Hallo,
Das ist so zwar richtig, schliesst aber das andere nicht aus. Der Papst
hatte sich gegen Kondome ausgesprochen, weil sie, in seinen Augen, die
Entstehung neuen Lebens verhindern und das - in seinen Augen - nicht im
Sinne Gottes sein kann.
Wer bestimmt, was "im Sinne Gottes sein kann"? Selbst wenn man, wie ich, christlichen Glaubens ist, fällt es mir jedenfalls schwer, zu glauben, dass die ungesteuerte, unkontrollierte Vermehrung des Menschen das ist, was im Sinne Gottes ist. Für mich sind die Methaphern "Sündenfall und Verbannung aus dem Paradies" und "Sintflut mit anschließendem 'Bund unterm Regenbogen'" eben als Übertragung von Verantwortung auf den Menschen zu sehen. Seit dem gilt eben nicht mehr: "Gott wird's schon richten", sondern _wir_ haben für unsere _bewußten_ Entscheidungen, zu denen wir ja erst fähig sind, seit wir vom Baume der Erkenntnis genascht haben, die Verantwortung zu tragen.
Eine Stelle in der Bibel, die mich maßlos aufbringt ist diese:
Evangelium nach Matthäus:
...
6:25 Deswegen sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben und darum,
daß ihr etwas zu essen habt, noch um euren Leib und darum, daß ihr
etwas anzuziehen habt. Ist nicht das Leben wichtiger als die Nahrung
und der Leib wichtiger als die Kleidung?
6:26 Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht
und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater
ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie?
6:27 Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine
kleine Zeitspanne verlängern?
Andere Übersetzungsmöglichkeit: kann . . . seiner Körpergröße auch
nur eine Elle hinzufügen?
6:28 Und was sorgt ihr euch um eure Kleidung? Lernt von den Lilien, die
auf dem Feld wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht.
6:29 Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht
gekleidet wie eine von ihnen.
6:30 Wenn aber Gott schon das Gras so prächtig kleidet, das heute auf dem
Feld steht und morgen ins Feuer geworfen wird, wieviel mehr dann
euch, ihr Kleingläubigen!
6:31 Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen?
Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen?
6:32 Denn um all das geht es den Heiden. Euer himmlischer Vater weiß, daß
ihr das alles braucht.
6:33 Euch aber muß es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit
gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben.
...
Toll, wir leben also immer noch im Paradies, brauchen uns um nichts zu sorgen, leben fröhlich in den Tag hinein, wie die Vögel und die Lilien. Die verhüten natürlich auch nicht und bekämpfen auch keine Seuchen. Das macht Gott schon.
Nein, _wir_ sind keine Vögel und auch keine Lilien, _wir_ sind für uns selbst verantwortlich und erst, wenn wir _das_ so hinbekommen, dass es auch noch im religiösen Sinne menschlich auf unserer Welt zugeht, dann können wir bei Gott nochmal höflich anfragen, ob er uns etwas mehr von seiner Allmacht zuteilt.
Der Irrglaube, das es immer
nur einen richtigen Weg geben kann und alles andere dann gefälligst
falsch zu sein hat.
Diese Auffassung hat die katholische Kirche gluecklicherweise an fast allen
Stellen abgelegt.
Welche katholische Kirche meinst Du? Die geläuterte, in den öffentlichen Medien präsente oder die harte, in den Gemeinden gelebte Realität?
viele Grüße
Axel