Hallo,
Als erklärende Beispielscripte bieten sich kurze Teile an, die die zu erklärende Funktionalität demonstrieren und nicht riesige Anwendungen.
Wie löst das die angesprochenen Probleme? Auch wenn ich schrieb »SELFHTML enthält zahlreiche gestellte, zum Teil irreführende, in der Praxis nur bedingt nützliche Beispielscripte«: Ich habe nichts gegen didaktisch zugespitzte, fingierte Beispiele, die eben einfach nur das zu erklärende Feature demonstrieren. Das ist an sich nicht problematisch.
Problematisch wird es, wenn man sechshundertunddreißig Objekte/Methoden/Eigenschaften mit fingierten und praktisch unsinnigen Beispielen hat, die jeweils ohne jegliche Wertung nur das Feature an sich nüchtern technisch vorstellen, *und* wenn man gleichzeitig keinen Teil der Dokumentation hat, der diese Fragmente zu sinnvollen Anwendungsbeispielen zusammenfügt und den ganzen in sich »dummen« Feature-Beschreibungen einen übergreifenden Sinn gibt.
Erklärt mir selfHTML eigentlich, dass man mit CSS sehr viel Unsinn machen kann, z.B. geringe Kontraste, unleserliche Spaltenbreite bei Fließtexten, überflüssige Hover-Effekte, chaoshafte Seiteneinteilungen und unübersichtlich Anordnungen oder einfach nur eine geschmacklose Gestaltung?
Nein, momentan hat SELFHTML in dem Punkt Lücken.
Was aber nicht heißt, dass SELFHTML nicht auf diese Problematiken hinweisen sollte. Wenn wir Gestaltung mit CSS vorstellen, ist es nur sinnvoll, dass wir auch ansprechen, was eine gute Gestaltung ausmacht und wie man die Teiltechniken geschickt kombinieren kann. Usability und Accessibility werden in SELFHTML 9 großen Raum einnehmen. Die Farbwahl, der Aufbau von Spaltenlayouts, der Einsatz von Effekten und die aufgeräumte, übersichtliche Seitenstruktur werden dabei sicher angesprochen werden.
Eine einfache, unpolemische Darstellung standardkonformer Techniken wäre angebracht.
Die wertfreie Darstellung von netten Zeitgenossen wie window.status und window.open hat wunderbaren JavaScript-Missbrauch in die Welt hinausgetragen, der uns auch noch übermorgen auf Webseiten nerven wird.
Wir wollen nicht positivistisch und wertfrei Techniken vorstellen. Das wollte SELFHTML noch nie, und das macht SELFHTML auch momentan nicht. Wieso sollte sich SELFHTML darauf begrenzen, Techniken vorzustellen, ohne die Sinnfrage zu stellen? Ich finde, das widerspricht unseren grundsätzlichen Auffassungen. SELFHTML will für einen kritischen und selbstbewussten Umgang mit Technik (»Energie des Verstehens«) stehen. Wieso sollte eine Didaktik sich darauf beschränken, einfach technische Möglichkeiten und der Technik innewohnende Regeln zu beschreiben? Wie kann man das Anleitung und Hilfe nennen? Soll es dem Leser eine augenscheinliche Freiheit geben, die Technik so zu nutzen, wie er es für richtig hält?
Es gibt nun einmal eine (Pseudo-)Wissenschaft, die sich über die nutzbringende und effiziente Technikverwendung Gedanken macht. Ein Lehrbuch, das die Erkenntnisse dieser Wissenschaft nicht der nüchternen Technik, für die es weder sinnhaft noch sinnwidrig gibt, entgegenstellt, bildet meiner Meinung nach keine kompetenten Anwender aus. Selbstbestimmt handelt höchstens derjenige, der sich wissentlich, aber nicht naiv, über Bedenken und Empfehlungen hinwegsetzt.
Was nun den Zusatz »standardkonforme Techniken« angeht, so verstehe ich ihn nicht. Standardisierung heißt noch längst nicht, dass man diese Techniken unreflektiert benutzen kann. Die Frage, wie und wozu man sie benutzen, stellt sich ebenso. Was die Darstellung von DOM Events angeht, so stimme ich dir zu, möchte aber einwenden, dass gerade in diesem Bereich Standardisierung ein Witz ist. Das letzte, was SELFHTML sein will, ist eine Kopie der W3C-DOM-Spezifikationen - die Sinnfrage beantworten diese sowieso nicht. Schau dir mal die wahrscheinlich beste Ressource weltweit dazu an, quirksmode.org, dort ist der Browser-Quirks das leitende Paradigma. Die Dokumentation der Event-Eigenschaften halte ich auch ohne Bezugnahme auf DOM Events für eine der besten - weil wir eben den Browser-Quirks detailliert untersucht haben. Es fehlen natürlich gewisse Methoden und Eigenschaften, die du wahrscheinlich meintest.
Mathias