molily: Bugs und Hacks

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Hallo Orlando,

[...] Der MSIE interpretiert abbr- beziehungweise acronym-Elemente nicht; um Abkürzungen ein title-Element zu verpassen, muss man Konstrukte wie <abbr><span title="World Wide Web Consortium">W3C</span></abbr> einsetzen. Den Großteil der Zeit verbringt man ausschließlich mit solchen Workarounds.

Muss ich ein Layout so umsetzen,

  • dass Lynx Elemente positioniert? Nein, weil die Seite trotzdem funktionieren wird.

Ich sehe keinen Zusammenhang zwischen dieser rhetorischen Frage und meinen Ausführungen. In einem anderen Thread habe ich von der Verdeutlichung von Beziehungen durch das Nebeneinanderstellen von Einheiten geschrieben, angesichts dessen kannst nicht behauptet werden, dass die Positionierung für die Wirkung und die dadurch erzielte Bedeutung irrelevant ist.

  • dass Netscape 4 das gleiche Ergebnis zeigt, wie moderne Browser? Nein, weil... (s. oben).

Die Wirkung der Seite wird unter Umstände massiv leiden, je nachdem, mit welchem Mitteln bzw. über welche Faktoren sie »funktioniert«, was Hintergründe und Ziele sind. Pauschal lässt sich dazu gar nichts sagen; sonst könntest du auch behaupten, dass die Grundfunktionalität des Fernsehens auch gegeben sei, wenn man den Ton nicht hören könne, schließlich sähe man das Bild, worauf generell das Hauptaugenmerk läge.

  • dass <abbr> im M$IE das gleiche Ergebnis zeigt, wie in modernen Browsern? Nein, weil... (s. oben).

Nein - das abbr-Element hat im genannten Kontext definitiv mit »funktionieren« zu tun, denn dessen title-Attribut enthält mitunter wichtige Informationen, ansonsten würde ich einerseits keine Abkürzung verwenden, sofern sie nicht von zentralem Wert wäre, und andererseits kein abbr-Element verwenden.

Strukturelles/semantisches Markup zugunsten von Zugänglichkeit ist sinnlos, wenn es nicht kommuniziert wird. Es geht darum, die Abkürzung mit einem title-Attribut auszuzeichnen, und wenn der MSIE das abbr-Element nicht versteht, ist das im Grunde genommen nicht ausschlaggebend, um ihn zu ignorieren, da ein zusätzliches span-Element denselben Zweck erfüllt. Da die Mehrheit den MSIE verwendet, ist die straighte Auszeichnung in diesem Punkt solange ohne große Wirkung, bis sie auch den MSIE-Nutzern einen Vorteil bringt.
Sofern der Aufwand der Umgehungslösung tolerabel ist, werde ich ihn anwenden, wenn ich dadurch die Zugänglichkeit der Seite signifikant erhöhen kann.

Ich bin selbstverständlich ein Befürworter korrekten Markups, aber muss ich tatsächlich alles, was gute Browser beherrschen in weniger guten bis sehr schlechten Browsern mit Gewalt *nachbilden*?

Mir ging es in dem Beispiel nur um abbr/acronym. Dem Benutzer bringt das bis auf der kleinstmöglichen Ebene angereicherte Markup überhaupt nichts, wenn er davon kein bisschen profitiert. Ich kann nicht guten Gewissens mit dem Bewusstsein, dass die eingebauten Zugänglichkeitsfunktionen sowieso niemandem helfen, meine Seiten WCAG-konform nennen.

Beispielsweise bei CSS-Layout ist es zwanghaft notwendig, zahlreiche Hacks zum browserspezifischen Verstecken und Zuordnen von Styles anzuwenden, weil sonst die grundlegende Darstellung vermurkst wird.

Verstecken ist manchmal notwendig, um die Funktionalität zu gewährleisten, die Fehler der Browser auszubessern ist es dagegen nicht.

Unsere Definitionen von »Funktionalität« divergieren, diese Diskussion hatten wir schon öfters. Selbst wenn wir das selbe meinten, wäre »Funktionalität« dennoch ein unpassender Begriff. Welche Funktion eine Webseite verfolgt und wie sie diese erfüllt, ist schlichtweg eine auf der jeweiligen Situation basierende Entscheidung.  Gemäß dem Beispiel funktioniert eine Seite, falls der Text trotz eventuellen Stolperstellen wie Abkürzungen et cetera kommuniziert(»herübergebracht«) wird. Sofern ich dem Browserfehler in diesem Punkt nicht begegne, kann die Erfüllung dieser Funktion beziehungsweise dieser Absicht je nach Fall stark in Mitleidenschaft gezogen werden. Ergo: Die Funktionalität ist nicht gewährleistet.

Die Essenz einer Antwort auf die Frage eines $BROWSER-Benutzers, warum die Seite im Bezug auf $FEATURE »nicht funktioniert« (sic!), kann im Grunde nicht anders als folgendermaßen lauten: »Du bist selbst Schuld, dass du einen (alten|standardinkompatiblen|...) Browser benutzt. Ich weiß zwar, wie ich dem vergleichsweise einfach begegnen könnte, will es aber nicht«, selbst wenn die Ausdrucksweise blumiger wäre (Arbeitsaufwand et cetera). Ich erachte es auch weiterhin für die sogenannte Funktionalität einer Seite von Fall zu Fall für wichtig, dass ein Autor solchen Browserproblemen weitsichtig begegnet. Komisch nur, dass ständig davon geredet wird, den Besuchern die größtmögliche technische Funktionalität zu bieten (siehe Ursprungsdiskussion) und dass es grundsätzlich nötig ist, den Browserunzulänglichkeiten nicht diskriminierend zu begegnen. Ich verstehe nicht, wieso du dich gerade am genannten simplen Workaround störst.

Grüße,
Mathias

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»Menschen sind faule Bruten« - glowhead