Hallo Steffen!
Du hast leider vergessen zu schreiben, welche Alternative Du vorschlägst. Wenn die Mehrheit nicht die moralische Kompetenz besitzt, zu entscheiden was Recht und was Unrecht ist, wer soll das dann tun? Eine moralische Elite wohl, aber wer soll diese bestimmen? Wiederum die manipulierbare Mehrheit? Oder gar die Elite selbst?
Es geht mir hier nur ganz klar um die potentielle Gefahr, die von dem von Wowbagger beschriebenen Verhalten ausgehen kann. Ich denke auch Du stimmst mir zu, dass es Rechtsgueter gibt, die unveraeusserlich sind und deren Existenz man _nicht_ in das Belieben des moralischen Empfindens einer Mehrheit stellen sollte, sondern die man einem absoluten Schutz unterstellen sollt, den auch eine Mehrheit nicht kippen kann. Ich denke hier zum Beispiel an das Recht auf koerperliche Unversehrtheit, das Recht auf Leben, das Recht auf Meinungsfreiheit, das Recht auf freie Entfaltung der Persoenlichkeit, das Recht auf Gleichheit aller Menschen auf der Erde, .... Das sind in meinen Augen Rechte, die auch keine Mehrheit abschaffen darf, oder was hieltest Du davon, wenn jetzt eine Mehrheit, Elite oder eine Institution entscheidet, dass fuer eine bestimmte Personengruppe eines dieser Rechte ausgesetzt wird.
Meiner Ansicht nach gibt es keine sinnvolle Alterative zur "Herrschaft des Volkes". Wer will sich anmaßen, besser zu wissen als die Mehrheit, was Recht und Unrecht ist? Daß in unserer Demokratie Minderheiten wie z.B. Homosexuelle nicht erbarmungslos untergebuttert werden, beweist doch schon ein gewisses uneigennütziges Gerechtigkeitsempfinden der Massen. Wenn die Mehrheit der Meinung ist, daß Alkohol erlaubt aber Drogen verboten werden müssen, dann soll es eben so sein. Ich glaube, je mehr Menschen an der Gesetzgebung beteiligt werden, um so geringer ist die Wahrscheinlichkeit für ethische Ausrutscher.
Das haengt aber immer auch mit dem Informationsgrad zusammen, was hilft es alle an einem Entscheidungsprozess zu beteiligen, wenn ich nicht auch gleichzeitig dafuer Sorge trage, dass wertneutrale und allgemeinverstaendliche Informationen jedem Beteiligten vollstaendig zugaenglich sind.
Nehmen wir nur mal an, Du sollst eine Entscheidung treffen und erhaelst aber nur einseitige Informationen und hast absolut keine gegenteiligen Informationen, prompt entscheidest Du auf der Basis von unvollstaendigen Fakten und setzt Dich einer groesseren Gefahr aus eine Fehlentscheidung zu treffen.
Bis dann
Michael N.
PS.: Leider bin ich jetzt bis morgen offline und kann daher heute nicht mehr weiterdiskutieren.