Stefan Muenz: Happy 5th Birthday, XML!

Liebe Forumer,

wer in diesen Tagen die Startseite des W3C besucht, wird mit dieser netten Grafik ueberrascht:

<img src="http://www.w3.org/2003/02/xmlcake-little.png" border="0" alt="">

5 Jahre wurde XML am 10. Februar alt. Nun habe ich hier selber einen 5-jaehrigen daheim und weiss, wie unvernuenftig und weitgehend verspielt diese Wesen oft noch sind. Wie seht ihr das eigentlich in Sachen XML? Ist XML bereits "erwachsen"? Wobei die Seite der Spezifikationen und die der Anwendungspraxis wahrscheinlich unterschiedliche Ergebnisse liefern.

Wir hatten ja neulich schon mal zwei interessante Diskussionen zum Thema XML, die ich hier noch mal verlinke:
http://forum.de.selfhtml.org/archiv/2003/1/36049/
http://forum.de.selfhtml.org/archiv/2003/1/36231/
Sicher wurde in den beiden Threads schon viel ueber XML gesagt. Aber vielleicht gibt die Geburtstagstorte, die da vom W3C angepriesen wird, doch noch mal Anlass, ein paar Fragen zu stellen wie:

  • hat XML tatsaechlich gehalten, was es versprochen hat?
  • wie wird XML in der Praxis tatsaechlich genutzt, und in welchem Umfang?
  • ist das Konzept von XML vereinbar mit Performanz bei der Datenverarbeitung?
  • wie ausgereift sind eigentlich heutige XML-Parser, z.B. was sehr grosse Datenbestaende betrifft?
  • wann ist XML besser, wann Datenbanken?
  • welche Vorteile bietet XHTML gegenueber HTML?
  • ist die Fuelle der Spezifikationen, die das W3C rund um XML herausgibt, eigentlich noch foerderlich, oder eher behindernd?
  • wie viel XML-Knowhow ist fuer normale Webworker wichtig?

Bleibt nur noch eine Frage:
wer blaest die Kerzen auf der Torte aus?

viele Gruesse
  Stefan Muenz

  1. Hallo Stefan,

    also ich persönlich habe sehr wenig Erfahrungen mit XML, ich habe lediglich mal etwas mit den Beispielen aus SELFHTML herumgespielt, und das war's auch schon. Mir fällt aber ganz spontan ein Freund ein, der (soweit ich weiß) recht erfolgreich mit XML arbeitet, und zwar in einem ganz anderen Gebiet als dem WWW. Folgendes:

    Sony stellt doch diese kleinen Roboterhunde her (mir fällt dessen Name jetzt nicht ein). Und ob man es glaubt oder nicht, gibt es tatsächlich ganz viele Gruppen auf der Welt, meist sind es Informatikstudenten aus allen Universitäten der Welt, die sich tatsächlich damit befassen, wie man die Hunde mittels Kameraaugen und selbst entwickelter Software dazu bringt, in einer Mannschaft von 3 oder 4 weiteren Hunden Fußball zu spielen. Das ganze nennt sich dann am Ende "Sony Legged Robot League".

    Grob gesagt, funktioniert das Ganze folgendermaßen: Um die Hunde zum Fußballspielen zu bekommen, werden quasi Zustände in den Hunden abgespeichert, in denen steht, wie sie wann zu reagieren haben. Und genau diese Daten sind im XML-Format gespeichert.

    Das Konzept scheint erfolgreich zu sein, immerhin hat diese Mannschaft bei der Weltmeisterschaft einen der vorderen Ränge erzielt.

    Für die, die mehr dazu erfahren wollen:

    http://robocup.informatik.tu-darmstadt.de/

    und

    unter http://www.google.de/search?q=sony+legged+robot+league findet man übrigens eine ganze Menge zu diesem Thema.

    Bleibt nur noch eine Frage:
    wer blaest die Kerzen auf der Torte aus?

    *erster* ;-)

    Grüße aus Darmstadt,
    Benjamin

  2. Moin Stefan, moin Forum!

    Am "Erfolg" von XML denke ich ist wenig zu ruetteln, wenn man sich anguckt, welchen Siegeszug es hinter sich hat: Angefangen bei diversen Schnittstellen-Definitionen (SAP usw.), Office-Dateiformate, Datenspeicherung wie hier im Forum, die Weblog-Szene und nicht zuletzt viele kommerzielle Systeme (often nur Firmenintern im Einsatz) sprechen fuer sich. Da ich selbst relativ wenig mit XML gearbeitet habe, kann ich nur sagen, dass mich die Fuelle der XML-verarbeitenden Applikationen fast erschlagen hat - von der Funktionalitaet hab ich eigentlich immer das gefunden, was ich gesucht hab. XML ist auch nicht mehr Nischenprodukt, wenn man sich anschaut, wie viele Leute das Wort schonmal gehoert haben und auch (z.B. in diesem Forum) danach Fragen. Das bringt mich zu meinem eigentlichen Anliegen:

    Ich stelle haeufig fest, dass XML eins dieser Buzzwords fuer die BWL-Fraktion ist, ohne die man nicht auskommt. XML ist kein Selbstzweck, wird aber gerne so angesehen - als Beispiel moechte ich ein Projekt erwaehnen, dass ich letztes Jahr im Praktikum mitbetreut habe: Ein Lagerverwaltungssystem mit mobiler Datenerfassung sollte entwickelt werden. Meine Firma uebernahm den Support und die serverseitige Applikation, die WindowsCE-Applikation auf dem Handheld wurde extern entwickelt. In den Spezifikationen fuer diese Applikation wurde festgelegt, Dass die Bewegungsablaeufe (Einlagern in Regal, Umfuellen etc.) in einer XML-Datei gespeichert werden sollten, so dass leicht neue Bewegungsarten definiert werden koennen. Das klingt eigentlich erstmal einleuchtend - Allerdings hatte dies mehrere (teils gravierende) Nachteile:

    • Auf dem Client musste ein vollwertiger XML-Parser zum Einsatz kommen, der daraus dann ein GUI gebaut hat - die Handhelds haben aber nicht gerade viel CPU-Leistung und Speicher...

    • Die Konfigurationsdatei wurde mit der Zeit immer komplizierter, da immer mehr Programmlogik (Vergleiche, Rechenoperationen und schlussendlich auch Schleifen) in diese XML-Datei eingebaut wurde. Wenn man das ganze in Visual C++ for CE komplett umgesetzt haette, waer die Applikation deutlich schlanker und fehlerunanfaelliger.

    • Die Grenze zwischen C++ und XML war fliessend (was eventuell auch Fehler der Entwickler waren) - In einer Maske wurden die DropDown-Felder per XML, dann wieder per C++ eingebaut etc.

    Was ich damit sagen moechte: XML hat sich bewaehrt und ist sicher den Kinderschuhen (trotz relativ jungem Alter) entwachsen. Aber XML ist wiederum nicht die eierlegende Wollmilchsau (denn das ist ja perl ;-) ), die manche Leute gerne darin sehen.

    Viele Gruesse,

    Einbecker

    --
    ... auch wenn ich eigentlich ja Dresdener bin...
    1. Hallo,

      • Die Konfigurationsdatei wurde mit der Zeit immer komplizierter, da immer mehr Programmlogik (Vergleiche, Rechenoperationen und schlussendlich auch Schleifen) in diese XML-Datei eingebaut wurde. Wenn man das ganze in Visual C++ for CE komplett umgesetzt haette, waer die Applikation deutlich schlanker und fehlerunanfaelliger.

      Dazu passt ein Artikel im aktuellen XML & Web Services Magazin 2.03, S. 17-20: "Vorsicht ansteckend! - Über den Missbrauch von XML in der Softwareentwicklung", siehe auch: http://www.xmlmagazin.de/itr/online_artikel/show.php3?id=298&nodeid=69.

      MfG, Thomas

      1. hallo beisammen, wer mit xml arbeitet, so denke ich , wird entweder zum grossstadtparanoiker oder erfährt buddhistische ruhe auch wenn nix mehr klappt...

        wegen der performance auf handhelds .. mit einem eigenen parser
        kann man die tag-zahl eingrenzen und die programmlogik...dies versuchen wir zur zeit ...aber wenn z.b in lauter b-tags daten für eine datenbank übergeben werden.. wie greift man darauf zu auf der server-seite... z.b. steht im ersten b-tag die spalte also das db-field im vielleicht 5. das das nächste field und zwischendrin die datenreihen.. aber erst im 20 b-tag das nächste field... und so weiter und sofort.. und  darüber hinaus leben die DOM's hoch ;)
        und die oft nichtsbringende doku dazu...drum habe ich mich in diesem fall für buddhistische ruhe entschieden... es nicht so schwer ui nehmen und mich sogar auf die uni zu freuen .... gruss aus bayern