Hej,
ich möchte nicht das wir uns falsch verstehen. Auch ich finde es auch ziemlich dumm dieses Angebot abzulehnen und es zeigt, dass der Anonyme die Arbeitsmarktsituation falsch einschätzt.
Auch das. Ja. Er hat insofern Glück, als es bisher nicht zu den üblichen Bewerbungsunterlagen gehört, nachzuweisen, welche Angebote man bisher weshalb ausgeschlagen hat. Wäre ein solcher Nachweis gesetzlich vorgeschrieben, würde er nach einer solchen Ablehnung sofort in der Sozialhilfe landen und ein Jahrzehnt lang vergeblich Bewerbungen schreiben.
Aber Deine Argumentaton führt sehr stark in die Richtung, dass derjenige aktiv bestraft werden soll, der ein solches Angebot ablehnt, und das - was ich nicht verstehe - weit über die Strafe, die die Ablehnung mit sich bringt hinaus!
Sie haben zu einem großen Teil bereits etwas geleistet und ziemlich genau abzuschätzen gelernt, was zu leisten ist, um ein solches Jahreseinkommen zu erzielen. Mir ist kein einziger aus dieser Armee bekannt, der einen Job mit 30000 Euro p.a. ablehnen würde.
Was hat das mit dem Anonymen zu tun? Ich denke jemand, der noch am studieren ist steckt noch in einer anderen Situation als ein Langzeitarbeitsloser. Die Gefahr, dass der Anonyme sich gerade mit seinen verschobenen Vorstellungen in die Arbeitslosigkeit manövriert ist evident gegeben. Aber er steckt auch noch in einer etwas anderen Situation Ansprüche stellen zu dürfen.
Ich würde empfehlen wollen (um das etwas genauer auszudrücken), daß jeder, der so ein Angebot mal einfach so wegen seiner höheren Ansprüche ablehnt, zwangsweise gegen einen Arbeitslosen bzw. Sozialhilfeempfänger mit gleicher Qualifikation ausgetauscht wird - die gibts schließlich, sie sind bloß ein bißchen älter.
Verstehe ich nicht 'wo es das geben soll', verstehe ich auch nicht warum.
Das ist überhaupt eine Idee: da ich ja CDU-Mitglied bin (was ich allerdings häufig vergesse), kann ich noch bis 11 Uhr einen Antrag für den Parteitag einreichen, der genau das beinhaltet ...
Dieser Antrag wird wohl keine Mehrheit in der CDU erreichen. Schon gar nicht weil er von irgendeinem gesellschaftlichem, politischem oder wirtschaftlichen Interesse getragen ist. Niemand, außer dem Langzeitarbeitslosen hättes etwas von einem solchen Antrag. Warum soll der jetzt für die Dummheit des Anonymen begünstigt werden? Ist er besser qualifiziert? Ist er moralisch auf einem höheren Niveau?
Was sind denn "Grundkosten", die jemand mit 10000 Euro p.a. nicht decken könnte?
Diese Frage ist irrelevant. Ich weiß nicht ob Du uns gerade Deine Utopie schildern möchtest, aber sie zeichnet sich für mich so: Eine Welt in der alle Menschen mit 10 k€/a glücklich und zufrieden sind und mit dem Fahrrad im Berliner Umland Urlaub machen.
Ich bewundere Menschen, die sich mit so wenig Materiellem zufrieden geben können. Aber wenn ich später mal arbeiten werde, dann möchte ich da etwas leisten und für diese Leistung möchte ich Anerkennung gewinnen um wiederum gerne und nochmal mehr leisten zu wollen, um wiederrum u.a. Arbeitsplätze zu schaffen. Muss ich ein schlechtes Gewissen haben ein branchenübliches Einstiegsgehalt von 45 k€ anzunehmen? Muss ich ein schlechtes Gewissen haben lieber als im Berliner Umland Fahrrad zu fahren etwas von der Welt sehen zu wollen?
Es ist ein absolut ungerechtfertigter Snobismus, der zur Ablehnung eines derart lukrativen Angebotes führt.
Nein ist es nicht. Ein Berufsanfänger darf sich nicht am worst case orientieren, ob wenn er ihn nie aus den Augen verlieren sollte, sondern an dem was er kann und was üblich ist. Dem Anonymen Snobismus zu unterstellen, weil er eine Fehleinschätzung vornimmt finde ich bösartig!
Entschuldige, wenn das alles vielleicht etwas drastisch klingen mag. Aber: würde mir mein Sohn [...]
Aber das ist doch eine ganz andere Situation. Hier hast Du ja ein Interesse deinen Sohn zum einen zu helfen, zum anderen vor einem Fehler zu bewahren. Welche 'serverseitige Technik' (Erziehungsmaßnahme) Du dazu einsetzt ist gänzlich dir überlassen. Es ist aber nicht Deine Aufgabe den Anonymen zu erziehen, weil das nicht in deinem Interesseraum liegt.
Mir ist aufgefallen, dass sich hier einige mit der Aussage gemeldet haben 'ich lebe seit sehr langem mit viel weniger'. Es fällt mir schwer zu glauben, aber in dem Moment wo dann dem Anonymen der Vorwurf des Snobismus gemacht wird, erzeugt ihr bei mir den Eindruck der Missgunst. Ich finde es bedauerlich, wenn Menschen in, an ihrer Qualifikation gemessen, unangemessenen Lebensumständen arretieren. Aber es ist nicht die Aufgabe der Absolventen diese Umstände auszugleichen, indem sie freiwillig auf Anerkennung verzichten, oder zumindest nicht danach streben.
Beste Grüße
Biesterfeld
Selfcode:
fo:| br:> n4:? ie:{ mo:} va:} de:] zu:| fl:| ss:| ls:]