Hallo Heiner,
Konsequent finde ich, dass man jedem Element ein Endtag hinzufügen muss bzw.
ein / setzen muss, dass man alles kleinschreiben muss und Attributwerte in
Anführungszeichen setzen muss.
All diese von Dir beschriebenen Dinge in HTML sind innerhalb von des
Universums von HTML konsequent, würde ich sagen. Schließlich definiert
der Standard es so.
Das empfinde ich als fortschrittlich und für mich ist es ästhetischer, wenn
man nicht zwischen img und IMg hin- und herspringen darf.
Ob eine strengere, eigentlich nur andere, Syntax als fortschrittlich zu
bezeichnen ist, naja.
Aber bei dem Ästhetik-Urteil muß ich Dir recht geben. Jetzt nur noch
Richtlinien zur Formatierung des Quellcodes wie z.B. in Python und wir
haben ästhetischen Quellcode, keine »Tag Soup« mehr. Es muß nur jemand all
den Programmierern beibringen, deren Scripte auch (X)HTML auspucken. ;-)
Aber was ich eigentlich sagen wollte: Du sagst hier sehr genau »Ich
empfinde...«, also ein subjektives Werturteil, kein objektivierbares.
Weswegen man dann meiner Meinung nach nicht Pauschalitäten wie
»konsequenter« ohne Begründung raushauen sollte.
xhtml 1.0 stellt für mich die Weichen für saubereres html.
Für mich nicht. Es ist nur eine Reformulierung von HTML 4.01 in XML.
Als »sauber« bezeichne ich hier weniger die gefühlte Ästhetik des
Quellcodes, sondern die richtige Nutzung des Quellcodes. Die Semantik.
Das, was man nicht mit automatisierten Maschinchen, wie z.B. dem
Validator erfassen kann. Unästhetischen Quellcode kann man ja
automatisiert bereinigen lassen, z.B. von HTML Tidy. Bei Semantik muß
der Mensch selber denken und arbeiten. Und wenn man das sieht, dann
sind auch Werturteile wie »Du schreibst sauberern Quellcode.«
gerechtfertigt.
...
Es gibt noch eine Möglichkeit, wie man Konsequenz verschiedener HTML
Standards beurteilen kann: anhand der Konsequenz der Umsetzung eines
gedachten semantischen Auszeichnungs-Ideals, also inwieweit die
technische Spezifikation die Utopien der Ersteller umsetzt. Sowas, denke
ich, ist nicht wirklich meßbar, aber man kann schon die verschiedenen
Standards einteilen:
HTML 3.2 war der Griff in die Klokiste, inkonsequent, weil man den
Browserherstellern hinterherhechelte.
HTML 4.01 bzw. XHTML 1.0 ist dann der Versuch, dieses zu bereinigen,
ist aber noch inkonsequent, da ein paar Elemente nur als deprecated
markiert sind, aber immer noch benutzbar, etwas, daß den Mißbrauch
fördert.
Die Modularisierung von HTML und darauf aufbauend XHTML 1.1 sind zumindest
etwas konsequenter, indem sie »inkonsequente« Elemente identifiziert, sie
in eigene Module verfrachtet und dort weiterhin als veraltet kennzeichnet,
diese Elemente bleiben aber inkonsequenterweise immer noch vorhanden.
ISO-HTML standardisiert da etwas rigoroser, mehr an einem Dokumentenideal
orientiert, man könnte es also als konsequent in der Gedankenwelt seiner
Erschaffer bezeichnen.
XHTML 2.0 weiß noch nicht ganz, was es will. Man könnte es als konsequenteren,
nicht abwärtskompatiblen Versuch bezeichnen, aber solange es noch in der
Entwicklung ist, kann man noch kein wirkliches Urteil fällen.
Und all das schützt nicht vor Mißbrauch. Konsequenz braucht nicht nur
einen wie auch immer konsequenten Standard, sondern auch Autoren, die
sich konsequent an den Intentionen dieses Standard halten. Etwas, das
in der Realität problembehaftet sein kann, wie wir wissen.
...
Eigentlich wollte ich Dir nur ein paar Zeilen Text als Antwort schreiben.
Daß es dann doch so viel geworden ist, zeigt, daß das Thema Konsequenz
mehr Fragen aufwirft, als es mit dem antwortenden Drüberbügeln mit diesem
Wort bereinigen soll. Weswegen ich auch manchmal dabei aufschreie, wie
jetzt. ;-)
Tim
Und ich schreibe die nächsten Wochen nicht, nicht, nicht dieses vermaledeite
Wort »Konsequenz« in all seinen Variationen. Das hier reicht schon fast für
eine Lebenzeit aus. Istjaschlimm!