Dirk Ruchatz: SELFHTML-Treffen

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Moin moin!

Ich weiß noch genau, als mein Großvater mit mir das erste Posting in diesem Thread schrieb, das glitzernde Papier war schwer zu öffnen und dann diese Vorfreude...

Ich wußte genau, ich muss etwas ganz besonderes sein, wenn mein Großvater mir ein so schönes Wochenende mit netten Leuten am Schliersee gönnt!

Ja, nun bin ich selbst der Großvater... oder besser: der Gelackmeierte, der sich gemeinsam mit den anderen daheimgebliebenen ärgert!

Eine kurze Beschreibung einer Fahrt, bei der alles schiefging:

zuerst hat sich die Abfahrt durch allerlei Unwidrigkeiten um zwei Stunden verzögert (auf Einzelheiten verzichte ich hier), dann hat die Fahrt von Bochum nach Köln mehr als doppelt so lange wie sonst gedauert, so dass André Laugks endlos am Strassenrand auf mich warten musste.

Und dann (um 18.45 Uhr statt geplanter Abfahrtzeit 16.00 Uhr) hatten wir nur noch schlappe 600 km vor der Brust und haben uns darauf gefreut, wenigstens den kompletten Samstag am Schliersee zu haben, da der Freitag ja wohl schon vorbei sein würde, wenn wir ankommen.

Immerhin 90 km (satte 15% von 600 km) weit sind wir noch gekommen, dann wurde der Wagen um 19.30 Uhr plötzlich langsamer - unabhängig davon, ob ich Gas gegeben habe, oder nicht.

Also: Warnblinklicht an und ab auf den Standstreifen. Nicht dumm, guckt man natürlich auf die Pfosten am Strassenrand, um zu sehen, in welcher Richtung die nächste Notrufsäule ist. Die Pfeile zeigten nach rechts, also sind André und ich zurückgelaufen in Richtung Köln...

Wir laufen, und laufen, und laufen...

Gerade als wir davon überzeugt sind, dass wir _genau_ in der Mitte zwischen zwei Notrufsäulen liegengeblieben sind, stelle ich fest, dass die Pfeile nicht mehr nach rechts, sondern nach links zeigen... Und tatsächlich, gegenüber (unerreichbar hinter 6 Fahrspuren) steht eine Notrufsäule, auf unserer Seite liegt dagegen nur ein Betonfundament im Strassengraben!

Also umgedreht und wieder zurück Richtung Auto... Auf halben Weg führt eine Brücke über die Autobahn und direkt gegenüber stehen Häuser! In der Hoffnung - die sich auch erfüllt hat -, dass dort freundliche Menschen mit einem Telefonanschluss wohnen, stratzen wir den Dienstweg (nur für Befugte) 'rauf, um festzustellen, dass das Tor (natürlich) abgeschlossen ist.

Da es aber glücklicherweise nicht besonders hoch ist: rechten Fuss auf den Absperrhaken, linken auf die Türklinke und ab über das Tor! 15 Meter weiter oben begrüsst uns von links eine bequeme Treppe zur Autobahn, ganz ohne Tor!

Um 20.00 Uhr erreichen wir dann endlich eins der Häuser (in der wunderschönen Ortschaft "Opgen", falls jemand weiss, wo das ist) und dürfen von dort aus sogar den ADAC anrufen. Dieser schickt "schnellstmöglich" einen Wagen, also schnell zurück zum Wagen. Dort wieder angekommen (20.15 Uhr) hoffen wir, dass es eine Kleinigkeit ist und wir den Schliersee doch noch erreichen.

Um 20.45 Uhr hofffen wir immer noch, haben aber mittlerweile André's Reiseverpflegung verzehrt. Auch um 21.00 Uhr hoffen wir noch, um 21.15 Uhr fange ich an zu zweifeln, ob wirklich das blaue Schild (55,5) die Angabe der Strecken-Kilometer ist oder doch das kleine weisse (A3 5,5) und der ADAC uns 50 km entfernt sucht.

Also bleibt André am Wagen und ich laufe wieder los über die Brücke (und ich habe gelernt: diesmal nehme ich die Treppe) und auf der Gegenfahrbahn weiter bis zur Notrufsäule, an dieser Säule steht "Sie befinden sich an der A3 bei km 54,5"; die Angabe für den ADAC stimmte also.

Zurück am Wagen überlegen wir langsam, ob "schnellstmöglich" vielleicht wörtlich zu nehmen ist: so schnell wie möglich, aber am Wochenende ist leider nichts möglich...

Kurz bevor wir anfangen, Schlafsäcke, Handtücher und Pullover für die Nacht zusammenzusuchen, kommt um 22.00 Uhr tatsächlich ein Wagen des ADAC.

Der Fahrer steigt aus und fängt an zu schimpfen: "War mein Kollege immer noch nicht da, das ist ja das letzte! Den mach ich jetzt erstmal zur Sau!"

Sprachs und steigt wieder in sein Auto, nimmt das Funkgerät zur Hand... und sieht in Gegenrichtung (!) seinen Kollegen anhalten.

Um 22.10 Uhr haben die beiden sich dann genug beschimpft und wir werden aufgefordert, doch mal die Motorhaube zu öffnen. Nachdem der ADAC-Techniker ein paar mal den Kopf geschüttelt hat und so etwas wie "Das isses auch nicht" gemurmelt hat, hält um 22.20 Uhr auch der Kollege bei uns an, der mittlerweile zur nächsten Ausfahrt gefahren war und gewendet hat. Also diskutieren die beiden erstmal noch ein bisschen, wer wohl mehr Stress hatte, fährt der Kollege wieder weg und der zuerst angekommene Techniker widmet sich nur noch unserem Auto.

Um 22.40 Uhr teilt er uns mit, dass der Wagen abgeschleppt werden muss, ruft den Abschleppdienst und verschwindet wieder. Dieser erscheint dann um 23.10 Uhr, um uns mitzuteilen, dass er uns nicht bis Bonn schleppen darf (oder wir das selbst bezahlen müssten), sondern nur zur nächsten Vertragswerkstatt (oder in seine eigene Werkstatt, wo er uns auch gleich einen Leihwagen geben würde).

Nach ein paar "Aber der Kollege hat gesagt..." meinerseits ist er dann bereit, den ADAC anzurufen, um nachzufragen. Aus München (wenn wir doch auch da wären...) kommt auch prompt die Zusage, dass er uns selbstverständlich bis Bonn schleppen darf, da ich seit über 10 Jahren ADAC-Mitglied bin (und das aus Sicht des ADAC wohl auch weiterhin bleiben soll).

Also werden wir endlich nach Bonn geschleppt, kommen dort um 23.00 Uhr an, Taxi zum Bahnhof, und tatsächlich kommt nach 10 min ein Zug nach Köln! Am Kölner HBf verabschieden André und ich uns, schwören uns, beim nächsten Treffen dabeizusein (falls ihr Schliersee'ler euch nicht vertragt und es kein weiteres Treffen geben wird, drohe ich hiermit an, dass ich meinen nächsten Jahresurlaub damit verbringe, euch alle einzeln "heimzusuchen"); André fährt nach Hause, ich warte auf den Anschlusszug nach Bochum (Köln 00.23 Uhr, Bochum 01.24 Uhr).

Gerade als André weg ist, stürmt eine Horde betrunkener Fussballfans den Bahnsteig, gröhlt "Nie mehr zweite Liga" und feiert die Tabellenführung des 1. FC Köln. Ich überlege, ob ich ihnen erklären soll, dass diese Führung äußerst temporär ist, weil der VfL Bochum am Sonntag gegen St. Pauli gewinnt und dann da steht wo er hingehört: 1. auf Platz eins und 2. _vor_ dem FC!

Ich entscheide mich dagegen und fahre friedlich nach Hause, nehme ein Taxi vom Bahnhof zu meiner Stammkneipe und betrinke mich fürchterlich! So war's jedenfalls geplant, aber mangels Gästen macht die Kneipe zwei Stunden früher als sonst zu und ich falle frustriert ins Bett...

In Vorfreude auf das nächtste SELFHTML-Treffen und weit weniger Vorfreude auf die Rechnung der Bonner Autowerkstatt grüsst

Dirk