Moin,
Und was soll man sich unter "peer-to-peer-connection" vorstellen?
Beim traditionellen Konzept wie du es auch hier im Forum sehen kannst, werden alle Informationen normalerweise über einen zentralen Server abgewickelt. Obwohl hier im Forum jeder Posten und Lesen kann, hat der Betreiber alles im Griff, kann Einträge löschen oder zurückverfolgen (lassen). Ausserdem werden auch alle Transfers über den Server abgewickelt und das Ergebnis kann man auf http://webalizer.teamone.de in der Traffic-Statistik an den hochschnellenden Gigabyte-Zahlen sehen.
Das schöne an nahezu allen Tauschbörsen ist eben das Gegenteil, dieses Peer-to-Peer-Prinzip: Die Übertragung der eigentlichen Daten erfolgt nicht mehr über einen zentralen Server sondern zwischen gleichberechtigten Partnern (Peers). Der Betreiber braucht die Traffickosten nicht mehr bezahlen. Die Teilnehmenden treffen sich über (von System zu System variierende) Weisen und transferieren die Daten direkt.
Etwa in Reihenfolge der Entwicklung:
Napster: Alle Teilnehmer verbinden sich mit einem zentralen Indexserver. Der hat Informationen über alle angeschlossenen Benutzer und die Dateien die sie freigeben. Ein Benutzer sendet seine Suchanfrage an den Server und der sagt ihm dann welche anderen Benutzer die jeweilige Datei freigegeben haben. Vorteil: Einfach, skaliert mehr oder weniger gut. Nachteil: Single-Point-of-Failure, der Betreiber weiss über alle Transfers Bescheid und kann beliebig Statistiken erstellen, ausserdem kann er das Netz abschalten oder durch eine Klage dazu gebracht werden.
Gnutella: Es gibt keinen zentralen Server, alle Teilnehmer sind untereinander verbunden. Ein Rechner in diesem Netz heisst "Servent" da er sowohl Server als auch Client ist. Jeder Rechner kennt nur die Dateien die er selbst freigegeben hat. Eine Suchanfrage wird von einem Servent alle anderen Servents mit denen er verbunden ist weitergeleitet, bis eine gegegebene Lebenszeit erreicht ist. Die Antworten nehmen den selben Weg wieder zurück. Vorteil: Absolut dezentral, also Peer-to-Peer in seiner reinsten Form, kann nicht abgeschaltet werden. Nachteil: Skaliert ziemlich schlecht, denn je mehr Rechner am Netz angeschlossen sind, um so mehr Suchanfragen huschen durch die Gegend und verstopfen die Leitung nur mit diesen Suchanfragen und den Antworten, so dass kaum noch Bandbreite für die eigentliche Übertragung bleibt. Vor allem als Modem-User macht das keinen Spaß.
FastTrack: Es gibt keinen zentralen Server per se. Die einzelnen Rechner im Netz sind in Nodes und Supernodes aufgeteilt. Wenn ein Rechner genügung Bandbreite und Rechenleistung hat, und das Netzwerk entscheidet dass es neue Supernodes braucht wird ein Rechner automatisch zur Supernode gewählt. Die Supernodes funktionieren ähnlich wie die Indexserver bei Napster da sie die freigegebenen Dateien aller angeschlossenen Nodes kennen. Ein Client richtet seine Suchanfrag an seine Supernode und erhält von dort die Antwort. Die Supernodes unterhalten sich untereinander so dass Suchanfragen bestenfalls noch an andere Supernodes weitergegeben werden müssen. Vorteil: So gut wie dezentral, da selbst der Hersteller keine Kontrolle darüber hat welche Nodes zu Supernodes gewählt werden und er alle Supernodes (ich habe mal gehört dass es vor einiger Zeit im FastTrack-Netz so um die 700 Stück gewesen sein sollen) nicht kontrollieren kann. Skaliert ziemlich gut da die Netzanbindungen der Nodes nicht mit Suchanfragen belastet werden. Nachteil: Die FastTrack-Entwickler sind Arschlöcher, jedesmal wenn es eine Möglichkeit gibt das FastTrack-Netz unter Alternativen Betriebssystemen zu benutzen, fummeln die irgendwas an ihrem Protokoll rum.
Wie gesagt benutzt Morpheus ein modifiziertes Gnutella-System das soweitichweiss ähnlich wie FastTrack funktioniert. Ausserdem gibt es noch OpenFT und das giFT-Projekt: http://gift.sourceforge.net, welches ein eigenes FastTrack-ähnliches Protokoll entwickelt.
Was sagt uns das alles: Alle diese Protokolle benutzen direkte TCP-Verbindungen um Dateien runterzuladen, d.h. dein Gegenüber muss deine IP-Addresse kennen damit du Dateien empfangen bzw. senden kannst. Die meisten Protokolle kennen zwar auch Wege um durch Firewalls hindurch zu funktionieren, was jedoch in jedem Fall dazu führt dass die IP-Addresse deiner Firewall bekannt wird, und du in der Regel noch zusätzliche Nachteile hast: Du kannst keine Dateien von anderen Usern die selbst hinter einer Firewall sitzen runterladen.
Wenn du Anonymität willst, schau dir das Freenet http://freenet.sourceforge.net an. Das ist als Anonym und Zensurresistent konzipiert. Den aktuellen Britney Spears-Hit wirst du dort aber nicht finden ;-)
--
Henryk Plötz
Grüße aus Berlin