Liber Stafan, liebe MitleserInnen!
business as usual:
... der Tag nach dem ersten NATO-Angriff; eine Kollegin (sie stammt aus Ex-Jugoslavien) kommt in der Früh und sagt zu mir: "So ein Frechheit, dieser Angriff!" ...warum?, frage ich zurück. Sie meint: "Es ist doch eine Sache von Jugoslavien, was mischt sich da die NATO ein?" ...da kommen Leute und unsere, noch gar nicht begonnene Diskussion bricht ab...
BUSINESS AS USUAL!
business as usual:
... am Nachmittag des zweiten Tages nach dem ersten NATO-Angriff; eine andere Kollegin (ebenfalls aus Ex-Jugoslavien) frag mich; ob ich auch einen Kaffe haben möchte, ich sage ja und wir trinken gemeinsam den Kaffee. Plötzlich sagt sie: "Weißt du, meine Mutter hat uns gestern Abend angerufen, du weißt sie lebt in der näche von Novi Sad. Sie hat sich von uns verabschiedet; sie sagte: «Kinder passt gut auf euch auf; ich glaube nicht, daß wir uns noch sehen»". Da glänzt etwas in den Augen meiner Kollegin als sie halb sich, halb mich fragt:"Warum töten sie sie?" ...das Telefon klingelt, ich muss dran...sie trinkt ihren Kaffe aus und geht ihrer Arbeit nach.
BUSINESS AS USUAL!
business as usual:
...am Freitagabend sitzen wir bei einem Freund, der zwei Monate in Indonesien verbrachte, er führt uns seine Dias vor. Bilder kommen, Bilder gehen. Auf einem ist ein junger indonesischer Student, der, wie wir es erfahren, ein Freund von ihm ist. Die folgende Bilder ziegen eine Stadt, mein Freund sagt im leichten Ton: "Diese Bilder haben jetzt schon historischen Wert." Wir sehen ihn fragend an; worauf er es uns berichtet, daß die Stadt nicht mehr existiert. Sie wurde in den Unruhen, wie es in den Kurzmeldungen hieß, zerstört und daß er sich große Sorgen um seinen Freund -den Student- macht, weil er seit fast zwei Monaten nichts von ihm und seiner Familie gehört hat.
...wir saßen nur stumm da.... Wir hatten keine Ahnung. ....
BUSINESS AS USUAL?
»»Aber, Leute, es ist Krieg!!!»»
Ja, es ist Krieg! Es toben derzeit über mehr als hundert (!) Kriege auf disem Globus. Ich kann nicht mal fünf aufzählen. Wessen Schuld ist das? Meine? Die von den Fernseh-, Radiosensender? Oder die von den Nachrichtenagenturen?
Wir werden heute mit Information förmlich überflutet. Der Globus wurde zu einem Ball, alles ist zum Greifen nah." Was darf es heute sein: Naturkatastrofen, Unfälle, Kriege? -Ich nehme alles, aber bitte mit einer kräftigen Priese Werbung, zu leichterer Verdauung. Sie wissen; mein Magen!"
BUSINESS AS USUAL!
»»Aber, Leute, es ist Krieg!!!> but the show must go on!
Ja, es ist Krieg. Nich nur in Kosovo oder in Indonesien. Die Medien tragen ihren eigenen Krieg aus, der Kampf tobt um uns und wir sind auch die Leidtragenden. Nur der ist gut der früher, schneller, interessanter, "effektiver" Berichtet. Wir sehen täglich in den Sendungen von Granaten zerstümmelte Leichen, verhungerte Kinder, abgestürze Flugzeuge. Und wir sind in der ersten Reihe immer dabei, live, unverletzt, beim Bier oder beim Kaffee.
-Das kann doch nicht so schlimm sein? Oder? Da sind ja die Reporter, die Fernsehsender, wie bei der Oskarverleihung, alles ist unter Kontrolle, alles ist in bester Ordnung! Oder? Diese Menschen da, sie sterben doch nicht wirklich? Oder? Direkt vor den Kameras, direkt in sie hinein?...Ach, ich hatte ja keine Ahnung!
BUSINESS AS USUAL!
Einerseits werden wir Tag für Tag mit der Unmenschlichkeit eines Krieges oder mit der niedersmetternden Macht eines Naturgewalts konfrontiert, anderseits werden diese Ereignisse, durch die "Berichterstattung" zu eine Art von Show gemacht. Die "Themen" werden von den Medien breitgetreten, bis niemand mehr richtig hinhört/hinhören kann. Es gib scheinbar keine Gewichtung mehr in den Nachrichtenredaktionen. Es wir ein Thema aufgegriffen eine Weile hochgehalten, dann läßt man es fallen und vergessen ist die Angelegenheit, die nächste Story muss her.
Daß Tote, Verletzte und Leid nicht verschwinden wenn wir den Fernseher ausschalten, merken wir vielleicht erst dann, wenn es uns persönlich trifft. Ernst dann fragen wir uns, ob es wirklich wahr sein kann, daß "the show must go on!" ?
Thomas J. Sebestyen