HiMi,
Text als solcher muß nämlich nicht "ausgezeichnet" werden, sondern er wird als "Inhalt" o.a. Elementen "zugewiesen" - oder auch nicht.
Verstehe ich nicht. So wie ich HTML verwende, habe ich einen Text vorliegen, den ich für das Web geschrieben habe oder nachträglich ins Weg bringen möchte, vielleicht noch ergänzt durch Bildunterschriften oder Anmerkungen, und "bastle" meine HTML-Tags drumherum, zeichne also die Überschrift als solche aus, eine Liste, eine Tabelle und so weiter. Was genau meinst du mit "Inhalt Elementen zuweisen" oder mit folgender Aussage?
In der Vor-Computer-Ära sahen Artikel mit redaktioneller Auszeichnungen schreibmaschinengetippt in etwa so aus:
((Überschrift:)) King Kong ausgebrochen!
((Untertitel:)) Mutter des Vermißten fiel im Schock vom Eukalyptus
((Abstract:)) Seattle, USA: Das erst zwei Wochen alte Koala Baby "King Kong", das erste, das im Zoo von Seattle je geboren wurde, nutzte einen unbeobachteten Moment, als Wärter George W. Kush frische Eukalyptusblätter ins Koala-Gehege brachte, um auszubüxen. Seither ist "King Kong" spurlos verschwunden. Die Polizei in Seattle ist ratlos, ihre Spürhunde machtlos: sie vertragen den Eukalyptusgeruch nicht.
((Fließtext:))
Irgendeintext und noch mehr Text und nochmehr...
((Zwischentitel:)) King Kong ist ein süßer "Teddy"
Undweiterimtext: Koalas gelten als die eigentlichen Stammväter der sogenannten "Teddy-Bären", die nach dem amerikanischen Präsidenten Theodore Roosevelt benannt wurden. Undnochmehrtext undsoweiterundsofortblablabla
((Zwischentitel:)) Hundenasen sind empfindlich
Und nochmehrtextsolangebisdas vorgegebene Limit von Zeichen und Zeilen erreicht ist.
((Kürzel:)) -htv-
Auszeichnungssprachen wie SGML machten diese noch für Menschenaugen (die des "Herstellers") gedachte und noch nicht standardisierte Auszeichnungssprache "maschinengerecht".
Bei professioneller Textarbeit mache ich mir zuerst Gedanken über die Elemente, die ich verwenden werde bzw. zu verwenden habe. Sie haben in der Regel Limitierungen, beispielsweise "Überschrift maximal 35 Zeichen" oder "Fließtext 300 Zeilen à 60 Anschläge". Auch Absätze haben Limitierungen wie "mindestens 8, maximal 15 Zeilen à 60 Anschläge".
Der Grund: der Text ist so ziemlich das Letzte, was ankommt. Meist steht das Basis-Layout schon vor dem Thema fest, die Anzeigenplätze sind zugewiesen, mit seiner Zugehörigkeit zu einer bestimmten Rubrik bzw. Artikelgruppe sind die grundlegenden Eigenschaften aller Elemente bereits festgelegt, bevor der Text "hineinproduziert" wird.
Die formalen Beschränkungen haben ihren Grund in der optimalen Ausnutzung der Rezeptionsfähigkeit des Lesers. Da gibt es Unterschiede. Der BILD-Leser braucht eine 100-Punkt-Überschrift mit maximal 15 Buchstaben, weil alles andere seinen Aufmerksamkeitspuffer überladen würde, der Fließtext darf maximal 10 Zeilen à 40 Zeichen haben, weil er sonst einschläft. Einem SPIEGEL-Leser kann man da mehr zumuten: die Überschriften sind entsprechend kleiner und ein üblicher Artikel besteht aus sehr viel mehr Elementen.
Die durchgängige Elementenzuordnung und -gestaltung hilft dem Leser (Rezipienten) bei der Orientierung und erleichtert ihm die Informationsaufnahme. Aus neurophysiologischen Gründen haben alle 'Blöcke' bestimmte Maxima. Es ist kein Zufall, daß die Zeilenlängen von Tageszeitungen selten mehr als 45 Anschläge haben. Dieser kleinste "Block" nach dem "Wort" ist ein Durchschnittswert, der wenige Leser überfordert. Sie können eine solche Zeile 'en bloc' rezipieren und brauchen sie nicht unbedingt Wort für Wort durchzulesen. Bei etwa 60 Zeichen ist auch beim Gebildeten Oberkante: wenn das Gehirn keine Blöcke bekommt, macht es sich welche. d.h. eine Zeile von 90 Zeichen ist mühsamer zu lesen als zwei Zeilen mit 60 Zeichen, obwohl da immerhin ein Viertel mehr drin steht.
Das setzt sich immer weiter fort. Und wenn Du Deine HTML-Texte wie beschrieben herstellst, ist das aus professioneller Warte strenggenommen falsch. Du müßtest Dir *vor* dem Schreiben überlegen, welche Elemente du verwenden willst, wie sie formatiert, definiert und dimensioniert sein sollen, um Deine Zielgruppe optimal ansprechen zu können. Diese formalen Vorgaben haben nämlich letztlich Einfluß nicht nur auf die Text-Ausgestaltung, sondern auch auf Art und Stil des Inhalts.
Es gibt nichts, was man nicht auch kürzer sagen könnte.
Der "Inhalt" ist aber eben nicht das auszuzeichnende Element.
...sondern das, was am Schluß reinkommt.
Gruß,
MI
servus,
T.