Bio: Kapitalismuskritik

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Sup!

Ist nicht jede Meinung/Politik letzten Endes ideologisch, weil sie auf als axiomatisch angesehenen Grundüberzeugungen fußt?
Interessante Frage. Wenn Du an Stalin denkst und ihn mit Schröder vergleichst, gibt es sicher graduelle Unterschiede. Vielleicht gibt es auch keine wissenschaftlichen Maßstäbe für die richtige Wirtschaftspolitik, aber vielleicht doch Prüfsteine für den Erfolg. Die Regierung Schröder hat im Grunde viel Mut bewiesen, gegen Teile ihrer eigenen Klientel wirtschaftspolitische Konzepte durchzusetzen, wie sie die Kohl-Regierung gepredigt aber nicht umgesetzt hat. Was wären nun Prüfsteine, ob dieses Konzept aufgegangen ist oder ob nicht?

Erstmal: Keine Ahnung.
Ich würde aber behaupten, die Tatsache, dass die Schröder-Regierung Kohl-Konzpete durchgesetzt hat, anstatt zu tun, was sie in der Opposition gefordert hat, beweist, dass diese Konzepte aus Regierungs-Sicht sehr zwingend notwendig sein müssen.

Bestimmt könnte man objektive Kriterien benennen, die als eindeutiges Zeichen einer erfolgreichen Wirtschaftspolitik gesehen werden könnten, wie z.B. sinkende Verschuldung bei gleichzeitig sinkenden Arbeitslosenzahlen.

Ich betrachte den Ansatz in vielen Aspekten für gescheitert, vor allem aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit und der Unsicherheit der bestehenden Arbeitsplätze. Natürlich ist es nun eine _politische_, keine wissenschaftliche Frage, was als nächstes versucht werden soll.

Welchen Ansatz jetzt? Die Steinkohlesubventionen, die ganzen sinnlosen Umschulungen und ABM-Maßnahmen, das Privatinsolvenzrecht, oder die Versuche, das System zu vereinfachen, Investitionen anzulocken und die Leute wieder in Arbeit zu kriegen?

Wir hätten bestimmt mehr Arbeitsplätze, würde in Deutschland nicht an jeder Ecke gegen alles protestiert, wie z.B. die Verlängerung der Startbahn von Airbus in Hamburg, oder hier in Erlangen gegen den Bau eines neuen Einkaufszentrums (an einer Stelle, wo im Moment ein total hässliches Post-Gebäude steht).
Klar gibt es subjektiv immer gute Gründe für die Protestler, dagegen zu sein, objektiv führt es aber immer dazu, dass jede Veränderung in Deutschland Jahre dauert und extrem teuer ist, weil gegen alles maximaler Widerstand geleistet wird. Das ist auch eine Form von sozialschädlichem Individualismus.

Diesen Prozess: Die Prüfung wirtschaftspolitischer Konzepte in der Praxis und die politisch-demokratische Bewertung des erzielten Erfolgs würde ich als begrenzte oder kontrollierte Ideologie bezeichnen.

Die Prüfung wirtschaftspolitischer Konzepte in der Praxis und die politisch-demokratische Bewertung des erzielten Erfolges...
Nun - die Prüfung wirtschaftspolitischer Konzepte in der Praxis läuft permanent. Die Bewertung in der Praxis ist im Prinzip daran absehbar, wer wieviel Wirtschaftswachstum hat, wieviel Pro-Kopf-Einkommen, welche Einkommensstruktur, wieviele Hochschulabgänger, wieviele Schulden, welche Krankheitsquote und Lebenserwartung.

Die Bewertung des Erfolgs sollte anhand dieser harten Indikatoren gar nicht so schwer sein, wenn man sich auf eine Formel einigen könnte, wie sie zu gewichten wären. Kann man aber nicht, scheint es.

Die Bewertungsversuche des Erfolg würde ich eher als Stochern im Dunkeln von Aktoren mit Tunnelblick bezeichnen als als "eine Ideologie", denn jeder Aktor hat einen anderen Satz von Kriterien und eine eigene Ideologie (oder auch nur irgendwelche wirren Vorstellungen vom Glück und mangelnde Fähigkeiten, gewisse unabänderbare Zusammenhänge zu akzeptieren).

Natürlich gibt es auch andere Quellen für eine ideologische Sicht der Welt als die Wirtschaftstheorie, vor allem natürlich, wenn partikulare Interessen als Gemeininteressen dargestellt werden, aber das ist vielleicht ein anderes Thema.

Vielleicht. Vielleicht ist eine Quelle für ideologische Sicht auch schlichte Dummheit, wenn man z.B. "die Reichen" stärker besteuern will. Das macht man nämlich nur so lange, bis die auswandern (ab ca. eine Million Euro Vermögen kann man sich quasi aussuchen, wohin) oder auch arm sind, es ist also eine ziemlich kurzsichtige Strategie. Dennoch gibt es immer noch Leute, die jubeln, wenn jemand diese grandiose Idee äußert.

Hat nicht jeder Unternehmer das Recht, sein Unternehmen vor die Wand zu fahren?
Manager sind meist keine Unternehmer. Sie zocken also nicht mit ihrem eigenen Geld.

Was ist mit Managern, die Aktien des eigenen Unternehmens haben, oder mit Gesellschaftern einer Kapitalgesellschaft, die in der Geschäftsführung tätig sind?

Nehmen wir ein Beispiel: Zahlreiche (Klein-)Aktionäre wurden durch die Telekom über den tatsächlichen Wert des Unternehmens getäuscht.

Bei Aktien-Gesellschaften ist der Wert des Unternehmens doch eigentlich immer eher virtuell, denn er kommt durch die Einschätzung des Werts des Unternehmens durch die zustande, die Aktien kaufen und verkaufen.
Der tatsächliche Wert eines Unternehmens bzw. eine Schätzung davon steht in der Bilanz. Wer nun keine Bilanzen liest oder lesen kann oder generell keine Ahnung hat vom Aktienmarkt, und dennoch Aktien des Unternehmens kauft (Aus Gier, um vom Erfolg der Arbeit anderer zu profitieren!!! - würden unsere Damen und Herren Kapitalismuskritiker hämisch anmerken) ist IMHO selbst schuld. Schuster bleib' bei deinen Leisten, sag' ich nur.

Bei der Mannesmann-Fusion bestehet der ebenfalls der Verdacht, dass die Spitzenmanager für bestimmte Entscheidungen finanziell entlohnt worden sind. Da halte ich unsere Gesetze für zu lachs und liberal.

Aber wenn dieser Verdacht beweisbar wäre, dann wäre das doch Betrug, oder? Und wer soll welche Manager wofür entlohnt haben?

Die Lohnkosten dürften bei 3500 Euro liegen, wenn Du Urlaubsgeld, Urlaubsvertretung und Krankenvertretung rechnest, dazu kommen Bürokosten, Küche und, sagen wir 1000 Euro Miete, wenn ein Garten dabei sein soll, Heizung, Wasser, Einrichtung, Spielzeug usw. Wenn Du so 700 bis 800 Euro pro Kind voraussetzt, dürfte das ein großer Ansporn zur Familiengründung sein.

Wenn man einen Kindergartenplatz für lau kriegte?
Hmmm... wäre es da nicht besser, die Steuern für Eltern zu senken? Du weisst, bei uns hängt das Bildungsniveau vom Bildungsniveau der Eltern ab, da wäre es doch klug, gebildete Eltern vermehrt zum Kinder-Kriegen zu animieren. Personal für Talkshows mit dem Thema "Du hast nicht verhütet, jetzt bin ich schwanger, Alder!" haben wir doch genug. 100.000 Leute pro Jahr fallen ohne Ausbildung aus unserem s.g. Bildungssystem. Und es gibt keine Jobs.
Ich finde weiterhin, wir müssen die Abgabenstruktur so verändern, dass sich "Normalverdiener" Hausangestellte, Gärtner etc. leisten können; nur so können die Bildungs-Drop-Outs sinnvolle Jobs bekommen und die gesamte Gesellschaft entlastet werden.

Rechne mal, wieviel Dein Studium den Staat kostet, dann weißt Du, warum es ohne staatliche Unterstützung kaum Universitäten und Schulen geben dürfte. Alles kann man nun wirklich nicht privatisieren.

Bestimmt nicht. Bildung ist eine Investition des Staates in die Zukunft. Arbeitslosengeld und Sozialhilfe sind keine Investitionen. Darum sollte man mehr für Bildung ausgeben und weniger für Sozialhilfe bzw. Alg II, und endlich erreichen, dass jemand, der arbeitet, immer mehr verdient als jemand, der nichts tut.

Wie wär's mit: Weniger kompliziertes Steuerrecht? Ich kenne Leute, die wegen des Lohnsteuerjahresausgleichs lieber schwarz arbeiten als ein Gewerbe anzumelden.
Puttgarts und Pufnucken?

Wie meinen?

Gruesse,

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Kapitalismuskritik

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