Die Mehrheit der Webautoren weiß vermutlich nichts davon, dass man Abkürzungen speziell auszeichnen kann. Bisher kam man mit diesem Zustand auch mehr oder weniger gut zurecht, Abkürzungen sind ja ohnehin per se schlechter Stil (das bemerken selbsternannte Sprachschützer seit ewigen Zeiten in periodischen Abständen), im Web herrscht nicht Speichermangel, also kann man auch ausschreiben und generell hat das Abkürzungsunwesen auf einschlägigen Seiten durch die Entdeckung dieser Elemente überhand genommen.
Ja, das ist mir schon vor längerer Zeit aufgefallen, als immer mehr die entsprechende Zugänglichkeitsrichtlinie beachteten und alle Nase lang triviale Abkürzungen mit abbr auszeichneten. Ich hatte damals eine Liste von häufigen Abkürzungen erstellt, welche in der Regel direkt ausgeschrieben werden sollten, anstatt als Abkürzung eine Barriere zu erzeugen, welche mit abbr eher schlecht als recht kompensiert wird:
<abbr title="beziehungsweise">bzw.</abbr> <abbr title="und so weiter">usw.</abbr> <abbr title="zum Beispiel">z.B.</abbr> <abbr title="beispielsweise">bspw.</abbr> <abbr title="das heißt">d.h.</abbr> <abbr title="oder ähnliches">o.ä.</abbr> <abbr title="unter Umständen">u.U.</abbr> <abbr title="in der Regel">i.d.R.</abbr> <abbr title="zur Zeit">z.Zt.</abbr> <abbr title="vergleiche">vgl.</abbr> <abbr title="gegebenenfalls">ggf.</abbr> <abbr title="diverse">div.</abbr> <abbr title="vermutlich">vmtl.</abbr> <abbr title="und dergleichen">udergl.</abbr> <abbr title="folgende">ff.</abbr> <abbr title="deutsch">dt.</abbr> <abbr title="englisch">engl.</abbr> <abbr title="Kilobyte">KB</abbr> <abbr title="Euro">EUR</abbr> <abbr title="inklusive">incl.</abbr> <abbr title="zirka">ca.</abbr> <abbr title="und andere">et al.</abbr> <abbr title="und andere">u.a.</abbr> <abbr title="et cetera">etc.</abbr> <abbr title="versus">vs.</abbr> <abbr title="das heißt">i.e.</abbr> <abbr title="zum Beispiel">e.g.</abbr>
Besser wäre es vielleicht sogar, ihre Existenz ganz zu verschweigen, sie animiert augenscheinlich zu erhöhtem Abkürzungseinsatz, als sinnvoll wäre.
Letzteres mag stimmen. Vor allem stört die Hervorhebung durch die Unterstreichung oder Kursivierung, wenn die Bedeutungen der Abkürzungen sowieso bekannt sind, da müsste man wieder Klassen vergeben, um triviale und neue Abkürzungen zu trennen. Aufgrund von unpassenden und kontraproduktiven Anwendung lässt sich aber nicht die Technik an sich verdammen.
Es gibt keinen sinnvollen Grund, Regelungen zu brechen, um unwichtige, zu schlechtem Schreibstil verführende Elemente in manchen Browser darstellen zu können.
Man kann nicht alle Arten von Abkürzungen über einen Kamm scheren und insgesamt als schlecht bezeichnen. Überhaupt halte ich nichts davon, hier pauschal urteilen zu wollen. Abkürzungen und entsprechende Möglichkeiten der Auszeichnung haben in vielen Fällen ihren Sinn und erleichtern die Lesbarkeit. Zu schlechterem Stil und »Abküfi« führen sie nur potenziell, nicht zwangsläufig. In meinem Artikel über position:fixed und Anker etwa kommt die Abkürzung »CSS« 58 Mal vor und ich sehe nicht ein, jedes Mal »Cascading Stylesheets« zu schreiben. Genauso unsinnig wäre aber die Auszeichnung aller 58 Vorkommnisse mit abbr und entsprechendem title-Attribut. Der Text setzt voraus, dass der Leser weiß, was HTML und was CSS bedeutet, er hat auch nicht den Anspruch, dies zu erklären. Wenn der Text allerdings einen Sachverhalt vermitteln wollen würde, bei dessen Schilderung neue Abkürzungen erfunden werden, welche als solche keine allgemeine Relevanz und Verbreitung haben, würde ich auch jede Abkürzung entsprechend auszeichnen, sodass die Bedeutung an jeder Stelle wieder ins Gedächtnis gerufen werden kann.
Regelungen an dafür sinnvollen Stellen zu brechen, wo es keine andre Möglichkeit gibt, darüber kann man reden,
Es bestehen gute Gründe, die Regelung der Trennung zwischen Akronymen und Abkürzungen in HTML für unsinnig und entsprechend hinfällig zu betrachten, die tatsächlich Umsetzung der Browser und Zusatzsoftware ist da sowieso eindeutig, es wird nicht unterschieden.
aber es besteht gar kein Bedarf, augenscheinlich falsch auszuzeichnen.
Du meinst, dass kein Bedarf bestehen darf oder sollte, das ändert aber nichts an der realen Situation.
In den Fällen, in denen ich den Einsatz von Abkürzungen und deren Auszeichnung für sinnvoll erachte, ist es mir gleichgültig, ob Puristen in ihrem ästhetischen Empfinden gestört werden, wenn diese Auszeichnung vor allem praktischen Wert hat und in der ätherischen Semantiksphäre weniger Sinn hat. Mein Kriterium ist, ob die logische Bedeutung des Markups angemessen vermittelt wird. Und ich sehe wie gesagt keinen Nachteil dieser in den Augen einiger Pedanten »falschen« Auszeichnung.
Das wäre ein Workaround und der ist mit aller Kraft zu vermeiden.
Schätzchen, Workarounds sind das wichtigste Werkzeugs eines Webautors.
autoerotischer Fetisch
Herzlichen Glückwunsch, Egg's Law ist erfüllt.
Sicherlich nicht. Jeder kann meinetwegen nach eigenem Gutdünken bis zum Exzess Markup-Hirnwichserei betreiben und sich der Welt und Umwelt voraus wähnen. Derjenige kann dann in der entsprechenden Liga der Alphageeks mitposen und sich heimelig fühlen, das ist ja schön, wenn jemand darin aufgeht. Das ist dann eben, wie ich schrieb, ein Fetisch, der als solcher seine Daseinsberechtigung hat, weil er demjenigen Befriedigung verschafft. Darüber hinaus und abgesehen davon erfüllt er aber wie gesagt keinen Zweck, tangiert niemanden und überschneidet sich in keinem Punkt mit dem Webauthoringdiskurs. Was mich hingegen stört, ist, dass denjenigen Autoren, die tatsächlich benutzbarere und zugänglichere Seiten schreiben, unterstellt wird, sie würden auch vor weiterem Markup»missbrauch« nicht »zurückschrecken«.