Stefan Muenz: Fachbegriffe eindeutschen?

Beitrag lesen

Hallo Martin,

interessantes Thema - ich hatte heute auch Gelegenheit, mir darueber Gedanken zu machen. Ich hatte mehrere kleine Diskussionen mit einem Franzosen ueber die vielen Anglizismen. Manche sind mir so selbstverstaendlich, dass ich Probleme hatte mit seinen Versuchen, franzoesische Woerter dafuer zu benutzen. So fand er das Wort "Download" nicht so toll, er wollte im Franzoesischen lieber von "télécharger" reden. Sogar das Wort "Chat" fand er nicht gut. Ganz aus war es schliesslich bei so Ausdruecken wie "off-topic".

Ich habe bei diesen Diskussionen gemerkt, dass zumindest die Franzosen sich offenbar viel heftiger gegen den Einfluss der Anglizismen wehren als wir hier. Hier wird im Gegenteil immer noch alles aufgesaugt, was nur irgendwie englisch klingt, so als ob die damit verbundene Sache allein dadurch schon mehr Gewicht haette. Und viele Leute fallen leider immer noch drauf rein.

Ich selber versuche immer so einen Mittelweg. Ich benutze Woerter, die sich auf breiter Ebene etabliert haben (wie "Download") ohne Murren. Aber da, wo ich damit rechnen kann, dass Leser die Stirn runzeln, gebe ich als Autor lieber einem deutschen Wort den Vorrang, auch wenn meine Sprache dadurch vielleicht nicht gar so hip ist. Ich rede zum Beispiel bei Tabellen lieber von "Rahmen" als von "borders". Was anderes ist es, wenn einem im Deutschen geeignete Entsprechungen fehlen. So bleibe ich bei XML lieber bei "Entities", als das ich irgendwas Schiefes wie "Kuerzel" oder was Peinliches wie "Seiendheiten" nehme.

Ist also immer viel Ermessenssache dabei. Und deshalb sollte man finde ich auch tolerant sein gegenueber Texten, die etwas mehr oder etwas weniger "eindeutschen", als man es selber tut. Die penetranten Ausreisser nach dem einen oder dem anderen Extrem fallen schon von selber auf und stossen auch der Mehrheit der Leser auf.

viele Gruesse
  Stefan Muenz