, die sich für ein Kind entscheidet dann ins Abseits gestellt wird. Im Thread
http://www.teamone.de/selfaktuell/self_forum/15317.html wird ja von Marlies einiges dazu gesagt.

Ich denke es wird Zeit, daß in unserer Gesellschaft ein Umdenken anfängt. In Umdenken dahingehend,
daß die Kinder unsere Zukunft sind,
daß Familien mit Kinder jede mögliche Unterstützung verdienen,
daß Kindererziehung als das bewertet wird was es ist, nämlich Zukunftssicherung für alle.

Dann, so hoffe ich, wird es nicht mehr notwendig sein eine Entscheidung gegen ein Kind zu fällen.
Bis dahin jedoch, sollte man bedenken, daß dieses Thema viel zu ernst ist, um es zum Gegenstand von Witzeleien zu machen.

Viele Grüße

Antje

PS: Eine Welt ohne Kinder wäre verdammt langweilig, leer und einsam. A.H.