Alexander Kleinjung: Seid die ihr seid - auch hier!

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Hallo Stefan,

Erst bei näherem Hinsehen zeigt sich, dass alle "Persönlichkeiten"
es erst soweit gebracht haben, weil sie nicht mit dem Mainstream
gerannt sind, weil sie sich den Luxus erlaubt haben, Individuen zu
sein und als solche gelebt haben (und natürlich auch leben :-)

Das ist richtig - nur wer nicht mitschwimmt, hat die Chance,
herausgehoben zu werden. Aber es gibt leider auch welche, die
krampfhaft versuchen "anders" zu sein, obwohl sie gar kein
Konzept und nichts wirklich anderes zu sagen haben. Man erkennt
diese Art aufgesetztes Anderssein normalerweise daran, dass
Aeusserlichkeiten betont werden - Klamotten, Habitus usw.

Stimmt. Aber das sind Menschen, die eben nicht über dieses von mir
erwähnte Rückgrat verfügen, die sich selbst aufwerten wollen, indem
sie sich mit absoluten Nichtigkeiten identifizieren (was sagt das
Label über'm Hintern schon über den Wert des Hosenträgers aus?)

Rein subjektiv:

Man kann diesen Menschen "helfen", in dem man ihnen in's Gesicht
sagt, dass man den "echten" Menschen und nicht die Fassade kennen-
lernen will - oder einem coolen zu verstehen gibt, dass er besser
ankommt, wenn er die Aura eines gut funktionierenden Kühlschranks ab-
legt und "mensch" ist - mit Stärken und Schwächen.

Viele, gerade die "obercoolen", haben aber auch nur Angst, verletzbar
zu sein. Vielleicht soll/muss man diesen Leuten vermitteln, dass es
zwar verdammt weh tun kann, wenn man eine "Breitseite" hat, aber
man soviel (an Menschlichkeit, Geborgenheit, Nähe pp.) bekommt, dass
sich dieses "Risiko" allemal lohnt.

Es ist nur so, dass es an solchen "virtuellen" Orten (ich hab das
Wort absichtlich in "..." gesetzt, denn es ist meiner Ansicht
nach ein Unwort in diesem Zusammenhang) leichter ist, sich zu
verstellen. Wobei das Verstellen an sich noch nichts Schlimmes
ist. Schlimm ist es nur, wenn es fuer den der sich verstellt, ein
verhaengnisvolles Verhalten darstellt.

Eben. Man kann diese Anonymität zB auch nutzen, um auszutesten, wie
mann/frau ankommt, man kann Thesen vertreten, zu denen man öffentlich
nicht so schnell stehen würde - und wertvolle Denkanstösse bekommen.
Oder eben einfach nur "Mensch" sein...

Das von Dir angesprochene verhängnisvolle Verhalten wird man zwar
nie ganz verhindern können; und doch glaube ich, dass es hier auf die
Sensibilität der anderen ankommt. Die wenigsten schaffen es, eine
"Maske" (wertneutral!) konsequent aufzubehalten; und manchmal muss
man zwischen den Zeilen lesen können - und wird ggf. auch entspr.
Anzeichen entdecken. Nur: Wieviele haben den Mut, dann so einem
Menschen eine Mail zu schicken und ihm Hilfe (gleich welcher Art,
manchmal tut auskotzen schon ganz gut :-) anzubieten?

Ich versuchs mal so zu sagen: diese Art von vermehrter Kommuni-
kation, die das Internet ermoeglicht, verschaerft den Graben
zwischen den kommunikationsfaehigen Menschen und jenen, die es
nicht sind.

Das ist der Fluch unserer Medienwelt: Auf der einen Seite werden wir
mit Informationen erschlagen - und auf der anderen Seite verlernen
wir das Kommunizieren.

Das ist einer der Dinge, die ich diesem Forum so verdammt hoch an-
rechne: Hier gibt es eine Kultur, in der man Mensch sein kann (auch
wenn das nicht jedem gefallen mag) und in der Kommunikation gefördert
wird und ausdrücklich erwünscht ist. In welchem "Fach-"Forum sonst
wird über so "fach"-fremde und menschlich wichtige Themen gesprochen?

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