Schriftlichkeit?
Josef
- sonstiges
0 Christoph Schnauß0 Wizard
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0 Clemens
Einen guten Abend resp. Morgen,
meine Frage ist folgende: Wie schätzt ihr das ein ? Wird Handgeschriebenes in 50-100 Jahren noch einen relevanten Anteil
zur Kommunikation der Menschen beitragen?
Gruß Josef
guten Abend Josef,
Wird Handgeschriebenes in 50-100 Jahren noch einen relevanten Anteil
zur Kommunikation der Menschen beitragen?
ich möchte mit einem bedingugslosen "JA" antworten. Es wird auch in 100 Jahren noch viele Situationen geben, in denen man grade keine Tastatur zur Verfügung hat, aber unter Umständen ein Stück Papier oder ein anderes bearbeitbares Medium und ein relevantes "Spuren_auf_Medium_hinterlassendes" Instrument.
"Ich liebe dich" möchte ich auch in hundert Jahren noch nicht ins Internet schreiben, sondern vielleicht auf eine Körperstelle, die nur "sie" zu sehen bekommen kann ...
Christoph S.
Moin,
"Ich liebe dich" möchte ich auch in hundert Jahren noch nicht ins Internet schreiben, sondern vielleicht auf eine Körperstelle, die nur "sie" zu sehen bekommen kann ...
INDEED
regds
wiz
Moin,
meine Frage ist folgende: Wie schätzt ihr das ein ? Wird Handgeschriebenes in 50-100 Jahren noch einen relevanten Anteil
zur Kommunikation der Menschen beitragen?
Mal davon abgesehen, das dieser Zeitrahmen "out of range" ist,
hoffe ich doch sehr das dem so ist.
regds
wiz
Wird Handgeschriebenes in 50-100 Jahren noch einen relevanten Anteil zur Kommunikation der Menschen beitragen?
Was verstehst du in diesem Zusammenhang unter "relevant"? Wenn ich meiner angebeteten einen Liebesbrief schreibe - und ich werde einen Teufel tun und dazu einen Computer benutzen - halte ich das für sehr relevant. Wenn das viele ähnlich sehen und tun ergibt sich daraus ein sehr relevanter Teil der Kommunikation, wenngleich es vielleicht keinen signifikanten Anteil der Gesamtkommunikation ausmachen wird.
Hallo Josef,
es besteht immerhin auch die Möglichkeit der so ziemlich vollkomen
digital gestützten Kommunikation, d.h. für Notizen ist es nicht notwendig
auf ein nicht flüchtiges Medium zurückzugreifen, und sogenannte
Schriftlichkeit wird zu einem Anachronismus, der nur noch von einem
kleinen Bruchteil derer beherrscht, die es heute beherrschen (quantitativ
betrachtet, nicht qualitativ :)). Schaut man sich an, wie Menschen
heutzutage mit der Schriftlichkeit umgehen, so ist es vielleicht gar nicht
mal so falsch, wenn sich nur noch Leute damit abgeben, die es nicht als
Zwang oder Notwendigkeit empfinden. Ein neuer, digigener Analphabetismus
wäre nicht unbedingt das schlechteste für die Schriftsprache.
Eine Alternative dazu, wenn Spracherkennungen und Videokompressionen
scheitern sollten, wäre Handschriftenerkennung als primäre
Eingabeschnittstelle und somit eine Gewöhnung größerer Gruppen an
Schriftlichkeit (oder was man halt dafür hält ...), was ja durchaus eher
eine Förderung im Sinne der Popularisierung darstellt.
Du siehst: Es kann also nur besser werden.
Grüße aus der Havelstadt Spandau
Masin
Hallo!
meine Frage ist folgende: Wie schätzt ihr das ein ? Wird
Handgeschriebenes in 50-100 Jahren noch einen relevanten Anteil
zur Kommunikation der Menschen beitragen?
Ohne jetzt auf das Beispiel mit dem Liebesbrief, der mittlerweile in
bedenklicher Weise von SMS-Nachrichten verdrängt wird, einzugehen -
handschriftliche Notizen sind in einigen Bereichen einfach gegenüber
der digitalen Meldung ganz klar im Vorteil.
In der Schule kann Handgeschriebenes nicht so ohne weiteres ersetzt
werden - es ist erwiesen, und ich merke es auch am eigenen Beispiel,
dass man sich Handgeschriebenes, so man es selber und in ein Heft
schreibt, einfach viel schneller merkt. Selbst die ausgeklügelste
Powerpoint-Präsentation, das modernste Computerlernprogramm können
einfach ein Flipchart oder eine schwarze Tafel nicht ersetzen, nicht
einmal annähernd. Die elektronischen Medien sind einfach zu unflexibel
und auch gar nicht für diesen Zweck gebaut, zum Beispiel: Einen mathe-
matischen Beweis mit einer Computer-Präsentation oder auf einem ko-
pierten Zettel zu erklären hindert einfach daran, ihn zu verstehen,
ein schrittweises Erarbeiten ist da einfach effektiver. Sicher, es
gibt auch manche Bereiche, bei denen ein Computerausdruck oder eine
Präsentation besser ist, die sind allerdings eher dünn gesäht.
Dann wären da noch Autoren, Grafiker, Webmaster, Kreative - viele
wollen und können einfach auf ihr Manuskript, auf ihr Scribble, auf
ihr Brainstorming nicht verzichten und das ist auch gar nicht sinn-
voll, wenn sie so besser arbeiten können.
http://futurezone.orf.at/futurezone.orf?read=detail&id=123877
Handgeschriebenes ist auch etwas schönes, es hat seinen eigenen
künstlerischen Wert.
Technisch angehauchte Menschen gehen auch von der völlig falschen
Annahme aus, ein Computer verwahre die Informationen so, dass man sie
jederzeit sehen könne - sicher, die Zahl der gecrashten Festplatten
wird in etwa von der Zahl der in Flammen aufgegangenen Papierzettel
aufgewogen, aber wer garantiert mir, dass meine Datenformat in 100
Jahren überhaupt noch bekannt ist? Oder in 30 Jahren, zumindest die
Bilder von der ersten Mondlandung sind zu einem großen Teil für immer
verloren, weil sie keiner überspielt hat.
Übrigens ist das heutige Papier von minderwertigster Qualität - es
wird schon nach etwa 70-100 Jahren unbrauchbar und zerfällt, wenn man
nichts dagegen unternimmt, das Papier aus Lumpen ist einfach viel
besser, es hält eine halbe Ewigkeit.
Und ernsthaft - wie wäre eine Welt, in der nicht noch nach dem Audruck
Kleinigkeiten auf dem Handout, dem Fax, dem Werbezettel, der Visiten-
karte mit einem Kugelschreiber oder einem Bleistift geändert werden
könnten? :-)
Außerdem hat man nicht immer eine Tastatur zur Hand - du siehst, Hand-
schriftliches kann und soll man auch gar nicht durch irgendwelche
elektronischen Texte ersetzen.
emu
[...]
Bilder von der ersten Mondlandung sind zu einem großen Teil für immer
verloren, weil sie keiner überspielt hat.
Wenn die überhaupt statt gefunden hat, habe da vor kurzem eine ziemlich krasse Doku dazu gesehen ;-)
Übrigens ist das heutige Papier von minderwertigster Qualität - es
wird schon nach etwa 70-100 Jahren unbrauchbar und zerfällt, wenn man
nichts dagegen unternimmt, das Papier aus Lumpen ist einfach viel
besser, es hält eine halbe Ewigkeit.
Nein, das war bis in die 70er so, heute ist das alles Chlorfrei.
Clemens
Hallo!
Übrigens ist das heutige Papier von minderwertigster Qualität - es
wird schon nach etwa 70-100 Jahren unbrauchbar und zerfällt, wenn man
nichts dagegen unternimmt, das Papier aus Lumpen ist einfach viel
besser, es hält eine halbe Ewigkeit.
Nein, das war bis in die 70er so, heute ist das alles Chlorfrei.
Erkläre mir als Fachunkundigen doch bitte, was das genau heißt :-)
Ist chlorgebleichtes Papier verwitterungsanfälliger, was Berichten,
wonach Bücher vom Ende des 19. Jahrhunderts langsam zerfallen, wo man -
danke ich - nicht mit Chlor gearbeitet hat, entgegenspricht, oder
konserviert Chlor?
emu
[der sich da leider kaum auskennt]
Erkläre mir als Fachunkundigen doch bitte, was das genau heißt :-)
Ist chlorgebleichtes Papier verwitterungsanfälliger, was Berichten,
wonach Bücher vom Ende des 19. Jahrhunderts langsam zerfallen, wo man -
danke ich - nicht mit Chlor gearbeitet hat, entgegenspricht, oder
konserviert Chlor?
Ich gehöre auch nicht zu den Fachkundigen, habe mich aber gerade noch näher informiert:
http://www.lad-bw.de/index.php
http://www.unicom.unizh.ch/magazin/archiv/3-95/magazin3-95-19.html
Entgegen meiner Aussage ist es wohl doch nicht das Chlor, das für den Zerfall verantwortlich ist, sondern andere Stoffe. "Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier" ist wohl eher eine Sache des Umweltschutzes als eine der Bucherhaltung.
Clemens
Hallo
So, jetzt auch zum anklicken ;-)
http://www.lad-bw.de/index.php
http://www.unicom.unizh.ch/magazin/archiv/3-95/magazin3-95-19.html
Entgegen meiner Aussage ist es wohl doch nicht das Chlor, das für den Zerfall verantwortlich ist, sondern andere Stoffe. "Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier" ist wohl eher eine Sache des Umweltschutzes als eine der Bucherhaltung.
Soweit ich informiert bin, handelt es sich bei den zerstörerischen Stoffen um Säuren.
Als das Papier noch aus Lumpen und aus Hanf hergestellt wurde,
brauchte man die Säuren im Herstellungsprozess nicht.
Deshalb halten sich so viele mittelalterliche Bücher so viel besser,
als Bücher , die kaum 100 Jahre alt sind.
Tschüß, Auge
meine Frage ist folgende: Wie schätzt ihr das ein ? Wird Handgeschriebenes in 50-100 Jahren noch einen relevanten Anteil
zur Kommunikation der Menschen beitragen?
Hi Josef!
Gegenfrage: Trägt Handgeschriebenes heute einen relevanten Anteil zur Kommunikation der Menschen bei? - Zumindest in unseren Breiten?!
Clemens