Sven Rautenberg: Mithilfe zu SPAM und Datenschutzverletzungen?

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Moin!

Das Thema Empfängerliste:
Vom Marketing wurde/wird gefordert, dass die Newsletter-Empfängerliste von Anfang an mit den Adressen aus dem Kundenstamm der jeweiligen Firma gefüllt werden. Es ist also nicht so, dass die Empfänger sich anmelden müssen, sondern unaufgefodert den Newsletter bekommen werden. Während die Entwickler hier sofort Spam wittern, argumentiert das Marketing dass die Adressen ja nicht von "irgendwo her" kommen, sondern dass es E-Mail Adressen von bestehenden Kunden seien. So ist die Annahme naheliegend, dass alle diese Kunden den Newsletter empfangen wollen. Der Newsletter sei ja ohnehin keine Werbung, sondern reine "Information". Selbstverständlich haben die Kunden die Möglichkeit den Newsletter abzubestellen (über einen Link im Newsletter). So importieren die Entwickler also Gestern und Heute Listen von Adressen in die Newsletter-Adressliste.

Ich kriege für mein Empfinden ausreichend Mails, die ich persönlich - ohne jegliche rechtliche Definition - als SPAM klassifiziere, in denen behauptet wird, ich hätte mich irgendwo eingetragen und deshalb dem Versand der SPAM-Mail zugestimmt, weil ... bestehende Kundenbeziehung ... blahblah ... Klick hier zum Abmelden ...schwallschwallgummiball...

Interessiert mich alles nicht die Bohne. Denn Regel Nummer 1: Wenn ich Newsletter-Post von jemandem haben will, dann melde ich mich in vollem Bewußtsein bei demjenigen an. Kriege dann postwendend eine Bestätigungs-/Kontrollmail und handle entsprechend der angegebenen Anweisungen (also Mail zurückschicken oder enthaltenen Link anklicken) - und damit weiß der Versender eindeutig: 1. Die Mailadresse existiert. 2. Der Leser dieser Mailadresse hat den Newsletter wohl offensichtlich bestellt, denn sonst hätte er nicht reagiert.

Regel Nummer 2 beim Kampf gegen SPAM: NIEMALS, wirklich unter gar keinen Umständen, irgendeinen Link zum "Newsletter abbestellen" klicken.

Mit anderen Worten: Eure Marketingabteilung ist gerade dabei, es sich möglicherweise mit allen existierenden Kunden zu verscherzen. SPAM ist kein Thema, was man auf die leichte Schulter nehmen darf. Der verantwortungsbewußte Mailversand gehört (bzw. sollte) zu der allerobersten Maxime, die ein Unternehmen befolgen muß.

Und das bedeutet: Niemals einem Mailempfänger ohne seine Zustimmung eine Mail zusenden.

Wenn das Marketing jetzt plötzlich auf den Gedanken gekommen ist, dass Mail-Newsletter ein tolles Instrument sind: Gut. Ab jetzt anwenden und eine Möglichkeit zum Anmelden auf die Website packen. Und meinetwegen auch den Hinweis als Signatur in alle aus anderen Gründen rausgehenden Mails tun (auch wenn das irgendwann sicher nervig wird für den Empfänger).

Das Thema Klick-Nachverfolgung:
Natürlich liegt es nahe ein Statistik über das Öffenen und anklicken von Links im Newsletter zu führen. Damit gibt man sich aber im Marketing nicht zufrieden. Es sollen Listen verfügbar sein, aus denen hervorgeht welcher Empfänger welchen Link angeklickt hat. So können die im Verkauf gezielt diejenigen Empfänger nochmals angehen, die auf das jeweilige Thema/Link geklickt haben.

Sofern du dich mit dem oberen Problem nicht durchsetzen kannst, würde ich dann dieses Feature ganz sicher einbauen. Dann kriegt der Marketing-Heini wenigstens detailliert mit, wieviele Kunden sich sofort beim Newsletter abmelden, weil sie den nicht wollen, und wie wenig Kunden den Newsletter so spannend finden, dass sie eure Webseite besuchen.

Für mich persönlich gilt: Ich klicke niemals Links an, die erkennbar eine persönlich generierte ID besitzen, damit der Versanderfolg kontrolliert werden kann. Ist Regel Nummer 3 für ein möglichst spamfreies Leben. :)

PS: Wie unterschiedlich sind eingentlich die Rechtssituationen im deutschsprachigen Raum (Deutschland, Schweiz, Österreich)? Gelten da unterschiedliche Regelungen? Wenn nun DE eine Regelung hat und z.B. ein Spam E-Mail aus USA oder sonstwo bekommt, welches Recht gilt?

Das Problem beim grenzüberschreitenden Versand ist, dass man den Spammer im eigenen Land kaum wird fassen können, und in seinem eigenen Land kriegt man ihn vermutlich nur mit einem riesigen Aufwand, so dass man die Sache auf sich beruhen läßt.

Gegen sowas helfen in der Regel nur Spamfilter. Wie die c't gerade bewiesen hat, arbeiten Spammer und Viren-/Trojanerschreiber zusammen. Die Trojaner installieren auf allen möglichen Rechnern die Möglichkeit, ferngesteuert aktiv zu werden und Spams zu versenden, und die Spammer zahlen dafür. Ergo: Mails, die ein Mailserver von einem Dialup-Host empfängt, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit Spam.

1&1 betreibt beispielsweise eine eigene Blacklist für Dialup-Hosts, und schreibt in den Mailheader einen entsprechenden Verweis rein, wenn so eine Situation vorliegt. Für meinen Spamfilter dürfte das ein relevantes Schlüsselwort sein.

- Sven Rautenberg

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"Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!" (Immanuel Kant)