Hallo,
Hat jemand einen Buchtipp für mich?
Mal ein paar Bücher, die ich im letzten Monaten genossen habe:
Harry Potter & the Half-Blood Prince von J.K. Rowling.
Topaktuell, also. Man sollte natürlich auch die anderen Bände davor gelesen haben. Wenn ich irgendwas zum Inhalt verrate, werde ich wahrscheinlich getötet. ;)
The Years of Rice and Salt von Kim Stanley Robinson
Eine Uchronie, eine Alternativweltgeschichte. Die Prämisse ist hier, dass während des Schwarzen Todes im 14. Jahrhundert nicht nur ein Drittel sondern nahezu die komplette europäische Bevölkerung ausgestorben ist. Robinson beschreibt dann in zehn Episoden bis zum 20. Jahrhundert, wie das „Machtvakuum“ im wesentlichen durch die islamische und chinesische Kultur abgedeckt wird bzw. wie sich die Welt ohne die „Kultur der Franken“ weiterentwickelt. Teilweise durch entsprechende Äquivalente der realen Geschichte (Es gibt eine Mischung aus Galileo und Newton in Samarkand, eine Art chinesischen Marx), teilweise aber auch durch andere Entwicklungen, die nicht reale Ereignisse wiederspiegeln. Als Brücke über die zehn unterschiedlich angesetzten Episoden werden die zentralen Charaktere als Reinkarnationen geschildert. Ich fand es sehr interessant zu lesen.
Die geheimnisvolle Flamme der Königin Loana von Umberto Eco
Der Erzähler hat bei einem Unfall sein Gedächtnis verloren und versucht nun, seine Lebensgeschichte zu rekonstruieren. Die Geschichte finde ich eher schwach (evtl. gibt sich das beim zweiten Lesen irgendwann in der Zukunft), dafür ist der zweite von drei Teilen des Buches für den Leser sehr interessant. Benannt „Ein Gedächtnis auf Papier“ beschreibt er, wie der Erzähler durch das Wiederlesen der in Kinder- und Jugendzeit gelesen Literatur, auch Trivialliteratur versucht, nachzuvollziehen, was für ein Mensch sich dadurch gebildet haben kann. Das ist als Leser eher weniger interessant, wer von uns hat schon den Hintergrund eines in den dreissiger Jahren geborenen Italieners, allerdings zwingt es einen dazu, zu rekapitulieren, wie viel von einem selbst aus der Rezeption diversen Medien entspringt. Insofern hat wohl jeder von uns ein Gedächtnis aus Papier. Das Buch erzählt also weniger eine spannende Geschichte, sondern verführt einen, sich mit seinen Erinnerungen und deren Ursprung zu beschäftigen. Ein typischer Eco, ein Buch, das sich seinen Leser erschafft. Weswegen ich danach dann - mal wieder - dieses Buch gelesen habe:
Der Name der Rose, ebenfalls von Eco.
Es ist immer wieder erstaunlich, auf wie vielen Ebenen man dieses Buch lesen kann. Immer wieder, wenn ich es neu lese, finde ich etwas neues; ein Buch, an dem man wächst, wenn man so will. Sollte man gelesen haben.
The Baroque Cycle von Neal Stephenson, bestehend aus den Wälzern Quicksilver (deutsche Ausgabe), The Confusion und The System of the World
Die drei Bücher spielen so ca. zwischen 1660 und 1720 und beschreiben die Veränderungen der Welt in den Jahren, sowohl politisch (vom Feudalismus zur konstitutionellen Monarchie), der Wirtschaft (Kreditwesen, Börse) als auch in der Wissenschaft (Newton, Leibnitz). Es gibt zwar zentrale Handlungsstränge und Themen, ich würde die Bücher aber eher als mäandernd bezeichnen, dicke Wälzer eben. Ich mag so etwas.
Es gibt eine leichte Verwandtschaft zum schon vom Elya empfohlenen, im 20. Jahrhundert spielenden Cryptonomicon - das ich auch sehr empfehlen würde.
Ansonsten wurde hier im Thread ja schon einiges genannt, das ich auch empfehlen kann. Wobei: von Dan Brown rate ich ab; ich habe eine Antipathie gegen seinen Schreibstil für Leser, die offenbar unter ADS leiden. Und ich nehme ihm übel, dass er in Sakrileg die schon absurde Verschwörungstheorie aus „Der heilige Gral und seine Erben“ geklaut und verwurstet hat; andere konnten das besser (Zum Beispiel Umberto Eco im Focaultschen Pendel. *hust*).
Tim