Sven Rautenberg: Versionszählung

Beitrag lesen

Moin!

neuere Versionen haben höhere Nummern als ältere.

Aus dieser Kernaussage solltest du glatt einen RFC machen! ;-)

Mehr kann man in der Tat nicht über Versionsnummern aussagen.

Ich bin auch ziemlich sicher, dass viele OpenSource-Projekte sich selber ein Bein stellen, weil sie viel zu lange mit 0.irgendwas-Nummern auftreten (wie soll jemand, der gewohnt ist, mit MS IE 6.0 zu arbeiten, einen Firefox "0.9.2" ernst nehmen?).

Diese Nullnummern entstehen ganz einfach durch den Zweckpessimismus der Entwickler von Open Source Software - ganz im Gegensatz zum Hurraoptimimus der Entwickler bzw. genauer der Marketingabteilungen kommerzieller Software, bei denen eine faktische Doppelnull-Alpha-Version schon als "1.0" und die darauf folgende Null-BuggyBeta als "1.5" verkauft wird.

Ausserdem sollte mal festgelegt werden, wo die Grenze zwischen "Version" und "Built" ist. Diese Versionsnummern mit zwei, manchmal sogar drei Punkten dazwischen finde ich persoenlich arg gewoehnungsbeduerftig, und man hat staendig das Gefuehl, nicht die aktuellste Version zu haben, weil alle paar Tage eine neue Version mit neuer Endnummer heraus kommt.

Wenn das mit den Versionen so einfach wäre...

Grundlage fast jeden Softwareprodukts sind mehrere Quelltextdateien, welche in einer Versionsverwaltung stecken, welche je Datei einzeln Versionsnummern vergeben kann. Insofern ist das erstellte Produkt dann ein Mischmasch aus diversen Versionen der Quelltexte und kriegt seinerseits wieder eine (teils gewollte, teils logisch hochgezählte) Versionsnummer.

Und wenn man, wie beispielsweise bei Windows, ein komplexeres System aus diversen Subsystemen zusammensetzt, dann ist hinsichtlich der Versionsnummer wohl tatsächlich Wunschkonzert angesagt.

Aber ein RFC, in dem mal drin steht: "du darfst nicht mehr als einen Punkt in deiner Versionsnummer verwenden, musst dich, wenn dein Produkt offensichtlich praxistauglich ist, sofort zu einer 1 vor dem ersten Punkt durchringen, du darfst keine Versionsnummern ueberspringen (MS Word bekommt daher 4 Versionsnummern abgezogen), und wenn du mehr als 33,3% des Aufwandes, der in der letzten Version steckte, fuer die neueste aufgewendet hast, muss diese als neue Vollversion deklariert werden - oder so aehnlich. Jedenfalls irgendwas, durch das mal etwas mehr Vergleichbarkeit entstehen wuerde.

Es gibt ja so viele Zählschemata.

PHP nutzt drei Stellen, und zusätzlich noch die Kennzeichnung alpha, beta und RC (release candidate), jeweils wieder durchnumeriert. Da gibts also z.B. "4.3.8" und "5.0.0 RC2" (und außerdem eine Funktion, die Versionsnummern auf "größer/kleiner" vergleichen kann).

Der Linux-Kernel nutzt auch dreistellige Versionsnummer, allerdings ist hierbei die zusätzliche Bedingung, dass die zweite Stelle anzeigt, ob es sich um einen Entwicklerkernel, an dem neue Features ausgetestet werden, handelt (ungerade Nummer), oder um einen Produktivkernel für den breiten Einsatz in den Systemen (gerade Nummer).

Opera hat im Prinzip auch drei Stellen, aber der zweite Punkt wird weggelassen. So gibt es denn also einen Opera 7.23, aber der Opera 7.5 ist aktueller, und Opera 7.05 ist ganz alt, aber mit 7.5 keinesfalls identisch.

Die Marketing-Versionsnummern diverser Software hingegen sind reines Wunschdenken und symbolisieren bestenfalls nur noch die Tatsache, dass es sich um ein kleineres Update oder um einen größeren Umbau der Software handelt - wobei letzteres zugunsten der eigenen Kasse gerne mal angenommen wird. Die Idee von Microsoft, die Versionsnummern zugunsten von Jahreszahlen komplett in den Hintergrund zu drängen, verwirrt noch zusätzlich, wenngleich man so recht leicht ablesen kann, dass das ach so beliebte Windows 95 jetzt auch schon neun Jahre alt ist und vielleicht doch mal durch ein Update ersetzt werden sollte. Am besten ein Update auf Linux ;).

- Sven Rautenberg