Hi Webblob,
was ist denn eigentlich 'standard'? Ist es das, was das W3C erarbeitet und als Standard definiert,
ja.
oder ist es vielleicht das, was prozentual gesehen, die meisten Benutzerprogramme (Browser) unterstützen?
nein, das nennt man dann Standart ;-)
Denn was nützt denn ein (theoretischer) Standard, wenn er in der Praxis kaum unterstützt wird?
Die Elite als "kaum" zu bezeichnen ist möglich, ob es allerdings sinnvoll ist, sei dahingestellt. Abgesehen davon wird CSS in Summe relativ gut unterstützt. Probleme bereiten nur "ambitionierte" Stylsheets.
Ist der aktuelle Standard also die Schnittmenge von den beiden vorgenannten Punkten?
Nein. Die Standards definieren das Soll.
Kommen wir mal zu den Benutzerprogrammen, die die Standards des W3C's umsetzen sollen (sollten?, müssten?). Bezeichnend finde ich (u.a.), dass es da ein Konsortium gibt, welches irgendwelche Standards festlegt, es aber gleichzeitig nicht schafft, ein Benutzerprogramm zu entwickeln & zu veröffentlichen, was in der Lage ist, diese Standards alle konform gemäß umzusetzen.
Wozu sollte "das W3C" (das sich aus den unterschiedlichsten Unternehmen zusammensetzt) aus deiner Sicht einen Browser programmieren? Abgesehen davon gibt es Amaya (http://www.w3.org/Amaya/) und speziell bei CSS treiben Programmierer von Browsern die Entwicklung voran.
Und was machen die anderen (mehr oder weniger bekannten) Browserhersteller? Von Microsoft, dem nach wie vor unbestrittenem Marktführer (mag man davon halten was man will - anderes Thema) gibt es seit fast drei Jahren (was in der IT Zeitrechnung eine halbe Ewigkeit darstellt) keinen neuen Browser mehr.
Wozu? Der M$IE ist nach meinen Maßstäben grottenschlecht und hat dennoch eine Verbreitung von über 90% geschafft.
Andere Firmen haben die Entwicklung selber ganz aufgegeben und ihre Sourcecodes freigegeben, so dass sich jetzt jeder daran versuchen kann. Einerseits sicherlich gut, da es die Entwicklung vorantreibt. Andererseits bringen alle 4 Wochen neue Versionen mit den unterschiedlichsten Bugs behaftet wirklich einen Fortschritt?
Previews, Betas und Nightly Builds sind nicht für Endkunden vorgesehen, sondern für Entwickler und Unterstützer.
Und was ist mit der Verbreitung der Browser? Wenn man nach (verbreiteter?) Meinung heute noch 'Rücksicht' auf 6 Jahre alte Browser nehmen soll, weil diese immer noch von etlichen Leuten genutzt werden, ja wann soll denn dann bitte jemals alleine nur der CSS 2 Standard wirklich Standard sein?
HTML funktioniert auch ohne CSS. Es gilt lediglich, CSS so einzusetzen, dass niemand darunter leidet.
Aus den Erfahrungen der Vergangenheit her betrachtet ist es sicherlich von Vorteil für die Browserentwicklung, wenn es erst einen 'einheitlichen' Standard gibt, an dem sich die Entwickler orientieren können, als wenn die Entwickler Eigenschaften entwickeln, die nachher nicht zum Standard gehören oder ihn falsch interpretieren.
Nein, es wurden und werden proprietäre Eigenschaften zum Standard.
Und CSS selber? IMHO hat das W3C uns ein Kuckucksei in's Nest gelegt, an dem wir (u.a. aus o.g. Gründen) noch Jahre zu knabbern haben werden.
Inwiefern? Weil man auch mit alten Browsern testen muss, um niemanden auszuschließen?
Nicht falsch verstehen - nichts gegen CSS an sich (ganz im Gegenteil, s. SelfCode), nur gegen das W3C und seine Standards, denn die bis heute andauernde Misere fing doch mit dem 'Boxmodell' an.
Nein, die fing damit an, dass es Tags und Attribute in HTML4 gab, die bis auf gestalterischen Wert keine Semantik beinhalteten. Wären Layouts von Anfang an auf CSS angewiesen gewesen, sähe heute alles ganz anders aus.
Anstatt den von Microsoft gewählten Ansatz zum Standard zu erklären,
Als Netscape weit verbreitet war, gab es den M$IE noch nicht.
hat man sich seinerzeit für den Netscape Ansatz entschieden, dessen Hauptschwäche ja wohl darin begründet liegt, dass man keine Möglichkeit hat, direkt eine Gesamtbreite von 100% für ein gesamtes Element anzugeben.
Wer rechnen kann, ist klar im Vorteil ;-)
Dies scheint ja mittlerweile auch dem W3C aufgefallen zu sein, wenn man sich die Vorschläge der CSS 3 Spezifikation anschaut. Nur bis dieses 'Versäumnis' wieder ausgebügelt ist, wird es vermutlich Jahre dauern (s.o.).
Du sprichst von box-sizing. Ob dies Bestandteil von CSS3 sein wird, ist fraglich.
Überhaupt stellt sich mir immer öfter die Frage, ob es nicht besser wäre, einen 'radikalen' Neuanfang zu machen, als zu versuchen durch immer neue 'Nachbesserungen', möglichst unter Beibehaltung einer maximalen Abwärtskompatibilität, mit dem 'vermurxten' Kram Anschluß an die heutigen Anforderungen zu finden?
Schreibe XHMTL 2 und berichte uns über deine Erfahrungen ... Weitreichende Abwärtskompatibilität ist ein Muss.
Ferner finde ich, dass das Medium Internet vielfach 'überstrapaziert' wird. Sorry, aber wenn ich eine 'normale' Webseite erstelle, dann gehe ich nicht davon aus, dass sich diese jemand auf seinem Handydisplay anguckt.
Ist das ein Fehler der Spezifikationen?
Dafür ist sie schlicht und ergreifend einfach nicht gemacht (konzipiert).
Dann war HTML allerdings auch nicht vorgesehen, auf einem 22-Zöller mit Millionen Farben angezeigt zu werden. Der große Vorteil von HTML und auch von CSS ist die Unabhängigkeit von Ausgabemedien.
Mir fällt auf Anhieb kein Beispiel dafür ein, wo dem Nutzer (Betrachter, Zuhörer) soviel 'Freiheiten' im Bezug auf die eigene Gestaltung der dargebotenen Informationen zugebilligt (bzw. gefordert) werden, wie im Internet.
Empfindest du das als negativ? Die Darstellung der übermittelten Information selbst beeinflussen zu können ist IMHO das Geniale an diesem Konzept.
Mir fallen aber etliche Gegenbeispiele ein: Zeitschriften, Bücher, Fernsehen, Radio, uvm.
Diese sind dem WWW in fast allen Punkten unterlegen.
Was ich damit sagen will, ist in etwa folgendes: IMHO sollte man nicht versuchen aus CSS die 'eierlegende Wollmilchsau' zu machen, sondern vielmehr eine Art Baukastensystem (ala Lego), welches sich bei Bedarf problemlos beliebig miteinander kombinieren lässt. Es könnte dann bspw. verschiedene Layout-Bausteine geben. Einen z.B. für 'normale' Computer/Notebook Monitore/Displays und einen für Handys, einen weiteren für Screenreader, usw.!
Es gibt in CSS Medientypen.
Es gibt zwar im Augenblick für die verschiedenen Ausgabemedien die Möglichkeit, verschiedene Style Sheets zuzuweisen, aber dieser Ansatz geht mir nicht weit genug und ist mir auch zu sehr miteinander verwoben.
Was wäre dein Gegenvorschlag?
Letztlich sollte man die grundsätzliche Einfachheit von CSS (kompliziert wird es ja eigentlich nur durch die Umsetzung der Benutzerprogramme) erhalten, damit der 'Ottonormalanwender' auch zukünftig ein 'versteh- & anwendbares' Mittel zur Gestaltung seiner Internetseite hat.
Du kannst auch nur CSS1 verwenden, niemand muss sich in CSS3 einarbeiten.
(vorläufiges) Schlusswort: Ich möchte es nicht versäumen, mich beim W3C, bei Microsoft, Netscape und allen anderen Beteiligten, dafür zu bedanken,
Ob die hier mitlesen? ;-)
Grüße,
Roland