Michael Schröpl: DOT.COM Krise

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Hi,

I lebe in Canada. Hier und in den USA spricht man sehr viel davon. Seit ein paar Monaten, viele Angestellten wurden gefeuert. Der vorherige Optimismus fehlt irgendwie.
Ich frage mich wie ist die Lage in Deutschland und Europa. Ich habe das Gefühl, daß die Sache dort immer noch gut läuft.

das kommt auf Deine Perspektive an.

Die NASDAQ ist von 5100 auf 2150 Punkte gefallen (-58%),
der Deutsche Neue Markt von 9700 auf 1850 Punkte (-81%).
In Europa addieren sich halt zu den bekannten Effekten (Euphorie im
Frühjahr 2000 nach dem nicht eingetretenen Y2K-Problem, untaugliche
Geschäftsmodelle, überzogene Investitionen bei Übernahmen, Auftrags-
rückgang gerade bei den Softwarefirmen) auch noch zahlreiche unseriöse
Bilanzierungspraktiken. Bis auf SAP, die es mit ihrer Größe und Markt-
position machen, zerfallen die Internet-Softwarefirmen reihenweise
(Intershop, Heyde, Poet, Fantastic, Nemetschek, ...), und den B2C-
Anbietern geht es nicht viel besser.
Selbst beim Online-Banking sind die Wachstumsraten (angesichts der
schwachen Börse) von dreistellig positiv auf kaum noch vorhanden bis
negativ geschrumpft.

Und inzwischen merken es die Investoren, wenn jemand versucht, im WWW
Hundefutter zu verkaufen, wobei dann aber der Transport der Dosen zum
Kunden teurer ist als dessen Inhalt. Da hilft auch kein Versprechen, in
2005 den break even zu erreichen - das kann's irgendwie nicht sein.

Sag mir - neben Ebay - einen reinen dotcom, dessen Geschäftsmodell
tragfähig ist.
Ich denke, viele funktionsfähige Firmen werden im Web ein weiteres Stand-
bein aufbauen - aber auf einen Bein alleine zu stehen ist nicht trivial.

Viele Grüße
      Michael