Hi Swen,
Jein. Wenn sie das sagt, bezieht sie sich ja nicht allein Richtung des Andersdenkenden, sondern erwartet dies auch vom Andersdenkenden in ihre Richtung. Also führt ihr Satz zur gleichen Erkenntnis. Oder?
Auch hier ein Jein. Beide Sätze scheinen zwar im Prinzip das selbe zu sagen, aber aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Kants Satz hat einen einschränkenden, autoritären Beigeschmack, ja fast einen nörgelnden (meine Freiheit wird durch die anderen eingeschränkt, buhu!), schließlich aber doch restriktiven (ich darf Deine Freiheit einschränken, weil Du meine ja auch einschränkst). Luxemburgs Satz dagegen ist IMHO deutlich offener, toleranter formuliert, Ausgangspunkt ist nicht die Einschränkung durch einen anderen, sondern die Toleranz, die man bereit ist anderen entgegenzubringen. Will man die "Korinthenkackerei" auf die Spitze treiben, könnte man sagen: Luxemburg formuliert im Sinne des Kant'schen Kategorischen Imperativs - Kant selber aber nicht.
Grüße,
Utz