Michael Jendryschik: »Deklaration«

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Es geht mir darum, zu bezweifeln, dass jeder Deutschsprachige, der sich mit CSS beschäftigt, auch den äquivalenten »offiziellen« deutschen Fachterminus verwenden soll/muss, denn das Verständnis erleichtert er meiner Meinung nach nicht sonderlich.

Es gibt da diese Geschichte (es wäre schön, wenn sie jemand im Web finden könnte), in der ein Mann auf die Idee kommt, einfach mal andere Bezeichnungen für Dinge einzuführen, um sein langweiliges Alltagsleben spannender zu gestalten. Er steigert sich mehr und mehr in seine Idee hinein, sodass er bald fast alle Dinge anders nennt, als die Allgemeinheit es tut. Dies führt dazu, dass ihn niemand mehr verstehen kann und er so einsam ist wie zu Beginn der Geschichte.

Warum erzähle ich das? Weißt du, es ist mir egal, ob jemand statt »Selektor« lieber »Auswähler« oder statt »Eigenschaft« eher »Attribut« sagt, wenn es ihm hilft, die Dinge auseinanderzuhalten und besser zu verstehen. Aber das bringt Probleme mit sich. Wenn jemand, gehen wir von einem Newbie aus, der sich mit uns über CSS unterhalten möchte, für ihn verständliche und »lautmalerische« Begriffe für die CSS-Syntax erfindet und sich uns gegenüber zu einem bestimmten Problem oder Sachverhalt kommunizieren möchte, dann werden wir ihn vermutlich nicht verstehen. Wir müssten die Sprachen, die wir sprechen, einander näher bringen, bevor wir uns mit dem eigentlichen Problem befassen können. Wahrscheinlich werden wir am Ende des Gesprächs unser Vokabular verwenden, nicht das des Newbies. Warum? Weil das die deutschen Fachtermini sind, die jeder versteht (oder nachschlagen kann) und die Dinge eindeutig bezeichnen.

eine XML declaration lässt sich auch als das Dokument einleitende Verarbeitungsanweisung - wie weit liegen »instruction« und »Befehl« wohl auseinander? ;-) - an den Parser beschreiben,

Eine XML-Deklaration ist keine Verarbeitungsanweisung.

Als naheliegende Umschreibungen für »declaration« schlug ich bereits (Formatierungs-)»Angabe« und (Eigenschafts-)»Zuweisung«/»Zuordnung« vor und nannte auch deren Nachteile.

Wir reden hier nicht über Umschreibungen sondern über Bezeichnungen, das ist ein Unterschied.

Ich wollte nicht die Notwendigkeit der Unterscheidung anzweifeln. Ich bin lediglich der Meinung, dass Begriffe wie »Selektor« und »Deklaration« »aus sich selbst heraus« einem nicht mit der speziellen Bedeutung vertrauten Menschen wenig bis nichts sagen, also nicht die (dann in einem gewissen Sinne metaphorische) Erklärung einer abstrakteren Vorstellung über bereits bekannte Wörter eines begrenzteren Sprachschatzes leisten.

Ein Selektor ist für mich etwas, mit dem ich etwas auswähle (selektiere), insofern passt diese Bezeichnung MUSEN sehr gut. Dass ich die Bezeichnung »Deklaration« ebenfalls für geeignet halte, habe ich bereits geschrieben. Im Gegensatz zu dir bestehe ich aber auch nicht darauf, dass alle Fachbezeichnungen sofort und für jeden Anfänger auf der Hand liegend auf das schließen lassen, was sie bezeichnen.

Also nennen wir brav rule sets »Regelmengen« (argh!) anstatt einfach gleichmacherisch »Regeln«,

Man sagt »Regelsatz«.

Gruß,

MI

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XFrames Working Draft (Deutsche Übersetzung) : http://jendryschik.de/TR/xframes/
Die Wissensgesellschaft : http://jendryschik.de/michael/inf/wissensgesellschaft/
Einführung in XHTML, CSS und Webdesign: http://jendryschik.de/wsdev/einfuehrung/
Feste Positionierung, richtig angewandt : http://jendryschik.de/wsdev/css/fixed/
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